Bundestag College AU

Kapitel 63

Kapitel 63

Als Annalena in den Kuss stöhnte holte das Alice zurück in die Wirklichkeit. Erst jetzt realisierte sie, wo sich ihre Hände eigentlich befanden.

Sie zog sie augenblicklich weg, setzte sich auf und hielt sie neben ihrem eigenen Körper hoch, so als würde ne Bullin jetzt gleich beginnen sie abzutasten. Das war ein wirklich komisches Bild, es fehlte jetzt nur noch, dass sie sich an die Wand stellte.

Wie hatte das überhaupt passieren können?

Gerade eben hatte sie noch eine mittelmäßige Magger-Impression rausgehauen und plötzlich... küsste sie Annalena! Dieser Kuss hatte ein Ticken zu lange für ein reines Gewissen gedauert; aber sie war wie überrumpelt gewesen.

Fuck.

Annalena sah sie mindestens genauso erschrocken an, wie Alice sich fühlte. Die Blondine nahm endlich ihre Hände wieder runter und brachte ein bisschen Abstand zwischen sie beide.

„Fuck, Lena. Was zum..."

Sie konnte Annalena wirklich keinen Vorwurf machen. Sie selbst hatte den Kuss schließlich nicht sofort beendet, oder gar verhindert, wie es sich gehört hätte und angemessen gewesen wäre. Sie schob es auf den Alkohol und das Gras.

„Lille... es tut mir leid." Annalena setzte sich jetzt auch auf und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.

„Ist schon okay... Wir... das..."

„Ich hab noch Gefühle für dich."

Alices Herz blieb beinahe stehen. War sie in einem Film? Das war ja wohl ein schlechter Scherz!

„Nicht dein Ernst, Lena."

„Romantische."

Sie nahm ihr(en) Haargummi vom Handgelenk und machte sich einen Zopf; vielleicht auch ein bisschen, um sich zu beruhigen. „Ich bin mit Sahra zusammen."

Lena mied ihren Blick und spielte mit dem Rocksaum der Uniform rum. „Es tut mir leid."

Sie schwiegen sich einen Moment an, doch dann gewann Alices Neugier.

„Wie meinst du das, du hast noch Gefühle? Du hast mich doch damals für Christian verlassen."

„Die Gefühle waren nie weg, Lille."

Das ergab doch irgendwie alles keinen Sinn.

„Du verarschst mich grade, oder?"

Annalenas Stimme war jetzt kaum mehr als ein Flüstern: „Es tut mir leid, dass ich dich geküsst habe, Lille. Lass uns das vergessen."

„Wie soll ich das vergessen? So viel trinken kann ich gar nicht, was ist los mit dir, Lena?" Was ist los mit dir Lille? „Sorry, so war das nicht gemeint."

Sie legte eine Hand auf Annalenas, die zwischen ihnen lag. Wieso hatte das jetzt passieren müssen, und wieso konnte sie sich nicht einfach klar von diesem Kuss distanzieren?

„Du hast mich abserviert. Für Christian." Ihre Stimme klang vorwurfsvoller, als sie das wollte, aber da schwangen jetzt auch viele verdrängte Emotionen mit. „Und ich hab es überwunden und damit abgeschlossen, und jetzt kommst du da an, high und betrunken und redest von irgendwelchen Gefühlen, die nie weg waren? Wieso sagst du nicht einfach die Wahrheit?"

„Das ist die Wahrheit, Lille."

„Das glaub ich dir aber nicht."

War es ein Schutzmechanismus? Wollte sie, dass Lena sie anlog? Es wäre auf jeden Fall einfacher wenn es gelogen war. Für Annalena allemal; sie selbst hatte mit ihr abgeschlossen. Annalenas Wangen waren mittlerweile tränenüberströmt und Alice wollte sie einfach nur in den Arm nehmen.