Kapitel 47

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Sunny atmete tief ein, öffnete aber nicht die Augen. „Bin ich schon wieder entführt worden?", fragte er leise.

„Nein", erklang eine tiefe, rauchige Stimme, die sein Herz schneller schlagen ließ. Er öffnete die Augen und schaute in das einzige Gesicht, welches er in diesem Moment sehen wollte. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ach komm schon, du hast doch bestimmt darüber nachgedacht, mich nochmal zu entführen, Comoară."

In den Augen des Dämons vor ihm stand ein Ausdruck, den er nicht deuten konnte. Sehnsucht? Schmerz? „Du solltest dieses Wort nicht mehr nutzen."

„Comoară? Warum nicht?", fragte er den gefallenen Engel.

„Weil man das nur zu der Person sagt, die man liebt."

... oh. Dann hat mich Eligos auch in dieser Hinsicht verarscht. Nun stellte sich die Frage, wieso hatte Lucifer bisher nie etwas gesagt?

Sein Herzschlag beruhigte sich und er spürte eine tiefe innere Ruhe. „Worüber denkst du so angestrengt nach, Comoară?"

Lucifer zeigte einen seltsamen Gesichtsausdruck.

„Hat mir Eligos wieder etwas Falsches beigebracht?" Ein Schmunzeln erklang.

Lucifer strich durch die weichen Haare. „Nein, es ist alles richtig."

Alles richtig. Das heißt-

„Sunshine, es ist besser, wenn sich unsere Wege trennen. Brich deine Zelte ab und beginne ein neues Leben."

Bei diesen Worten setzte sich Sunny auf, schaute in das Gesicht des Dämons, der keinerlei Emotion zeigte. Nur seine Augen verrieten ihn. Du hast ein scheiß Pokerface. „Ist es das, was du willst?"

Lucifer ließ die Hand los, die er seit Stunden gehalten hatte. Sunny war so oft verletzt worden, er konnte es nicht mehr mitansehen. Jede Wunde fügte ihm einen Riss im Herzen zu. Sein Menschenfreund hatte recht gehabt, wenn er die Finger von Sunshine gelassen hätte, wäre das Ganze nicht passiert. Er wurde zur Zielscheibe, weil er egoistisch gewesen war und er ihn nicht hatte beschützen können.

Sunny schaute zu dem Dämon, legte den Kopf schief. Langsam legte er die Hand an dessen Wange und fuhr diese hinunter. „Du hast Angst."

Überrascht schaute Lucifer ihn an.

„Du hast Angst, weil ich es sehe. Weil ich tief hinter deine Mauern dringe, alle deine Geheimnisse und Makel sehe, die du zu verbergen versuchst. Weil ich dir die nackte, ungeschönte Wahrheit aufzeige und die absolute Schwachstelle von dir bin. Weil ich jeden deiner Fehler kenne und dich so sehe, wie du bist. Doch am schlimmsten ist, dass ich der Einzige bin, der bereit ist, für dich zu sterben - einfach nur, weil du bist, wer du bist und das macht dir Angst."

Die Hand fuhr zu den Lippen seines Dämons. „Doch weißt du was, es ist mir egal. Es ist mir egal, ob tausende Dämonen mich jagen, eine Göttin mich als Gefäß will oder die Gilde mich sezieren wird. All das ist unwichtig, denn egal, wer versucht, mich von dir fernzuhalten, er wird scheitern. Ich werde immer wieder in dein Leben treten und es über den Haufen werfen. Ich werde immer wieder in deine Arme zurückkehren, denn das ist meine Aufgabe als deine Nemesis."

Lucifer schaute zu dem Menschen, schaute in die sturmgrauen Augen, in denen nichts als aufrichtige Liebe stand. Sunny beugte sich nach vorne, kam ihm nahe. „Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe. Dieser Idiot hier wird aber eine Ewigkeit haben, es wieder gut zu machen, Comoară", flüsterte er, dann drückte er seine Lippen auf die seines Dämons.

Lucifers Herz schlug schneller. Jedes Wort sank tief und er brauchte einen Moment, um sie zu erfassen. Er hat mich anerkannt. In diesem Augenblick wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Seine Atmung beschleunigte sich. Sein Körper bewegte sich ohne sein Zutun, ihm entglitt jegliche Kontrolle. Er umschlang Sunny, drückte ihn nach hinten und kniete über ihn. Die Arme seines Menschen hielt er links und rechts neben dessen Kopf fest.

The Devil's Nemesis (BAND 1) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt