Bad Chick - Taekook

Kapitel 33

"Annnnnnyyyy, wann kommt denn Taehyung wieder?"

Es war nicht das erste Mal, dass Jungkook das fragte und ganz langsam verlor die alte Dame die Nerven - so süß sie diese Nachfragen auch fand.

"Jungkook... Ich kann ihn nicht herzaubern. Er wird kommen, wenn er fertig ist."

"Und wenn er extra lange weg bleibt, damit er mich nicht so lange ertragen muss?"

Oha... Da waren wohl ein paar Selbstzweifel im Spiel. Hatte sie jetzt irgendwie nicht erwartet.

"Da unterschätzt du ihn aber, Jungkook. Taehyung ist kein Mann, der sich aus seinem Heim vertreiben lässt. Er wird das aussitzen, so wie er das immer tut."

"Hmmm...", war das einzige, was der Braunhaarige dazu sagte.

Nachdenklich legte er den Kopf auf seinen Händen ab. Beobachtete Anny dabei, wie sie ein bisschen Ordnung im Schlafzimmer machte - und plötzlich hatte sie den Brief in der Hand.

"Was ist damit eigentlich? Weißt du das?"  Fragend hielt sie den Brief in die Luft und Jungkook?

Der vergrub stöhnend sein Gesicht in der Decke des Bettes.

"Das ist das rote Tuch in diesem Zimmer..."

Aha... sagte ihr jetzt aber immer noch nichts.

"Du musst deutlicher mit mir reden, Jungkook. Gedankenlesen hab ich in all meinen Lebensjahren noch nicht gelernt und werde es wahrscheinlich niemals..."

"Das ist ein Brief von mir. Eine Art Tagebuch seit ich Taehyung das erste Mal gesehen habe... Aber er will es nicht lesen - warum auch immer..."

"Hm...", war das einzige, was sie diesemal dazu sagen konnte.

Schnaubend setzte sie sich in den Sessel neben dem Fundort. Der Brief lag wieder auf dem Tisch und seufzend massierte sie ihre Hände...

Sie taten weh von der Gicht, die ihr in den Knochen steckte.

"Jungkook..." Sie stoppte mitten im Satz. Schließlich war das nächste, was sie sagte nicht besonders hoffnungsvoll.

"Jungkook, ich weiß nicht, ob es klappt, was du dir erhoffst. Taehyung ist - er ist es nicht gewohnt geliebt zu werden, ohne dafür etwas geben zu müssen.

Ich habe zwar getan, was ich konnte seit ich bei ihm bin, aber gerade die ersten Lebensjahre sind prägent...

Die Kims waren immer auf Erfolg aus. Nicht nur im Job, sondern auch in der Kindererziehung. Zuneigung und Wärme gab es dann, wenn er in ihren Augen etwas tolles geschaffen hatte. Ob es Klavierspielen war oder schulische Leistungen.

Er konnte mit 3 Jahren rechnen, mit 4 Jahren lesen und mit 5 Jahren bereits zwei Sprachen sprechen und einige mehr verstehen.

Das war nicht, weil er hochintelligent war, sondern, weil er wollte, was alle Kinder wollen: Liebe. Uneingeschränkte Liebe.

Er war auf einem guten Weg. Hatte Hoffnungen und Träume, die ihn positiv wachsen ließen - leider ist aus diesen Vorstellungen etwas geworden, was er nun verbissen verfolgt, ohne nach links oder rechts zu sehen und manche Dinge sind einfach weggefallen.

Liebe. Familie. Sie sind nicht in seinem Blickfeld. Nicht in Reichweite..."

Schwerfällig erhob sie sich. Sitzen war mittlerweile auf Dauer auch unangenehm geworden, nur noch liegen war auszuhalten.

"Aber ich werde dir helfen, wo ich kann. Ein kleiner Erfolg bevor ich abtrete wäre sehr schön..."

"Was meinst du denn damit?!" Geschockte große Rehaugen blickten sie an. Glänzten bereits im Licht der Deckenlampe.

"Ach mein Lieber, mach dir keine Sorgen. Ich werde noch eine Weile bestehen und...", lächelnd nickte sie ihm zu, "vielleicht erlebe ich es ja noch, wie in dieser doch recht kalten Wohnung Kinderlachen durch die Flure hallt..."

...

"Verdammt! Manchmal würde ich meine Arbeit gerne alleine machen. Ohne ständig alles absprechen zu müssen. Ohne diese alten Säcke, für die Innovation ein Schimpfwort ist!"

Wütend schmiss Taehyung die Tasche in die nächst beste Ecke. Genau wie das Sacko, was ihm schon den ganzen Tag total einschnürte.

"ED? Ich brauch neue Anzüge! Mach mir bitte einen Termin beim Schneider!", schon im nächsten Moment war sein Butler da. Nahm die dahingeschleuderten Sachen an sich und nickte ihm bestätigent zu.

"Wird sofort erledigt. Möchten Sie eventuell etwas Essen? Ich habe heute bereits für den jungen Herren gekocht. Er hatte sich Kimchi gewünscht, allerdings etwas anders, als sie das eventuell gewöhnt sind."

Ach ja... da war ja noch so eine Person, die nicht machte, was er wollte...

Er war heute morgen froh gewesen, dass der Braunhaarige diesen Koma-Schlaf hatte, sonst wäre es richtig peinlich geworden.

Sabbernd auf dessen Brust aufzuwachen war schon für ihn allein peinlich gewesen, wenn Jungkook das auch noch mitbekommen hätte... Dann hätte er sich freiwillig sein Grab geschaufelt.

Er musste jedoch zugeben, dass er wahrscheinlich noch nie so bequem gelegen hatte... Und warm... Und nicht allein...

Emy, seine Arbeitskollegin, die ihm alle drei Monate behilflich war, blieb nie über Nacht... Er wollte es nicht.

Mittlerweile hatte er sich soweit unter Kontrolle, dass einmal Sex ausreichte, um seine Rut in den Griff zu bekommen.

Natürlich merkte er, dass es sich von Mal zu Mal mehr aufstaute, aber auch das würde er noch bewältigen.

"Hat es denn wenigstens geschmeckt?"

Taehyung könnte ja nicht alles ablehnen, was von diesem Omega kam...

"Ja, es war sehr gut. Der junge Herr hat einen guten Geschmack."

"Sag Mal...", skeptisch blickte Tae seinen Butler an. Konnte sich nicht verkneifen die Arme vor der Brust zu verschränken und ihn aus schmalen Augen eindringlich anzustarren.

"Was bin ich denn, wenn der Typ in meinem Bett der "junge Herr" ist?"

Der Schwarzhaarige konnte geradezu sehen, wie sich die Schweißperlen auf der Stirn von Ed bildeten und in weniger als einem Augenblick war der Mann auch schon weg.

"Die einzige Antwort die er bekam war: "Der Chef natürlich...", aber das war dann auch eher mit dem Fluchtwind zu seinem Ohr getragen worden.

Unglaublich. Junger Herr... So viel Älter war er jetzt auch nicht, als dieser Omega.  10 Jahre waren doch in seinem Job gar nichts... Er hatte Kollegen, die Partner hatten, die 20 Jahre jünger waren...

Auch mit 35 war man noch jung... Als derjenige, der die Kinder in die Welt setze eh...

Egal... Jetzt erst Mal was essen... Er hatte seit heute Morgen nichts mehr in seinen Magen bekommen und jetzt ging die Sonne bereits unter.