Mit so wenig Elan wie möglich lief Tae den Gang zu Annys Zimmer entlang. In der Hand einen heißen Kaffee.
Am liebsten wäre er noch langsamer gelaufen. Wäre gerne einfach gegangen.
Warum?
Weil Jungkook und Anny nur einzeln ertragbar waren...
Sie waren sich auf irgendeine verquäre Weise ähnlich - und es machte ihm Kopfschmerzen.
Sie schaukelten sich beide nach und nach immer höher - bis irgendwas in die Luft ging.
Wie Recht er damit hatte würde er gleich merken.
Denn beim nächsten Aufblicken konnte er dabei zu sehen, wie plötzlich panisch lauter Kittelträger in das ihm sehr bekannte Zimmer stürmten.
Erst da schien bei ihm der Vorhang zu fallen. Erst in dem Moment hörte er das laute Piepen. Erst da wusste er, dass er rennen sollte.
Den Kaffee einfach von sich schleudernd und auf seinen Sohlen schon fast durch den Gang rutschend kam er bei Annys Zimmer an.
Darin haufenweise Ärzte, die sich um das Bett der älteren Dame aufgestellt hatten.
"Es reicht Frau Hong! Wenn Sie nicht endlich auf uns hören und sich so verhalten, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, dann werden Sie die nächsten Monate in diesem Krankenhaus verbringen! Haben Sie verstanden?
Keine frühere Entlassung. Kein gesundpflegen zu Hause!"
"Aber...", kam kleinlaut aus dem Bett und schon stand Tae bei ihr.
Ganz sicher würde Anny jetzt nicht anfangen sich um Kopf und Kragen zu reden...
Das war das beste Krankenhaus in Seoul. Wahrscheinlich ganz Südkoreas und niemand konnte sich besser um sie kümmern, als die Ärzte hier.
"Anny, es ist gut... Du sagst jetzt gar nichts..."
Und schon fing das Gezeter an. Aber es war nicht der Arzt, der die nächsten Worte abbekam.
"Ich sag immer alles! Anders als du! Wie kannst du mir nur verheimlichen, dass der neue Mann in deinem Leben ein Bordell Besitzer ist?!
Wie kommst du an solche Leute überhaupt heran und ..."
Spätestens hier hatte er abgeschalten.
Blickte stumm nach oben in die Gesichter der Ärzte und denen, die es Mal werden wollten.
Sie hatten es alle gehört... Und er konnte sich das nicht Mal schön reden.
Ihr Präsident. Das Gesicht dieses Landes. Er verkehrte mit Menschen, die er doch eigentlich in jeder Rede verurteilt hatte.
Und jetzt?
Jetzt teilte er auch noch ein Bett mit einem, der mehr Dreck am Stecken hatte, als... Als... Er fand wirklich absolut keinen Vergleich.
"Das ist jetzt nicht so, wie sie es gesagt hat... Das ist..."
Warum versuchte er es eigentlich zu erklären. Die Gesichter der Fremden um ihn herum sagten doch genug über deren Gedanken aus...
Der eine Grinsend, der andere versuchte es zu verstecken. Mal war Entrüstung dabei und mal Unglauben.
Der einzige der ihn anerkennend musterte war der Chefarzt.
"Hm... Wir sollten uns vielleicht Mal unter vier Augen unterhalten, Herr Präsident Kim..."
Sollten sie das? Was würde dabei herauskommen? Erpressung? Geldgeschenke? Prestige?
Nickend und so ehrenhaft wie möglich folgte er dem Mann, der noch kurz seinen Kollegen Anweisungen gab, was sie wegen Annys hohem Blutdruck tuen sollten und endeten einige Minuten später in dessen Büro.
Jungkook hatte er dabei nicht einen Moment angeschaut, der in einer der Ecken des Zimmers gestanden hatte - soweit weg wie möglich vom Bett der kränklichen Frau.
Wie waren die beiden nur auf solch ein Thema gekommen?
Es war ja schließlich nicht unbedingt etwas womit man hausieren ging.
"Setzen Sie sich doch Herr Präsident Kim. Wollen sie vielleicht etwas trinken oder kann ich Ihnen etwas anderes gutes tuen?"
Stumm verneinte Tae diese Fragen. Er wollte hier nicht länger bleiben als nötig.
Wahrscheinlich würde er jetzt gleich seinen ersten Erpressungsversuch erleben, da brauchte man sich nicht noch häuslich einrichten.
Egal was, Tae würde es wohl oder übel geben müssen...
"OK... Dann komm ich gleich auf den Punkt, bevor noch Spekulationen über unsere Unterredung entstehen, die weitaus größere Kreise ziehen könnten als nötig: Dieser junge Omega - ist er zu mieten? Ich fand ihn schon von Anfang an sehr..."
"Wie bitte!" Es hatte kurz gebraucht bis er es verstanden hatte. Bis es in seinem Gehirn angekommen war, was dieser Mann vor ihm gerade preisgegeben hatte. Welche Gelüste da in ihm schlummerten. Kein Geld. Kein Ansehen. Ne... Der Typ wollte schlichtweg Jungkook - und das war viel Schlimmer, als alle anderen Ideen, die er hatte.
"Wissen Sie man findet nicht oft Omegas in diesem Alter, die noch nicht vergeben sind und er ist ein wirklich hübsches Exemplar..."
Exemplar? Was...
Ohne es steuern zu können merkte Tae, wie die Wut in ihm hoch kam. Es war nicht Mal nur das. Es war Zorn. Purer kalter Zorn.
Er konnte spüren, wie sich alles in ihm Anspannten. Wie ein Würgereiz in seiner Kehle hoch kam - und dann platzte er.
"Wie kommen Sie auf so eine Abartigkeit?!
Er ist doch kein Callboy oder sowas! Kein Objekt, was käuflich zu erwerben ist! Er ist der Besitzer! Und das Sie mich so etwas fragen ist unglaublich!
Niemals hätte ich mit sowas widerlichem gerechnet!"
Beschwichtigend hob der Mann vor ihm die Hände. Versuchte den Schwarzhaarigen wieder zur Ruhe zu bringen.
"Bitte beruhigen Sie sich. Es ist ja nicht so, dass ich ihn nicht behalten würde, wenn es passt... Ich bin gewillt..."
"Ich bin aber nicht gewillt Ihnen auch nur einen weiteren Moment zuzuhören!
Dieser junge Omega ist keine Fleischbeschau und wird noch weniger rumgerecheit, wie ein hübsches Anhängsel!
Er ist mehr, als das, was sie gerade mit Ihren Worten aus ihm gemacht haben und das war mein letztes Wort zu Ihrer Frage!!!
Ich werde mich nicht weiter mit Ihnen unterhalten und ich werde auch nicht länger gestatten, dass sie sich um Menschen kümmern, die mir wichtig sind.
Ich werde Frau Hong mitnehmen und ein Arzt meines Vertrauens wird sich um sie kümmern."
Damit stieß er den Stuhl hinter sich weg und rannte schon fast aus dem Büro raus. So schnell wie möglich, um so weit wie möglich dort weg zu kommen.
Ihm war absolut egal, was dieser Typ erzählen könnte. Gerade zählte nur, dass Jungkook davon nichts mitbekam und Anny unter seiner hastigen und heftigen Entscheidung nicht zu leiden hatte.
Seine eigenen Probleme, die damit aufkommen könnten, würde er schon irgendwie schaukeln.
Voller Elan kam er wieder im Zimmer der alten Dame an.
Konnte sehen, wie die beiden Verbliebenen ihn mit großen Augen anschauten - aber etwas sagen trauten sie sich nicht.
Stattdessen beobachteten Sie ihn dabei, wie er Annys Sachen einpackte und sogleich das Handy in die Hand nahm.
Er hatte da jemanden zur Hand, der ihm weiterhelfen würde - nein, MUSSTE! So wenig dieser vielleicht dafür bereit war.
"Hallo Yoongi, du hast einen Job! Komm zu mir und bring ein paar Sachen mit zum Übernachten. Am besten für längere Zeit.
Dein Medizinstudium macht sich heute bezahlbar!"
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Bad Chick - Taekook
FanfictionAbgeschlossen ✔️ Jungkook ist... ein Omega. Außerdem Drogendealer, Kredithai und Zuhälter. Passt nicht ganz? Finden auch andere... bis sie ihn kennen lernen... Er ist einer der gefährlichsten Typen in Seoul. Die Nacht ist sein Reich. Von der Goss...