Sunny lief durch die Straßen von Brooklyn, die Hände tief in den Taschen. In seinem schwarzem Hoodie und der schwarzen Jeans verschwand er fast in der Dunkelheit. Die einzigen Geräusche waren das Hallen seiner Schritte in seinen – natürlich – schwarzen Vans, das Rascheln der Silberkette, die von seinem Gürtel zu seiner rechten Hosentasche verlief – das wahrscheinlich einzig Farbige an ihm – und das Surren einer flackernden Straßenlaterne, die wahrscheinlich in den nächsten hundert Jahren nicht repariert werden würde.
Das orangene Licht beleuchtete die Gasse nur schwach, doch es reichte. Weiße Wölkchen drangen durch seine schwarze Maske, die seinen Mund und seine Nase bedeckte, und seine aschgrauen Haare wippten vor seiner Stirn. Seine Hände waren lässig in seinen Hosentaschen, immerhin machte er nur einen gemütlichen Spaziergang um zwei Uhr nachts in einer der gefährlichsten Straßen von New York – kein Grund zur Sorge.
Ein leichtes Vibrieren ging durch die Luft und Sunny blieb stehen. Na endlich. Er war sich bereits eine halbe Stunde die Beine in den Arsch gelaufen. Dieses Mal haben sie sich wirklich Zeit gelassen.
Ein Flimmern in der Luft kündigte deren Ankunft an, dann kam das schlurfende Geräusch. Zwei also. Er wusste es, bevor sie um die Ecke schlurften. Leider brachten sie auch den widerlichen Geruch von Verwesung mit sich. Das lag daran, dass die Seele dieser armen Tropfen langsam, aber sicher abnibbelte, während ein anderer sich in ihrem Körper austobte.
Zwei Schatten wanderten über die Mauer, dann traten zwei Gestalten in die Gasse. Es war ein Mann Ende Vierzig und eine junge Frau Mitte Zwanzig. Der Mann trug einen blauen Anzug mit ockerfarbener Krawatte. Bah, allein für diese Krawatte sollte ich ihn umlegen. Designerschuhe bedeckten seine Füße und auch eine Rolex dessen rechtes Handgelenk. Er wäre als normaler Mensch durchgegangen, wenn nicht die Blutflecken auf dessen hellblauen Armani-Hemd gewesen wären und der blutverschmierte Mund. Bah.
Die junge Frau hatte lange dunkelbraune Haare, die wirr über ihre schicke weiße Bluse hingen, die mit roten Sprenkeln verziert war – ich spoiler einfach, es ist kein Ketchup und gehört auch nicht zur Bluse. Dazu trug sie einen kurzen schwarzen Rock. Wollte sie den Alten knallen? Und schon lief die Szene einer geheimen Büroaffäre in Sunnys Kopf ab.
Der Mann beugte sich über die neue Praktikantin, schob ihr eine Strähne hinter das Ohr. Diese errötete leicht und drehte den Kopf weg.
„Du siehst heute wieder zauberhaft aus", sagte dieser und fuhr mit seiner Hand unauffällig zu ihrem Oberschenkel.
„N-nicht hier", stotterte sie leise, biss sich auf die Lippe.
„Meine Frau ist heute Abend nicht da, wir zwei könnten doch-"Eine Kralle schoss knapp an Sunnys Gesicht vorbei. „Nicht dein Ernst. Ich hatte gerade die Idee für Büroschlampen Teil 2", sagte er und trat einen Schritt zur Seite. Rogues konnten einem auch jeden Spaß verderben.
Rogues waren von Dämonen besessene Menschen, die leider eine Vorliebe für Blut und Menschenfleisch hatten. Es kam immer wieder vor, dass Dämonen auf die Erde kamen, dort friedlich lebten. Manchmal besetzten sie aber auch Menschen, auch nicht unbedingt ein Problem. Wenn diese aber zu menschenfressenden Viechern mutierten – ja, schlecht. Es gab zwei Gründe für diese Wandlung. Einer ist, dass die Seele einfach mit einem Untermieter nicht zurechtkam. Mimimi, ich will keinen anderen auf meinem Stuhl, der stinkt. Hatte er wirklich gerade eine winselnden Erstklässler imitiert?
Auf jeden Fall reagierten diese Seelen sehr sensibel und verkümmerten langsam, was sich leider auf den Körper auswirkte. Sie gaben dann den unwiderstehlichen Geruch von Kotze und Verwesung von sich. Ein anderer Grund war, die Dämonen drangsalierten absichtlich die Seele des Wirts – einfach, weil sie Spaß daran hatten zu sehen, wie die Menschen zu Fressmaschinen mutierten. Dann verließen sie diesen lachend wieder und schauten sich den Spaß von den besten Plätzen an.
Die zweiteren waren die Arschlöcher, die ihm am meisten auf den Sack gingen, die ersten verließen nämlich normalerweise den Körper, bevor es wirklich zu einem Zwischenfall kam – à la blöd gelaufen, ich such mir nen besseren Gastgeber.
Wie gesagt, an sich hatte Sunny nichts gegen Dämonen. Viele schafften es auch mit einem eigenen Körper hier zu leben, doch es gab nun mal immer faule Säcke, die sich lieber ins gemachte Nest setzten – bloß keinen Finger krumm machen.
Seufzend wich er einem weiteren Angriff aus. Zombiebraut hatte sich nun auch entschieden, mitzumachen. Nach eingehender Prüfung atmete er auf. Die beiden sind erst im Anfangsstadium. Das hieß ihre Seele konnte sich wieder regenerieren. Dafür musste er nur den ungebetenen Untermieter aus ihren Körpern manövrieren.
Der Mann knurrte und fauchte. Aus seinen Fingern wuchsen scharfe, schwarze Krallen. Sabber rann über aus seinem Mund. Bahh, mach doch mehr Sport, ansonsten wird es nichts mit Büroschlampen Teil 2. Blitzschnell fuhr er mit der Kralle nach Sunny, der mit einer neunzig Grad Drehung auswich und dessen Handgelenk packte. Sofort schlug er mit der Faust auf dessen Solarplexus, sodass dieser zurücktaumelte.
Schon griff die Tussi an. Sie sprang ihn an, wollte ihm in den Hals beißen. „Sorry, ich steh' nicht auf Braunhaarige", sagte er mit einem Lächeln und schlug ihr ins Gesicht. „Ach, und ich schlage Frauen – zumindest, wenn sie sich mir aufdrängen. Vielleicht sollten wir erst einmal mit einem Kaffee beginnen."
Fauchend schoss die Braunhaarige wieder auf ihn zu. Er rammte ihr das Knie in den Bauch, sodass sie sich direkt neben ihn auf den Boden erbrach. Bah, keine Manieren. „Gut, genug gespielt. Wenn ich mich in zwei Stunden nicht bei Red Dead Online einlogge, breche ich meinen Lauf. Wobei, seit der Umstellung sind die wirklich knausrig mit den Belohnungen."
Beide Rogues wollten sich gerade wieder aufrichten, doch Sunny verhinderte es. Er krempelte beide Ärmel seines Hoodies nach oben und entblößte zahlreiche Tattoos an seinen Unterarmen. In seinen Handinnenflächen waren zwei Pentagramme eintätowiert, die er aufeinanderpresste. Diese begannen zu leuchten und er zog sie auseinander. Zwischen seinen Händen entstand ein weißleuchtender magischer Zirkel, den er um die beiden Rogues platzierte. Dieser erstrahlte und drehte sich, sodass sie innerhalb von ihm gefangen waren.
„Gut. Dann wollen wir zum Grande Finale kommen", sagte er und machte eine dramatische Handbewegung. An Coolness nicht zu übertreffen, ganz klar. Das Fauchen und Kratzen an der Barriere versaute ihm erneut seinen Tagtraum. Gut, konzentrier dich Sunny. Er streckte beide Hände aus und sein Blick wurde ernst.
Seine Finger zeichneten ein kompliziertes Muster in die Luft und der Zirkel leuchtete und drehte sich schneller. Worte aus einer fremden Sprache wanderten über seine Lippen und die Rogues begannen zu kreischen. Schwarzer Rauch schoss aus ihren Augen, der Nase und dem Mund, der zu einer wirbelnden Wolke sich zusammenstauchte.
„So, ab in die Hölle. Prin prezenta te alung, te trimit înapoi la locul de osândă." Mit diesen Worten fuhren beide Dämonen nach unten und versanken in der Erde. Der Zirkel verschwand und beide Menschen fielen bewusstlos um.
Lässig holte Sunny sein Smartphone heraus und tippte eine Nummer ein. „Hey, Jo. Ich bin's, Sun. Jap, ich hab' zwei. Wäre schön, wenn du sie wieder aufhübschen würdest. Ich schick' dir den Standort. Morgen Abend? Klar, im Murphy's, acht Uhr. Ist gebongt." Er legte auf und schickte seine Standortdaten an den Cleaner. Sein Auftrag war erledigt.
Er steckte sein Handy weg, schob seine Ärmel wieder nach vorne und steckte die Hände in die Taschen. Ab nach Hause, mein Pferdchen wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf mich. Also schlenderte er los. Für einen Moment spürte er eine starke Präsenz und er drehte sich um. Er sah nichts. Seltsam.
Ja ihr Lieben, so im Nachhinein hätte ich einfach nicht so faul sein und die drei Meter laufen sollen, um meinen damaligen Verfolger zu stellen. Dann wäre die ganze Geschichte vielleicht nicht so verlaufen. Aber seien wir ehrlich, ihr hättet auch keinen Bock gehabt, oder? Naja, ich kann's nicht mehr ändern, also sage ich nur: Vorhang auf und genießt die Show, denn nun kommt die Geschichte des charmantesten Reapers auf Erden.
DU LIEST GERADE
The Devil's Nemesis (BAND 1) ✅️
Fantasy„Du hast keine Ahnung, wen du vor dir hast Mensch. Ich könnte dich mit einer Handbewegung töten", grollte der Dämon mit den goldenen Augen. „Das ist mir schnuppe. Das war ein Bandshirt einer Band, die nur drei Konzerte im Jahr gibt und es so gut wie...