Sern-Minos oder Ein Abschied

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Gar nicht viel Gelaber von meiner Seite diesmal ... nur so viel: Schreibt niemals ein trauriges Kapitel mitten in der Nacht, wenn ihr danach eigentlich schlafen wird. Ist ziemlich blöd. :(

Rechts ein Soundtrack, der mich beim Schreiben inspiriert hat.

So viel vorweg, nun viel Spaß beim Lesen,

ganz liebe Grüße, magicstarlight.

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Sern-Minos oder Ein Abschied

Er stand mitten in der gräulichen Landschaft, das von der Sonne gut gebräunte Gesicht ausdruckslos wie immer. Um ihn herum herrschte die Einöde, die charakteristisch für Farakehn waren. Nicht umsonst verbannte man nur Schwerverbrecher in diese Landstriche, in die verstoßenen Lande. Doch er hatte schon seit Tagen keinen Blick mehr für die Trostlosigkeit dieses Ortes gehabt. Nicht, dass sie ihm etwas ausgemacht hätte, schließlich war seine Situation noch sehr viel trostloser als diese Landschaft vermuten ließ. Er war nicht der Typ Magier, der sich viel auf Kunst oder Schönheit einbildete. Am Ende war es doch alles nur ein Spiel höherer Mächte, die nicht einmal die Götter annähernd kontrollieren konnten.

Er drehte sich im Kreis. Erfasste alles um ihn herum mit allen seinen Sinnen. Der muffige Geruch nach Verbranntem, die graue Farbe der Wolken, der leichte, kalte Sprühregen auf seinem weiß-gewandetem Körper, die Laute, die fehlten. Keine Vögel, kein Lufthauch. Es war zu still und das beunruhigte ihn, denn noch vor wenigen Tagen war es anders gewesen. Nicht angenehmer, aber normaler. Man hatte das Heulen des Windes gehört und Vögel hatten von knorrigen Bäumen aus auf ihn herab geschrien, als seien sie die höheren Mächte, über die er eben noch nachgedacht hatte.

Nun war es still, ruhig, lautlos. Vor mehr als einer Woche hatte er die letzten seiner Begleiter fortgeschickt. Zurück in ein Leben, zu dessen Erhalt er mit dieser Schwachen Geste zumindest etwas beitragen wollte. Das erste Mal in seinem Leben, dass er wirklich mal etwas beitrug. Und das bei den nun knapp 250 Jahren, die er bereits in den Parlamenten dieser Welt gesessen hatte, immer redeten, nie handelten, weil dies nicht im Sinne seiner Landsleute gewesen wäre. Nun würde er auch ihnen Zeit verschaffen … gegen ihren Willen, wenn es sein musste.

Langsam und bedächtig setzte er nun seine Schritte fort. Weiter über den unebenen Boden, über Steine und lose, trockene Sträucher. Bei all diesem Grau musste er unwillkürlich an Sovine denken. Sovine, die jeden Raum mit Licht erfüllen konnte, die jedes Grau zum Strahlen brachte, einfach indem sie da war … und lächelte. Sie würde über die Trauer fluchen, die auf diesem Ort lag und über die ganze Situation. Das war ihre Art und auch wenn er von Grund auf anders gestrickt war, hätte er nun liebend gerne auch geflucht.

Aber er bewahrte seine Contenance. Er hatte diese Aufgabe hier schließlich vollkommen selbstständig übernommen, hatte er es doch gegen den ausdrücklichen Willen aller anderen gemacht. Er hatte oberste Führung der magischen Gesellschaft erschüttert, selbst die Götter zum Kopfschütteln gebracht und die Oldiin im Stich gelassen. Er hatte Sovine im Stich gelassen, obwohl sie sich immer geschworen hatten, gemeinsam alt zu werden. Gemeinsam, damit sie nicht alleine vor sich hin leben mussten, während alles um sie herum dahinstarb.

Er wusste, wie die Einsamkeit ihr zusetzen konnte, wenn sie sie an sich heranließ. Sie hatte immer Leute um sich herum, doch sie war nicht stark genug, um das Leben in seinem vollen Ausmaße wahrzunehmen. Und er war es, wenn er ehrlich zu sich selbst war, auch nicht. Zum Leben gehörte der Tod ebenso unausweichlich wie alle Freuden und Probleme. Zu jedem Leben, außer zu den Leben der Oldiin.

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