Kapitel 37

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Stille herrschte um sie herum. Weder Jungkook noch Taehyung sagten etwas. Starrten sich nur wortlos an.

Es waren zähe Momente. Momente, die Jungkooks Herz nur noch schneller schlagen ließen. So laut, dass er glaubte, dass der Schwarzhaarige es ebenfalls hören konnte.

"Was möchtest du?", fragte er erneut. Konnte sehen, dass der Präsident schwer schluckte. Mit sich rang.

Und dann... Dann lief dieser auf ihn zu. Blieb nah bei ihm stehen. So nahe, dass Jungkook den Kopf heben musste, dass er ihm noch in die Augen blicken konnte.

Warme Hände zogen ihn dicht zu sich heran. Legten sich in dessen Nacken und auf die Brust.

"Das hier...", konnte Jungkook ihn noch Flüstern hören und schon lagen ihre Lippen aufeinander.

Zuerst probierend. Ohne Bewegung. Als ob es in der nächsten Sekunde noch gestoppt werden könnte.

Aber Jungkook wollte nicht. Wollte nicht, dass Taehyung seinen Mut bereute.

Stattdessen war er der erste, der langsam in Bewegung geriet. Die Hände zu dessen Oberteil wandernd. Fest hineingreifend. Ihn dadurch nur noch dichter zu sich ziehend.

Seine Lippen langsam öffnende und diese Wagnis doch wieder rückgängig machend.

Langsam löste sich der Alpha von ihm. Legte die Hände an Jungkooks Wangen. Rahmten sein Gesicht in Wärme ein.

"Darf ich?" Eine atemlose Frage. Unnötig, denn eigentlich dachte der Jüngere, dass er bereits still geantwortet hatte.

Konnte sehen, dass der Mann vor ihm jederzeit bereit war das hier zu beenden - aber nicht wollte.

Er konnte dessen rote Wangen sehen. Konnte dessen Puls an seiner Haut spüren. Konnte wieder dieses angenehme Aroma um sich riechen. Kaffee. Kirschblüte. Moschus.

Nie wieder würde er bei diesem Duft an jemand anderes denken können, als an den Präsidenten.

"Mach, du Idiot..."

Ja, Worte sind mächtig. Aber noch mächtiger als Worte sind Berührungen.

Sie sagen so viel mehr aus, als es die Stimme jemals kann.

Jungkook wusste das. Hatte es schon früh am eigenen Leib erfahren müssen und entwickelte dadurch einen Respekt, der sich zur Angst hochgeschaukelt hatte.

Niemand sollte mehr die Möglichkeit bekommen ihn so tief zu verletzten, dass er sich wieder am dunkelsten Punkt in seinem Leben zurück fühlen würde.

Und trotzdem wagte er es. Bei ihm. Bei Taehyung.

Konnte erneut dessen Lippen spüren. Diesmal stärker. Lebendiger. Hitziger.

Ohne Kontrolle darüber zu haben kippte er nach hinten. Konnte spüren, wie Taehyung über ihn krabbelte. Wie dessen Beine sich links und rechts von ihm in die Matratze drückten und er langsam mehr auf die Betten gezogen wurde.

Umrahmt vom Alpha. Gewärmt von dessen Körper, der sich langsam auf ihm niederließ.

Es war eigenartig so dazuliegen. Wusste nicht genau, ob er etwas daran ändern wollte oder ob es so auch angenehm sein könnte.

Er hatte es schließlich noch nie gehabt. Hatte noch nie etwas ähnliches, wie das, was gerade passierte, erlebt.

Er war jungfräulich in allen Belangen der Zuneigung. Zuneigung nicht zu Freunden, sondern zu Menschen mit denen man gerne das Bett teilte.

Jemanden, den man mehr spüren wollte als durch eine zarte Umarmung. Jemanden, der einen küsste, so wie Taehyung es gerade bei ihm tat.

Intensiv. Und mit jeder Sekunde hitziger.

Er konnte spüren, wie sein Körper ganz automatisch versuchte den Mann über sich näher zu seiner Mitte zu drücken.

Hatte schon fast den Drang seine Beine weit zu öffnen. Als ob sein Omega schon bereit war zu geben, was dieser zu geben hatte.

"Du schmeckst unglaublich gut...", flüsterte der Schwarzhaarige an Jungkooks Lippen. Ließ diesen dadurch nur noch roter im Gesicht werden, als es durch die Hitze eh schon der Fall war.

"Mein Alpha erinnert sich an dich... In dieser Nacht, als Yoongi uns gefunden hatte..." Vorsichtig wanderten dessen Lippen von denen des Jüngeren weg, die durch den Kuss leicht geschwollen waren. Weiter Richtung Ohr und dabei ein Spur aus Küssen auf seiner Wange hinterlassend.

"Was wäre passiert, wenn er es nicht unterbrochen hätte?"

Eine Gänsehaut breitete sich über Jungkooks Körper aus. Ließ ihn erbeben, nur, weil dessen Atem sein Ohr streifte und dabei so nahe an seinen Nacken kam. Der Punkt, an der ihre Verbindung zu einem Bund für die Ewigkeit werden könnte. Beängstigend... Eigentlich. Aber gerade - mit diesem Mann über ihm - eine angenehme Aussicht.

"Das...", wollte der Braunhaarige gerade ansetzten, da wurde er von einem lauten dominante Klopfen an der Tür unterbrochen - und sofort ereilte ihn ein Windhauch auf der erhitzten Haut. Ließ ihn unangenehm frösteln und starrte - ins nichts. Leere vor ihm, weil der Präsident den Weg zur Tür innerhalb von Sekunden bewältigt hatte. Als ob er von ihm weg wollte... Dabei war er doch derjenige gewesen, der diese Verbindung gerade geknüpft hatte. Stattdessen wollte der Schwarzhaarige nun lieber den Neuankömmling an der Tür begrüßen. 

Das nannte man dann wohl Flucht...

Ungläubig blieb Jungkook einfach liegen, starrte an die Decke über dem Bett und lauschte den Stimmen der beiden Männer.

"Herr Präsident Kim, sie hatten um Informationen über die Patientin Hong, Anny gebeten, sobald wir Zeit dafür finden. Daher ein kurzer Überblick über die derzeitige Situation:

Der Chef der Kardiologie ist immer noch im OP und tut was er kann.

Aufgrund ihres Alters und der schwere ihres Herzinfarktes können wir aber nicht sagen, wie gut sie es verkraften wird.

Wir werden zwei Stants setzen. Wenn das erfolgreich verlaufen ist, werden wir sie wieder zu machen und auf die Intensivstation verlegen. Dort wird sie rund um die Uhr beobachtet und jede Veränderung ihres Gesundheitszustands wird dort unter professionellem Auge verfolgt werden.

Ich würde nun wieder zurück in den OP und sobald Zeit ist, sie erneut über den aktuellen Stand in Kenntnis setzen."

Ein kurzes Danke von Taehyungs Seite und dann wurde die Tür klackend schon wieder geschlossen - aber der Alpha kam nicht wieder zurück zu Jungkook.

Besorgt richtete er sich auf. Wollte nach dem Älteren schauen und fand ihn zusammengekauert auf dem Boden wieder. Den Rücken an der Tür gelehnt, die Beine von den Armen umschlungen und das Gesicht an den Knien vergraben.

Verdammt...

Sofort kam er vom Bett hoch. Setzte sich neben dem Schwarzhaarigen auf dem Boden und versuchte stumm zu zeigen, dass er da war.

Worte würden hier zu viel sein. Aber allein sein wäre noch schlimmer.

Bad Chick - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt