Als Sunshine aus dem Waschraum trat, atmete Lucifer auf. Er sah besser aus als zuvor. Wortlos kroch dieser auf das Bett neben ihm und zog die Decke über sich, bis nur noch dessen Kopf aus dieser herausschaute. Sofort bemerkte er, dass er Augenkontakt vermied, bemerkte das leichte Zittern. Was sollte er tun? Lucifer wusste es nicht.
Sunny drehte sich mit dem Rücken zu dem Dämon, wusste nicht, was er sagen sollte. Sein Mund öffnete sich, doch es kam nichts hervor. Minuten vergingen, beide schwiegen. Auf einmal spürte er eine weiche Berührung und öffnete die Augen. Eine goldene Wand in einer aschgrauen Färbung baute sich vor ihm auf und das Licht glitzerte an dieser. Erstaunt streckte er seine Hand aus und berührte diese, ließ die Finger über die weichen Federn gleiten.
Lucifer biss sich auf die Unterlippe, als die Finger über seinen Flügel wanderten. Engel waren bezüglich ihrer Flügel sehr eigen. Intensive Berührungen wie diese waren sehr intim und nur dem eigenen Gefährten gestattet. Er wusste nicht, wieso er Sunny es gestattete, doch es war die einzige Idee gewesen, die ihm gekommen war. Der gefallene Engel wollte die Dunkelheit und Angst vertreiben, die den Reaper wie ein schwarzer Schleier umgaben. Als dieser jedoch sein Gesicht in den Federn rieb, knurrte er.
„Habe ich dir wehgetan?", fragte eine besorgte Stimme, die ein seltsames Gefühl in Lucifers Bauchgegend auslöste. Der Mensch drehte sich zu ihm und Erleichterung durchströmte ihn, die Dunkelheit hatte sich gelegt.
„Nein, es ist in Ordnung, tob' dich aus", erwiderte er. Zu seinem Leidwesen tat Sunny genau das. Er fuhr seine Schwingen entlang, über die empfindlichen Bögen, rieb sein Gesicht an diesen. Lucifers Atmung beschleunigte sich. Hölle, dieser kleine Teufel weiß nicht, was er tut.
Widerwillig ließ Sunshine von dem weichen Schatz ab, schaute zu dessen Besitzer. Dessen Gesicht trug einen sinnlichen Ausdruck, die Augen schienen aus flüssigem Gold zu bestehen. Augen, in denen er ertrinken konnte. Er näherte sich dem gefallenen Engel, der die Flügel wieder einzog.
Bevor er reagieren konnte, war Sunny auf ihm, seine Härte drückte in dessen Bauch. Die sturmgrauen Augen hielten die seinen gefangen. Langsam beugte sich der Reaper vor, sein Gesicht war nahe, sodass er dessen sinnlichen Geruch wahrnahm – frischer Herbststurm, wild und ungezähmt. Lucifer wollte etwas sagen, doch Sunny kam ihm zuvor.
„Nicht. Sag' nichts", flüsterte dieser leise.
Der Dämon spürte es, spürte den warmen Atem. Eine leichte Berührung erfolgte, nur sanft. Die Lippen seiner Nemesis hatten seine nur leicht gestreift, doch das Prickeln erhitzte seinen Körper, er wollte mehr. Erneut erfolgte eine Berührung, dieses Mal blieben sie auf den seinen liegen. Unendlich langsam öffnete Sunny die Lippen, bat um Einlass, den der gefallene Engel ihm gewährte. Sinnlich strich er über Lucifers Zunge, liebkoste sie.
Das Herz des Dämons schlug schneller und er spürte eine Sehnsucht – eine Gier, die er so noch nie erlebt hatte. Ich will dich. Er wollte Sunshine unter sich begraben, jeden Zentimeter seines Körpers kosten, sich in ihm versenken und ihn zum Schreien bringen. Diese Augen sollten vor Lust vernebelt sein, seine Zeichen auf diesem Körper prangen.
Hände fuhren durch Lucifers Haare, hielten ihn in diesem Kuss gefangen. Doch als die Lippen sich lösten, war der Moment vorbei, das wusste er. Sunny zog sich zurück, keiner sagte etwas, doch sie wussten, dass dieser Kuss anders gewesen war. Er hatte eine Bedeutung und das machte beiden Angst, also schwiegen sie.
Lucifer zog den Menschen in seine Arme und dieser ließ es zu, genoss die Wärme in seinem Rücken. „Du musst nicht darüber reden. Doch manchmal ist es einfacher, eine Last zu teilen, als sie alleine mit sich zu tragen."
Die Worte des Dämons wogen schwer. Sunny dachte darüber nach. „Bist du sicher? Es ist keine schöne Geschichte." Die Arme schlangen sich enger um ihn. Sunshine hatte noch nie darüber geredet. Nur sein Meister wusste von diesem und dieser weilte nicht mehr unter ihnen. An diesem Tag hatte er das Monster tief in sich eingesperrt und geschworen, es nie wieder an die Oberfläche zu lassen.
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The Devil's Nemesis (BAND 1) ✅️
Fantasy„Du hast keine Ahnung, wen du vor dir hast Mensch. Ich könnte dich mit einer Handbewegung töten", grollte der Dämon mit den goldenen Augen. „Das ist mir schnuppe. Das war ein Bandshirt einer Band, die nur drei Konzerte im Jahr gibt und es so gut wie...