Kapitel 37

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Überrascht setzte sich Sunny auf, sank jedoch zischend zurück. Liegen bleiben, ganz klar. Er drehte sein Gesicht zu dem Dämon. „Was?"

Auf dem Gesicht von Lucifer zeigte sich ein unergründlicher Blick. „Es ist niemandem gestattet, die Flügel eines Engels zu berühren, außer dem Gefährte oder der Gefährtin." Die Worte standen im Raum.

Aber wieso lässt du sie mich berühren? Sunnys Herz schlug schnell, wartete auf eine Antwort, die der Dämon ihm nicht geben würde. Immer wieder sagte dieser Dinge, die ihn aus dem Konzept brachten. Spielt er mit mir? Er wusste es nicht.

„Wieso hast du noch keine Gefährtin oder einen Gefährten genommen?" In der Hölle war es, wie er festgestellt hatte, unerheblich, welches Geschlecht man hatte. Sie konnten sich anscheinend mit jedem paaren, was ein eindeutiges Upgrade zu den Menschen war. Andererseits dauerte es anscheinend sehr lange, bis man Nachwuchs erwarten konnte, was der Überbevölkerung entgegenwirkte.

Nachdenklich schaute der gefallene Engel zu dem Menschen. „Weil ich bisher meiner Nemesis noch nicht begegnet bin. Nur diese wird mich bekommen."

Nemesis? Dieses Wort bedeutete in der Sprache er Menschen so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, Vergeltung, kann auch mit dem persönlichen Ende durch diese Person übersetzt werden. Eine Schwachstelle, die zum eigenen Untergang führte. „Wieso suchst du nach einer Person, die dir schaden könnte?"

Lucifers Mundwinkel zuckten. „In unserer Welt ist Stärke das Maß aller Dinge. Doch niemand ist in der Lage, jemandem die nackte, ungeschönte Wahrheit aufzuzeigen, wie derjenige, der die absolute Schwachstelle von einem selbst ist. Sie dringt tief hinter die eigenen Mauern, sieht alle Geheimnisse und Makel, die man zu verbergen versucht."

„Das klingt immer noch nicht romantisch", erwiderte Sunny.

„Ich bin auch noch nicht fertig, Dummkopf. Diese Person, die dich sieht, wie du bist, die jeden Fehler kennt. Wenn diese Person dich liebt, dann ist es die einzig wahre Liebe. Eine aufrichtige Liebe, die dich erfüllt, für die man zu sterben bereit ist."

Langsam verstand Sunshine die Worte. Diese Person kennt deine Schwächen und akzeptiert dich, ist dir überlegen, unterwirft dich jedoch nicht. Sie nimmt dich an und liebt dich. Das hört sich fast utopisch an.

„Und wieso nennt ihr diese Nemesis?"

„Weil nur sie dich auf eine Weise zerstören kann, wie es niemand anderes tun kann", antwortete der Dämon.

Verstehe. Er konnte jedes Wort nachempfinden. Je mächtiger jemand war, desto mehr gab es, die einen nur um der Macht willen wollen. In der Menschenwelt war es nicht anders. „Dann ist diese Nemesis also jemand, der dich in die Schranken weist und gleichzeitig in den Arm nimmt? Es gibt sicher nicht viele, die dir die Stirn bieten", redete Sunny, ohne nachzudenken, weiter.

Der Dämon schaute ihn überrascht an. „Ja, das stimmt."

Sunny drehte sich auf den Bauch. „Was machst du, wenn du diese Person findest?"

Das habe ich bereits. Lucifer war von seinem eigenen Gedanken erschrocken. „Ich würde sie an mich binden. Mit ihr einen untrennbaren Bund schließen und mein Leben mit ihr teilen. Ich würde sie bis zum letzten Atemzug glücklich machen."

Die Worte klangen schön. Muss schön sein, so jemanden zu finden. So etwas gab es für Sunny nicht. Er wusste, wenn Lucifer diese finden würde, würde er ab diesem Moment Platz machen müssen. Hoffentlich lässt sie sich noch etwas Zeit.

„Was würdest du tun, wenn du die Nemesis eines Dämons wärst, Sunshine?"

Die Frage kam überraschend. „Ich bin kein Dämon, also - Moment, noch keiner. Wer weiß, ob ich noch einer werde. Mal angenommen, ich wäre es. Dann würde dieser mich also an sich binden wollen. Was bedeutet das denn?" Das musste er zuerst wissen.

The Devil's Nemesis (BAND 1) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt