Kapitel 62

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"Namjooooniiii! Renn doch nicht weg!"

Eilig hatte der graublonde das Büro des Präsidenten verlassen. Hatte Jin einfach von seinem Schoß runter geworfen und war nun auf der Flucht.

Die Toilette sollte sein Ziel sein. Hoffentlich hatte dieser schwarzhaarige Teufel wenigsten soviel Anstand, dass er ihn dort in Ruhe ließ.

Natürlich könnte er dort nicht ewig bleiben, aber er konnte sich einen neuen Plan überlegen.

Etwas, bei dem er nicht auf die Gunst von anderen angewiesen war. Denn Tae hatte ihm ganz klar signalisiert, dass dieser nicht half... So ein scheiß.

Ohne Kommentar rannte Namjoon einfach den Gang weiter. Dort, wo am Ende eine graue Tür in die Wand eingelassen war auf der groß ein Schild prangte nur für Alphas.

Hier durfte der Typ nicht rein. Hier könnte er...

Mit einem festen Stoß ließ er die Tür aufschwingen. Hinter ihm wurde es plötzlich ruhig... Etwas, was definitiv Freude in ihm auslöste, aber damit war sein Spurt noch nicht zu Ende.

Nein... Stattdessen schloss er sich in eine der Kabinen ein, klappte den Klodeckel runter und setzte sich Atemlos darauf.

Sicherheit. Ruhe. Einsamkeit.

Was gab es schöneres!

Er war schon immer mit sich im Einklang gewesen. Hatte nie jemanden gebraucht - und jetzt schien diese Zufriedenheit ein Ende zu haben. Mit Jin.

Das war absolut nicht akzeptabel und das würde er ganz sicher nicht einfach so hinnehmen.

"Namjoonie, du hättest mir doch sagen können, dass du auf Toilette musst! Hatte schon Sorge, dass du vor mir wegrennst...", ertönte da auch schon dumpf die Stimme des Verfolgers durch die Tür. Leider... Aber vielleicht sollte er sich glücklich schätzen, dass es wenigstens für ein paar Sekunden ruhig war...

"Ich bin vor dir weggerannt!"

Ehrlichkeit sollte helfen... Oder auch nicht.

Schon hörte er, wie die Tür der Toilette aufging und zwei schwarze Turnschuhe vor seiner Kabine zum stehen kamen.

"Jin, das ist..." Er wollte sich schon beschweren. Ihn darauf hinweisen, dass das hier eine Toilette für Alphas war - da wurde er je unterbrochen.

"Ich bin nicht Jin. Ich bin Young von der Security und der Beta ist nicht mehr da..."

Jubelnd wollte Namjoon schon die Arme heben, da sprach der Typ einfach weiter.

"Das sollte dich aber nicht zum Jubeln bringen. Lieber solltest du dich schämen... Dieser Mann versucht dein kaltes Herz zu erweichen, aber stattdessen weißt du ihn nur zurück!"

Seit wann waren sie denn beim Du?

"Ich rate dir, ihn nicht halbherzig abzuwimmeln ohne es nicht wenigstens probiert zu haben! Niemand hat es verdient, dass man vor ihm weg rennt - verstanden?"

"Sonst?" Es hatte sich definitiv irgendwie nach einer Drohung angehört, auch wenn nichts davon ausgesprochen wurde - und das war schon irgendwie frech...

So musste er jetzt wirklich nicht mit sich umgehen lassen... Das war doch...

Wütend riss er die Tür der Kabine auf. Wollte schon loslegen, etwas dagegen zu sagen - da prallte er einfach gegen die breit muskulöse Brust von Young...

Schockiert starrte er nach oben in das Gesicht des Hünnen und konnte es nicht verhindern, dass er schwer schluckte...

"Sonst bekommst du es mit meinen Freunden und mir zu tun, du Lauch!"

Erst jetzt bemerkte Namjoon wie tief und dröhnend sich die Stimme des Securitymannes anhörte. Ein Bass, der ihn eigentlich hatte vorbereiten müssen auf - sowas.

Naja ... Aber Namjoon wäre ja nicht Namjoon, wenn er nicht auch in solch einer Situation die Haltung bewahren könnte.

Er hatte das schließlich schon geübt, da war die Windel noch sein täglicher Begleiter... - jedenfalls hatte das seine Mutter erzählt.

"Vielen Dank für diese Info! Ich bin Ihnen sehr dankbar über dieses aufklärende Gespräch. Allerdings habe ich mein Liebesleben gerne selbst in der Hand und lasse mir ungern von Menschen reinreden" - die ihr Hirn im Schwanz sitzen haben, hätte er gerne gesagt, stattdessen sagte er: ", die keine Ahnung von mir oder meinen Bedürfnissen haben, also..."

"Du hast doch gar kein Liebesleben, Namjoon!", erklang da die Stimme seine Kumpels.

Entspannt lehnte dieser am Rahmen der Tür, durch die man wieder auf den Flur zurück kam, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete sie beide.

"Vielen Dank auch, Taehyung!"

Wozu brauchte man Feinde, wenn man Freunde hatte...

Geknickt lief Namjoon an dem Hünnen vorbei, der wie eine Eins da stand und voller Respekt zum Schwarzhaarigen blickte, und wusch sich die Hände.

Er hoffte, dass das etwas von seiner Anspannung nahm. Kaltes Wasser wirkte schließlich Wunder.

Jeden Morgen weckte es seine Glieder und trieb ihn dazu an voller Power in den Tag zu starten.

Warmduscher wussten einfach nicht, was es bedeutete voller Elan und Tatendrang zu sein. Sie waren eine Sorte, die Namjoon so überhaupt nicht verstand.

"Gib Jin doch eine Chance... Er ist bestimmt nicht so übel, wenn du ihn kennenlernst..."

"Ha... Ist dir das etwa wichtig? Willst du etwa mehr von Bunny, als du mir gerade sagst?"

Für seinen Freund konnte er sich das tatsächlich noch überlegen... Natürlich NUR für ihn und ihre lang andauernde Bekanntschaft/Freundschaft. Er brauchte natürlich keinen Grund doch über seinen Schweinehund zu hüpfen und etwas neues zu wagen. NIEMALS.

"Warum nennst du ihn denn Bunny? Hat das irgendeinen tiefergehenden Grund, den ich gerade nicht verstehe?"

"Ja...", War dem das echt noch nicht aufgefallen? "Seine Zähne... noch nie bemerkt? Die Forderzähne haben Ähnlichkeit mit einem Hasen!"

Man man man... Was machte der nur, dass der das noch nicht mitbekommen hatte?

Kurz dachte er tatsächlich darüber nach - bis es ihm peinlicherweise schon fast in den Schoß fiel.

"Ich achte nicht so auf seine Zähne...", grinste der Schwarzhaarige breit und zuckte mit den Schultern. "Es gibt andere tolle Sachen, die man mit dem Mund eines anderen machen kann - könntest du ja mit Jin Mal ausprobieren..."

Zum Schluss gab es noch ein Zwinkern, bevor sich der Präsident wegdrehte und die Tür öffnete.

"Apropo", kam dann doch noch ein Kommentar. "Lad ihn zum Essen ein - ich glaube, dass er weiß, wie er sich benehmen muss und ich denke er hat viel zu erzählen..."

Und dann war er auch schon weg und Namjoon mit dem Security Mann wieder allein.

Angespannt lächelte er den Hünnen an, der ihn nur mit eiskalten Blick musterte. Es hatte nur noch ein Finger an der Kehle gefehlt, um das ganze hier perfekt zu machen - darauf warten wollte er jetzt aber auch nicht.

"Ciao..."

Und dann war er auch schon wieder auf dem Weg Richtung Büro.

Von Jin keine Sicht.

Bad Chick - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt