Bad Chick - Taekook

Kapitel 94

"So... da sind wir Beide jetzt wohl..."

Jungkook wusste nicht so genau was er sagen sollte... 

Es war komisch mit jemanden zu sprechen, der nicht antwortete. So einseitig...

Aber stumm hier sitzen zu bleiben und ihre Hand zu halten, war auch irgendwie komisch...

"Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll... Hörst du mich oder könnte ich meine Worte auch in Gedanken formen?"

Tief atmete er ein. Saß nun an Jimins Stelle auf dem Stuhl. Starrte ihre bleiche Hand an, bei denen die blauen Adern zu deutlich herausstachen. Sie war dürr und knochig. Sah so tot aus...

"Also gut, dann erzähl ich jetzt irgendwas, vielleicht hast du ja meine Unterhaltung mit Jimin mitbekommen, dann ist es nicht ganz so zusammenhanglos...

Ähm...", suchend blickte er durchs Zimmer. Konnte durch die Jalousien die Sonne hoch am Himmel sehen. "Ich wurde heute morgen mit dem Krankenwagen hierher gebracht, wahrscheinlich wäre ich sonst jetzt auch nicht hier bei dir - sorry dafür...

Bei mir geht gerade einiges rauf und runter. Komm gerade selbst nicht so ganz mit..." Schwer seufzte er in die Stille rein. Ließ seine Augen schlussendlich auf ihrer Hand ruhen dessen Nägel er mit seinen Fingern vorsichtig nach fuhr. Sie waren etwas länger, aber noch nicht so, dass es hässlich aussah. Es war noch natürlich...

"Ich bin schwanger, Missy... obwohl Tae und ich verhütet haben..." Ein Lachen drang aus seiner Kehle, klang es doch irgendwie leicht lächerlich, als er das mit der Verhütung erwähnt hatte. 

"Hat scheinbar nicht geklappt... Ich wüsste jetzt zugerne, wie du es mit der Verhütung machst... Weiß ja, dass du nie diese Pillen nehmen wolltest... du wolltest Kinder. Ganz viele, nicht wahr? 

Ich glaube du wärst eine gute Mutter, aber ob ich ein guter Vater wäre... - keine Ahnung...

Kinder können echt schrecklich sein, wenn es aber noch so eines wird wie Channie, dann freu ich mich - du kennst Channie noch gar nicht... er ist eine Mini Version von mir... und ich glaube er mag mich sehr...

Wahrscheinlich ist er schon unglaublich traurig, dass ich noch nicht da bin, um ihn abzuholen... wir mussten ihn gestern Abend zurück ins Kinderheim bringen. Er darf nicht bei uns bleiben - ist so ein bürokratiescheiß." Wenn er nur daran dachte, kam die Wut wieder, die er irgendwie überspielt hatte seit er hier war...

Ganz automatisch drückte er dabei die Hand von Missy in seiner - das eigenartige daran war jedoch...

sie drückte zurück.

Geschockt blickte Jungkook auf, starrte in rot geränderte Augen, die ihn angestrengt beobachteten. 

Fuck! 

War sie etwa wach?

Hatte sie ihn gehört?

"Missy?" Vor Aufregung war er von dem Stuhl aufgesprungen, beugte sich leicht zu ihr.

"Missy bist du da?"

Gott, warum passierte denn sowas, wenn er da war... Und kein anderer in der Nähe?

Bestimmt war das jetzt wie im Film und sobald er Hilfe holte, würde sie wieder die Augen zu haben.

Was sollte er also machen? Bleiben und hoffen das Jimin bald wieder kam oder gehen und selbst Bescheid geben?

Die Entscheidung nahm ihm Missy ab, die ihre Lippen bebend bewegte, als ob sie etwas sagen wollte, aber nicht konnte. 

Das wurde hier echt immer merkwürdiger - aber statt einen respektvollen Abstand einzuhalten, beugte er sich noch ein Stück weiter nach vorne. Konnte sie etwas flüstern hören, aber er verstand es nicht.

Alles hier war zu laut. Die Geräte, sein Atem...

Er musste nur noch etwas näher...

"... sie holen dich..."

Entsetzt sprang er zurück. Riss seine Hand aus dem Klammergriff der Frau, die ihn weiter wie eine Irre anstarrte. 

"Sie holen dich!" Diesmal war es deutlicher und um es noch gruseliger zu machen, wurde es mit jedem Mal lauter, als sie es erneut wiederholte. In Dauerschleife. Angsteinflößend.

In der nächsten Sekunde stand Jimin auch schon wieder da. Blickte Jungkook mit erschrockenem Ausdruck an, der sich an die Wand der Intensivstation presste und rannte dann geradewegs auf Missy zu, die anfing sich stockend und wirr zu bewegen.

"Scheiße, Jungkook! Was hast du gemacht?"

In Nullkommanichts kamen Leute in Kitteln angeflitzt. Rannten an ihm vorbei, während ihre weißen Mäntel vor Eile in der Luft wehten. Ignorierten ihn und hatten nur Augen für ihre Patientin, die scheinbar gerade einen Anfall hatte. 

Warum auch immer...

Der Braunhaarige konnte hier nicht länger bleiben, um das zu erfahren. 

Er musste hier raus. 

Hatte das Gefühl, dass ihm die Luft in diesen dunklen Räumen genommen wurde. Wollte nur noch raus an die frische Luft und die Sonne auf seiner eiskalten Haut spüren. 

Ihr Griff war so hart und unnachgiebig gewesen. Hatte ihm eisige Schauer eingebracht, als ob er gerade die Hand des wahren Todes geschüttelt hatte. 

Ohne weiter darüber nach zu denken lief er los. Richtung Fahrstuhl und schlussendlich nach draußen. 

Geschockt ließ er sich einfach auf dem Asphalt des Parkplatzes fallen. Mit den Knien voraus, während er ungläubig seine Hände anstarrte. Die eine weiß wie Schnee und die andere rötlich verfärbt, von dem Griff seiner Mitarbeiterin. 

Was war das?

Und was hatte das zu bedeuten?

Wer würde ihn holen? Und warum?

Warum war es das, was als erstes über ihre Lippen kam? War es so wichtig gewesen?

Wieso hatte sie es immer wieder wiederholt?

Wie ein Mantra...

War er eventuell in Gefahr und hatte das etwas mit dem was ihr passiert war zu tun?

Ging es vielleicht gar nicht um ihn, sondern um jemanden anderen? Jemand der ihm wichtig war?

All diese Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. 

Lösten Sorgen in ihm aus, die ihm Tränen in die Augen trieben...

Wo sollte er anfangen nach Antworten zu suchen?

Wer brauchte jetzt am meisten seine Hilfe oder war er es, der um Hilfe bitten sollte?

Verzweiflung trieb ihn schlussendlich an. Zog ihn nach oben. Ließ seine Füße einen Schritt vor den anderen gehen.

Er musste zu Channie. 

Musste sich vergewissern, dass es ihm gut ging ehe er nach Tae und Jin Ausschau hielt. 

Die zwei konnten sich noch am ehesten wehren, wenn etwas mit ihnen war, aber Channie...

Der Kleine hätte keine Chance...

Mit einer winkenden Handbewegung hielt er das nächste Taxi an. Völlig in Trance, als ob er ferngesteuert wäre...

Monoton sagte er dem Fahrer, wo er hin wollte. Beobachtete die vorbei fliegende Landschaft nur verschwommen. Allein mit den Gedanken bei dem kleinen Knirps und dessen Teddy Mr. Petz.

Doch es wurde nicht besser - auch nicht, als er das Ziel dieser Fahrt erreicht hatte. 

Nein, es war eher wie ein Alptraum aus dem er irgendwie nicht aufwachen wollte. 

Taes Streit, Missy und jetzt...

Das hier...