Jeorelan, Gott der Drachen

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17. Tag der Vizia

Am nächsten Morgen wurde sie von Bynas sanfter Stimme geweckt.

„Wir müssen jetzt los, in zwei Stunden geht die Sonne Galdiin auf.“

Mina setzte sich verschlafen auf und schaute sich in der Höhle um. Sie brauchte ein wenig, bis sie wieder wusste wo sie war. In der Höhle war es noch dunkel. Nur wenige Ysankanirillen brannten noch und der Höhleneingang lag finster da. Schnell stemmte sie sich hoch und schlüpfte in das hellrote Kleid und ihr neuen Schuhe. Das Nachthemd und das blaugrüne Kleid wickelte sie in ihren alten Mantel. Dann warf sie sich den neuen über die Schultern. Byna geleitete sie vor die Höhle. Dort stand Tukiyan und schaute besorgt in den dunklen Himmel. Auch Mina warf einen Blick nach oben, konnte aber nicht erkennen.

„Was ist los?“, fragte sie Fero, der direkt neben dem minzgrünen Drachen stand.

„Das Wetter sieht ziemlich schlecht aus.“, sagte dieser leise. Sie schauderte, auf dem Rücken eines Drachen mitten durch ein Unwetter. Fero nahm ihr Bündel und klopfte ihr sanft auf die Schulter. Tukiyan drehte sich zu ihnen um.

„Kommt wir müssen los.“, er lies sich auf den Boden sinken und Fero half Mina beim Aufsteigen. Dann erhoben sich Tukiyan und seine Schwester in die Luft. Die erste Zeit schwiegen sie. Mina blickte hinab und sah die Ebene. Sie lag dunkel unter ihnen und man konnte wenig erkennen. Der Mond schien silbern auf Gräser und Sträucher doch auch so konnte man die Landschaft nur erahnen. Tukiyans Rücken durchliefen in regelmäßigen Abständen Wellen, die seine Schuppen glitzern ließen. Fero schien tief in Gedanken versunken zu sein. Erst als die Sonne die Ebene zu erleuchten begann, schreckte er wieder aus seinen Gedanken hoch. Er bot Mina etwas Brot an und begann dann ihr von Inur-Entora zu erzählen. „Diese Stadt ist nicht besonders groß, aber sie ist schon sehr alt. Sie liegt mitten im schützenden Paluween, einem riesigen Gebirge, das sich noch bis nach Ku-Enefk fortzieht. Ku-Enefk ist Alael und bedeutet Feuerland. Dort leben wir und bald auch du. Aber nun zu Inur-Entora. Der einzige Weg in diese Stadt zu kommen geht durch die Feste von Inanaill und diese Feste ist gut bewacht. Tukiyans Vater Kartanan selbst ist der Heermeister der Feste. Sie ist um einiges größer als Inur, aber die Höhlen sind wie bei Inur-Entora in den Fels der Berge gehauen. Ach und die Berge sind pures Erias, unzerstörbarer Fels, den es nur hier in Area, in Ku-Enefk und im großen See gibt. Dazu können nur Ysakani und der Feueratem der Drachen dieses Gestein verformen. Inanaill ist so gesehen unzerstörbar und dazu besetzt von mehr als 50 Drachen die den Eingang zu Inur-Entora beschützen.“

Er lachte und der Wind lies sein Lachen durch die Luft schweben.

„Wird Inanaill denn oft angegriffen?“, fragte Mina erschrocken.

„Nein, seit der Vereinigung vor 2344 Jahren ist Inanaill eigentlich überflüssig, aber die Drachen, vor allem die Älteren, die schon vor der Vereinigung gekämpft haben, denken ziemlich konservativ. Die meisten trauen dem Frieden nicht.“

„Drachen werden SO alt?“, fragte Mina erstaunt.

„Ja, ich glaube Avredon, der Drachenmagier ist älter als 3000 Jahre, aber er ist Magier, das zieht die Lebenszeit nochmal ein Bisschen.“

Mina schwieg. Nun konnte sie die Ebene unter sich schon viel besser erkennen. Kleine Bäume glitzerten im Sonnenlicht. Etwas später konnte sie auch Seen erkennen. Erstaunt beobachtete sie wie die Ebene unter ihr immer üppiger und natürlicher wurde. Fero schaute ihr lächelnd zu.

„Kaum ein Mensch hat je mehr als den Norden und den Osten dieses Landes gesehen. Dabei lebt das Land doch erst im Inneren richtig.“

Er lehnte sich zurück und blickte ebenfalls nach unten. Sie überflogen nur wenige kleine Drachensiedlungen. Fero erklärte ihr, dass es nur wenige große Drachenstädte gäbe.

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