Kapitel 31

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Die Gläser klirrten, als zwei Frauen anstießen und kicherten. Überall Geflüster und sinnliche Angebote. Das Licht war etwas gedimmt und die weiß beleuchtete Bar tauchte den Raum in einen leichten Schimmer. Das Klacken ihrer Absätze ging unter. Mit einem leichten Hüftschwung lief sie zielstrebig auf die Bar zu, direkt auf die rechte Seite. Dort saß nur ein Mann, schwarze glänzende Haare, die ihm in den Nacken reichten, glatte Haut und Züge, die Ehrfurcht erzeugten. Doch das, was jeden in den Bann zog, waren die silbern glänzenden Augen.

Sie setzte sich auf den Stuhl neben diesen, legte in einer sinnlichen Geste den Mittelfinger an ihre Wange. „Einen Ladykiller", sagte sie und der Kellner zögerte kurz, löste sich jedoch aus seiner Erstarrung.

Der Mann schaute zu dieser, fuhr mit den Augen ihre Silhouette nach, doch in keiner sinnlichen, sondern analysierenden Weise. Die Frau hatte lange graue Haare – eine einzigartige Haarfarbe – und sturmgraue Augen. Sie trug ein enges schwarzes Kleid und schwarze Schleifchen in ihrem Haar. Die Nägel waren rot gefärbt, wie auch die Lippen.

Sofort war dieser misstrauisch. „Seit wann hast du dich von rot zu aschgrau gewendet? Bist du einer Depression erlegen?", fragte er diese.

Ein leises Lachen erklang, das jeden Mann auf die Knie gezwungen hätte, doch bei ihm würde es nicht funktionieren. „Wieso denn? Die Farben sind der neue Trend in der Hölle. Damit kann man jeden Dämon haben, sogar den König." Das letzte Wort rollte über ihre Zunge und er kniff die Augen zusammen. Man wusste nie, ob sie spielte oder es ernst meinte.

„Was willst du, Lilith?"

Der sinnliche Mund zog eine Schnute. „Lucifer hat mich erwischt und ich war gezwungen, die Ernte abzubrechen. Es wird auch keine weitere geben."

Der Schwarzhaarige nickte nur.

„Ich war ein wenig in der Menschenwelt, habe mir einige interessante Dinge angeschaut", sie unterbrach und trank einen Schluck aus dem Becher. „Einen kleinen Abstecher in die Gilde gemacht." Sofort hatte sie die Aufmerksamkeit des Mannes, das wusste sie. „Dort habe ich etwas Interessantes gefunden."

Ihre Augen glühten für einen Moment, doch er wich ihrem Blick nicht aus. Er würde sicherlich kein Blickduell mit dieser Femme Fatale verlieren.

„Seit wann spielst du denn mit Menschen herum, insbesondere mit Reapern?", fragte sie.

Keine Antwort. Keine Reaktion.

„Wie dem auch sei, ich habe etwas gefunden. Ein wahres Juwel – schade, dass Menschen so leicht sterben."

Die Art, wie die Dämonin sprach, machte ihn misstrauisch. Was weiß sie? Sie war das unberechenbarste Wesen, in allen drei Welten. Sprunghaft, tat Dinge aus einem Impuls oder Langeweile. Während sie erneut an ihrem Drink schlürfte, wurde ihr Blick ernst. Sie schaute ihn direkt an.

„Worauf wartest du?" Eine klare, direkte Frage. Würde sie eine Antwort erhalten?

„Das, was ich suche, ist bereits verstorben", antwortete dieser. Er hatte lange darauf gewartet und der Erfolg war zum Greifen nah gewesen. Der Schlüssel. Doch die Menschen hatten versagt und er war gestorben.

Verstorben. Dachte ich es mir. Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen. „Eine Schande aber auch."

Spielt sie mit mir? In den letzten Monaten hatte er Gerüchte gehört und seine Hoffnung wiedererweckt, doch sie waren versiegt und für zwei Monate hatte Stille geherrscht. Auch dieser Schimmer war verglommen, gestorben.

„Komm zu mir aus dem Nebel,
herbei und doch verborgen.
An der Sense hast du geschuftet
seit Jahrtausenden.
Ja, setz' dich hierher, süßer Reaper,
Du, der gnädig das Ende brachtest,
Erleichterung aus dieser elenden Welt."

The Devil's Nemesis (BAND 1) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt