Kapitel 32

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Bis Freitag hatten sie noch vier Tage totzuschlagen. Jo wurde zu einem Cleaner-Job gerufen und Sunny entschied sich, in der Bibliothek der Gilde mehr über Abaddon herauszufinden. Mit einem Notizblock bewaffnet, lief er durch die blaue Doppeltür, die sofort den Blick auf den Empfangstresen lenkte, an dem ein älterer grauhaariger Mann saß. Grayson arbeitete schon gut vierzig Jahre in der Gilde und war auch für das Archiv zuständig. Das war sein Reich und er liebte es. Immer wieder ging er auf die Suche nach Büchern aus Dämonenhand oder die, die mit Dämonen zu tun hatten.

Es gab insgesamt zwölf Gänge auf zwei Stockwerken, doch diese Bibliothek war nicht einmal ansatzweise so groß wie ein Zehntel von Lucifers. Hier sammelte sich ihr Wissen über die Dämonen. Neben dem Eingang gab es mehrerer Computer an Plätzen mit Trennwänden, an denen man nach Schlagworten oder archivierten Büchern suchen konnte.

Mit einem kurzen Wink zu Grayson setzte sich Sunny auf den Drehstuhl und fuhr den Computer hoch. Er öffnete das Suchfenster und gab das Schlagwort »Abaddon« ein. Unzählige Bücher ploppten auf und er scrollte die Beschreibungen durch, um die unnützen auszusortieren. Auf seinen Notizblock notierte er die Nummern der Bücher und löschte die Suche.

Pfeifend machte er sich auf die Suche nach den Büchern. Behutsam zog er das erste mit dem Titel »Mächtige Dämonen der Hölle« heraus und setzte sich in einen gemütlichen Sessel. Das wird spannend. Seine Augen flogen über die Seiten.

Abaddon war vor seinem Fall ein Cherubim, also ein Engel der ersten Sphäre, gewesen und damit dem zweithöchsten Rang. Er wurde von Lilith verführt, die seinen Fall verursachte und ihn zu einem Erzdämonen wandelte, um die Hölle zu regieren. Dieses Ziel erreichte sie jedoch nicht, denn Lucifer verteidigte seinen Thron. Er war bekannt als der Engel, der Lucifer und seine rebellischen Engel nach dem Krieg im Himmel verbannte.

Der gefallene Engel gehörte zu den am meisten gefürchteten übernatürlichen Wesen – gefürchtet von Engeln und Dämonen zugleich. Seine Macht kam der von Lucifer gleich, weshalb der Kampf zwischen den beiden nur knapp für den jetzigen König der Hölle ausgegangen war.

Das Besondere an ihm war, dass er es geschafft hatte, seine engelhafte Form wiederzuerlangen. In dieser besaß er vier silberne Flügel, deren Farbe die seiner Augen entsprachen. Beim Fall wurde sein weißblondes Haar vollständig schwarz und war die einzige Spur seines Falls, die er nicht rückgängig hatte machen können. Obwohl sein Engelsname Muriel war, nannten ihn einige Engel schon vor seinem Sturz Abaddon.

Es war eine Zeit unklar gewesen, wo seine Loyalität lag. Er wurde als rechtmäßiger Agent Gottes angesehen, der sich an dessen Willen gehalten hatte, sein Schicksal und seine Pflicht zu erfüllen, und doch manchmal auch als dämonisches Werkzeug der Zerstörung, das von Kālō geschickt wurde.

An dieser Stelle hielt Sunny inne. Er fuhr mit den Fingern über das Wort, welches ihn stutzig gemacht hatte. Kālō? Wer war das? Er schrieb sich den Namen auf und würde später nach diesem suchen. Als er mit dem Buch fertig war, holte er das nächste heraus. Dort stand nicht viel Neues, also machte er mit den nächsten weiter. Er musste leider feststellen, dass die Informationen mau waren. Es gab keine Informationen, was nach dem Kampf gegen Lucifer mit ihm geschehen war und auch nicht über dessen Fähigkeiten.

Als er die Bücher zurückstellte, kam ihm ein Gedanke.

„Die Markierung an deinem linken Oberarm ist ein Artefakt, welches Abaddon geschaffen hat – der Ring des Abaddon. Es war jahrhundertelang verschollen und bis zum heutigen Tag nicht auffindbar."

Was hat es mit diesem Ring auf sich? Hatte die Gildenleitung gewusst, was sie im Archiv aufbewahrten? Er entschloss sich, den Computer nach den gelisteten Artefakten zu durchschauen. Eine gute halbe Stunde scrollte er die Liste durch, um festzustellen, dass er nichts fand. Nichts. Der Reif war nicht aufgeführt. Das kann doch kein Zufall sein.

The Devil's Nemesis (BAND 1) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt