Zitamun III - Unter dem Blätterdach von Neliar

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Zitamun III – Unter dem Blätterdach von Neliar

Und er kam nicht zurück. Eine Rückkehr kam für Zitamun nicht in Frage. Und trotzdem überlebte er die nächsten Jahre unbeschadet. Sobald er es in die Gebiete der Menschen geschafft hatte, wurden größere Siedlungen und Städte häufiger, wodurch es auch leichter wurden, an Essen und Arbeit zu kommen. Viele Menschen schätzten seine Arbeitsbereitschaft und seine Gerissenheit sehr.

Und er, er konnte untertauchen im Gewühl verschiedenster großer Städte. Egal wie merkwürdig ihn einige Leute fanden, wenn die Stadt nur groß genug war, gab es immer jemanden, der nach verrückter war als er selbst.

Beinahe ein halbes Jahr lang fand er Unterschlupf bei einem alten Gelehrten in einer kleinen Stadt nahe Weyena. Dieser brachte ihm Lesen und Schreiben bei und im Gegenzug half er dem Alten bei allerlei schwierigen Tätigkeiten im Haus. Zitamun lernte schnell, doch eines Morgens wachte der Gelehrte nicht mehr auf und er musste wohl oder übel weiterziehen. Doch auch das ging, denn er war bei weitem keine sesshafte Person .

Nach drei Jahren des Umherziehens jedoch, empfand er tatsächlich eine gewisse Art des Heimwehs. Nicht nach Tenorley, nicht einmal nach den Wilderlanden im speziellen. Er sehnte sich einfach wieder nach grünen Wäldern und unberührter Natur, wie er sie in seiner Kindheit so viel erlebt hatte. Und da die Menschen dazu neigten, unberührte Natur mit ihren Städten zu überbauen, machte er sich abermals auf die Suche nach dem Neuen, nach dem Unbekannten.

Neliar, das Land der Waldelfen war sein neues Ziel und von den westlichen Menschenstädten war es nur eine kurze Reise bis in die dichten grünen Wälder des magischen Waldes Neliar, der ihn beinahe sofort in seinen Bann gezogen hatte.

Die Elfen waren für ihn wunderschöne und zugleich wunderliche Gestalten, die er immer wieder gerne aus der Ferne bestaunte. Sie waren nicht sonderlich groß, aber ihre Leichtfüßigkeit und Geschicklichkeit war für ihn immer wieder wundersam und immer eine Beobachtung wert.

Seinen Fähigkeiten als Ukleenry mit Eichhörnchen-Kzu hatte er es zu verdanken, dass er unter Elfen höchsten wegen seiner runden Ohrenform auffiel. Er war nicht größer oder breiter als die Bewohner des Waldes und konnte ihnen sogar mit seiner Geschicklichkeit konkurrieren.

Auch in Neliar verspürte er nur selten den Drang, an einem Ort zu bleiben. Viel mehr jedoch reizte ihn die Reise und das immer neu Entdecken von immer neuen Wunderlichkeiten, die der Wald zu bieten hatte.

Nie hätte er gedacht, dass er gerade hier unter den faszinierenden Baumwipfeln, einem der wunderbarsten Mädchen verfallen würde. Sie war sein größter Schatz und seine größte Schwäche zugleich.

Ihr Zusammentreffen war purer Zufall. Vielleicht eher Schicksal, wenn man den Ort ihres ersten Treffens beachtete. Wäre Zitamun nur einen Tag später am großen Baum der Elfen eingetroffen, dann wäre alles anders gekommen. Mancheiner würde wohl sogar sagen, es wäre besser gekommen.

Der Baum, der tief versteckt im Wald stand, war das Heiligtum der Waldelfen, ein Symbol ihrer Göttin Lavirzinia, zu der sie zwischen den Wurzeln des gigantischen Baumes beteten. Natürlich war die Göttin für sie in allem, im Wald und im Boden. Das war schließlich der Grund dafür, dass die Elfen die Natur so verehrten und am Leben erhielten. Die göttliche Macht steckte in jeder Faser der Natur, aber der große Baum war das ultimativer Symbol der Göttlichkeit des Waldes.

Zitamun besuchte den Baum nicht aus religiösen Gründen, auch wenn er nicht an den Göttern zweifelte. Er besuchte dieses Wahrzeichen der elfischen Kultur aus reinem Interesse und wurde sofort in den Bann der Magie des Ortes gezogen.

Das Geäst hing wie ein grünes Dach über den teils staunenden, teils betetenden Gestalten und der Stamm wirkte eher wie ein massiger Turm, so hoch und dick war er. Und während Zitamun so dastand, den Kopf in den Nacken gelegt und den Blick in das dunkle Grün gewandt, trat ein Elfenmädchen von hinten an ihn heran und tippte ihm schüchtern auf die Schulter.

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