Kapitel 54

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Sunny trat aus dem Portal und schaute auf die Straße, an der Lilith ihn abgeladen hatte. Den Rest des Weges lief er zu seiner Wohnung und betrat diese mit einem Seufzer. Er durfte keine Zeit verlieren, denn er wusste, dass Liliths Scharade nicht lange halten würde. Niemand kann den Sunmaker nachahmen. Dafür war er zu einmalig.

Sofort setzte er sich an den Laptop und suchte über das Gildennetzwerk die bekanntesten Dämonentreffpunkte. Wo würde ich hingehen, wenn ich ein böser Dämonenkopfgeldjäger wäre und mir einen schönen Abend machen will? Er verwettete seinen Arsch, dass Abaddon welche angeheuert hatte.

Ah hier. Sehr schön, sieht auch echt gemütlich aus. Er speicherte die Standortdaten von vier Orten ins Handy, dann ging er zu seinem Schrank, um sich das passende Outfit zusammenzustellen. Es muss aussehen, als würde ich mein Aussehen verbergen wollen, aber gleichzeitig genügend Anhaltspunkte liefern, damit sie mich anhand einer Beschreibung erkennen. Das war gar nicht so leicht.

Er entschied sich für einen Hoodie, unter dessen Kapuze seine Haare etwas hervorstanden, und die Maske – sein Markenzeichen, gut zur Geltung kam. Hose und Oberteil natürlich in schwarz. Heidi Klum würde mir sicher ein Foto geben. Hundert Prozent, immerhin war er der charmanteste und stylishste Reaper auf Erden. Diese dürren Stängel haben keine Chance gegen mich.

Seufzend legte er sich die Waffen an und machte sich auf dem Weg. Der erste Halt war eine Dämonenbar in einem eher abgelegenen Winkel. Über der Tür prangte ein schiefes Schild mit »The Underground« in roten Buchstaben auf schwarzen Hintergrund, leicht nach unten verschmiert. Passend. Hier würde ich auch nicht reingehen. Ihm war klar, dass es Absicht war. Er trat durch die schwarze Tür in einen kleinen Zwischenflur und durch eine weitere. Ein Kribbeln auf der Haut verriet ihm, dass er eine Schutzbarriere durchschritten hatte. Jeder andere Mensch wäre umgedreht.

Vor ihm öffnete sich ein großer Raum mit einer schwarzen Bar hinten an der Wand und überall standen dunkle Möbel. Der Boden war ein Schachbrett aus schwarzen und weißen Fließen. Die Tische waren ebenfalls quadratisch, wobei einige zusammengeschoben waren, damit mehr als vier Personen Platz hatten. An der Bar saß ein Dreiergespann, welche Krüge vor sich stehen hatten. Der Barkeeper war gerade mit dem Putzen von Gläsern beschäftigt, sodass er nur dessen Rückseite sah.

So und nun unauffällig auffällig sein. Das war ein Oxymoron und er war verdammt stolz auf dieses Stilmittel. An die Deutschlehrer, hier habt ihr euer Stilmittel. Jetzt seid ihr mit der Interpretation dran. Selbstbewusst schritt er an die Bar, rutschte neben die drei Dämonen.

Der erste hatte kurze braune Haare und dunkle Augen, war eher bullig gebaut. Er trug eine Lederjacke und eine dunkelgrüne Hose. Bah, was ist das für eine Farbe? Als wäre er durch das Gras gerutscht und zu faul zum Umziehen gewesen. Sein Nachbar hatte lange dunkelblonde Haare und hellblaue Augen, dazu einen leichten Bart. Er trug ein dunkelblaues Hemd und eine schwarze Hose. Thor lässt grüßen. Wolltest du Chris Hemsworths Double werden? Dafür musst du aber an Muckis zulegen. Nummer drei trug eine schwarze Mütze, hatte schwarze kurze Haare und Tattoos auf den Armen. Sein T-Shirt hatte einen weißen Totenkopf als Aufdruck und er hatte mehr Ketten an der Gürtelschnalle, als sie in einem Schmuckladen verkaufen würden. Der klimpert ja wie ein Orchester, wenn er nur läuft. Die armen Nachbarn. Alles in allem würde man nicht vermuten, dass diese Dämonen waren.

Die Haltung der drei zeichnete sie als erfahrene Kämpfer aus, womit sie sehr wahrscheinlich auch diese Dienste anboten. Die Tarnung ist nicht schlecht. Er schaute zu diesen, nahm eine Münze und schnipste sie, sodass sie zu ihnen rollte und klappernd liegen blieb. „Ich brauche etwas Hilfe. Seid ihr Jungs dafür zu haben?", sagte er, schaute sie aber nicht an.

The Devil's Nemesis (BAND 1) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt