Kapitel 88

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"Das kann nicht sein... du-du bist Tod... Ich hab...", hörte Tae den Jüngeren sagen.

Dessen Stimme dabei schmerzvoll verzehrt. Schockiert.

Er konnte es nicht sehen, weil er noch immer durchs Haus eilte, um zum Ort des Geschehens zu kommen. Hoffte, dass es nicht die Person war, die hier nicht sein sollte. Die einfach alles zerstören könnte, was Jungkook und er sich in den letzten Wochen aufgebaut hatten. 

Welche Gedanken würden durch den Kopf des Jüngeren kreisen, wenn diese eine Person plötzlich in seiner Wohnung stand? 

Würde dieser glauben, dass er ihn verarscht hatte? Ihn angelogen? 

Oder doch etwas gänzlich anderes?

Mit viel Schwung nahm er die letzte Ecke des Flurs mit. Konnte einige Meter weiter bereits den Braunhaarigen auf dem Boden sitzen sehen. Den Blick starr nach oben gewannt. Die Augen weit aufgerissen, als ob dieser gerade ein Gespenst sah. 

Ein Gespenst, was auch ihn selbst nicht MEHR ängstigen könnte als gerade eben.

"Jungkook was...", erklang die Stimme des mittlerweile Fremden. Den Blick auf ihn durch die offene Tür versperrt. 

Erst als er sich neben dem Jüngeren auf den Boden fallen ließ. Die Knie dabei schmerzvoll auf dem harten Boden aufkommend und dessen Gesicht direkt zwischen seinen Händen nehmend, konnte er erkennen, wer sie da mitten in der Nacht überfiel...

Jung Hoseok...

Ein langjähriger Freund aus Kindertagen... einst mit Yoongi zusammen sein engster Vertrauter. Bis dieser gemordet hatte - für den kleinen Bruder. Für Jungkook.

Alarmiert versuchte er das Gesicht von dem Jüngeren zu sich zu drehen. Wollte, dass dieser den Blick abwand von diesem Mann, der ihn hatte allein gelassen. Schmerzen und Leid zugefügt hatte. 

"Es tut mir so Leid, Jungkook... ich hab nicht gewusst... - ich..." Seine Stimme brach. Konnte den Schmerz in dessen Ausdruck kaum verkraften. 

Noch immer schockiert. 

Nicht in der Lage etwas zu sagen. Sich zu regen. Genau, wie der Mann, der immer noch im Türrahmen stand und mit dem gleichen Blick auf sie hinunter starrte...

Angst kribbelt in Taes Bauch, wusste er doch nicht, was Hoseok hier wollte. Braun gebrannt, kurze schwarze Haare und eine riesige Sporttasche dabei, die nun auf dem Boden lag. Völlig in Vergessenheit geraten. 

"Du-du... Du blutest..."

Es war eine Feststellung des Fremden.

Nicht in Bezug auf Tae... sondern in Bezug auf Jungkook, der nun verwirrt hinab schaute und die Blutlache unter sich entdeckte.

Sie wurde nach und nach größer. Breitete sich unter dem Jüngeren aus, benetzte dessen Bademantel.

Oh Gott, was war hier passiert, als er für kurze Zeit nicht da war? Was geschah hier vor ihren Augen?

Was...

"Ich rufe einen Krankenwagen", hörte Tae Hoseok sagen. Konnte seinen Blick nicht von dem Omega vor sich nehmen, der in Schweigen verfallen war.

Beängstigendes Schweigen. Die Augen reglos auf das Blut unter sich gewandt. Nicht mehr reagierend auf Taes ansprachen.

...

"Junger männlicher Omega. Nicht identifizierte Blutungen aus dem Unterleib. Schockzustand.", rief der Sanitäter den Notfallärzten zu, während sie die Transportliege ins Krankenhaus schoben. Jungkook darauf und etwas regsamer. Allerdings immer noch ohne irgendein Wort von sich zu geben.

Tae eilte hinterher. Hatte nichts weiter dabei. War einfach mitgefahren.

Hoseok hatte ebenfalls diesen Plan gehabt, aber voller Zorn hatte er ihm entgegnet, dass dieser dort nichts zu suchen hatte. Natürlich verstand er, dass dieser besorgt war - aber das kam definitiv zu spät, fand Tae. Dieser Mann hatte nichts dort zu suchen. Sollte sich fernhalten ehe noch etwas schlimmeres geschah. Am besten wieder zurück kehren in die neue Heimat, wo auch immer das war.

Er hatte mittlerweile etwas Zeit gehabt über dessen Erscheinen nach zu denken und war der festen Überzeugung, dass das ohne dessen Zutun nicht passiert wäre - was auch immer gerade mit Jungkook PASSIERTE.

Nicht Mal die Sanitäter konnten es genau sagen. Drucksten herum und meinten, das es im Krankenhaus abgeklärt wird. In DEM Krankenhaus.

Da wo dieser ekelhafte Chefarzt der Chirurgie umher lief und unangebrachte Angebote machte.

Hoffentlich würden sie von dessen Anwesenheit verschont bleiben...

"Hallo, Herr..."

"Jeon. Jeon Jungkook heißt er." Tae antwortet der etwas ältere Frau, die auf sie zugerannt gekommen war, direkt. War er sich doch nicht sicher, ob das jemand anderes machen würde. Sie hatte kurze schwarze Haare, hatte einen weißen Arztkittel an und wirkte Recht geschäfftigt. Hatte sich bereits das Klemmbrett der Sanitäter gegriffen und studierte die Informationen darauf.

"Hallo Herr Jeon, ich bin Frau Dr. Shin", wandt sie sich an den Patienten. Beugte sich leicht zu ihm vor. Lächelte etwas. "Und ich werde mich jetzt um sie kümmern. Ich bin Urologin und wir werden herausfinden, was mit ihnen los ist, in Ordnung?"

Der Braunhaarige antwortete nicht. Schaute sie nur an. Aber selbst das schien ein kleiner Fortschritt zu sein.

Vorhin ging wirklich gar nichts mehr.

Der Jüngere hatte einfach abgeschaltet.

War nicht mehr im hier und jetzt.

"Er hat einen Schock. Wissen sie zufällig woran das gelegen haben könnte? Ist irgendwas schlimmes passiert? Ein Sturz oder etwas anderes unvorbereitetes?"

Sie schaute nun ihn an. Tae. Der kurz etwas durcheinander mit dem Kopf schüttelte und sich dann korrigierte.

"Ähm, doch.

Etwas unvorbereitetes.

Er ist dann hingefallen, aber kein Schlag oder so."

Was sollte er auch sagen? Ja, ein Geist aus vergangenen Zeiten ist aufgetaucht?!

Wahrscheinlich würden sie ihn dann auch gleich hier behalten wollen, allerdings auf einer anderen Abteilung. Die für Leute mit Wahnvorstellungen.

"OK, also nur hingefallen, ja?

Dann bringen wir ihn jetzt Mal in den Untersuchungsraum rein. Bald wissen wir hoffentlich mehr..."

"Ähm, darf ich mitkommen?" Es war ihm geradezu ein Muss ihn zu begleiten, weil er irgendwie sich selbst die Schuld an dem ganzen gab.

Natürlich auch Hoseok, der versprochen hatte nie wieder zurück zu kommen, aber eben auch sich selbst, weil er diese Briefe viel zu spät gelesen hatte.

"Sie sind der Mann? Ein Verwandter oder Mate?"

"Ich bin der Freund. Der feste Freund."

"Es tut mir Leid, aber dann dürfen wir sie leider nicht dazu lassen.

Solange der Patient es nicht selbst entscheiden kann müssen wir das für ihn tun.

Wir haben aber einen tollen Warteraum in dem sie Platz nehmen dürfen und meine Asisstenz wird ihnen dann Bescheid geben, wenn wir mehr wissen - mehr kann ich ihnen leider nicht anbieten."

Die Lippen fest aufeinander gepresst und nickend nahm er diese Aussage schweren Herzens an.

Er hatte irgendwie geahnt, dass sowas kommen würde. Trotzdem hätte er gerne etwas anderes gewollt.

Mal schauen, wie lange er es diesmal mit der Ungewissheit aushielt. Er sah sich jetzt schon ins Untersuchungszimmer rennen. Darauf bestehend doch dabei zu sein. Stattdessen sagte er aber:

"OK, dann... dann warte ich da...", und schon wurde der Jüngere in einen Raum geschoben. Die Tür geschlossen und Tae von allem weiteren ausgeschlossen.

Bad Chick - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt