Wasser und Meeresrauschen

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Wasser und Meeresrauschen

Blaues Meer bis zum Horizont. Klarer Himmel. Das hypnotisierende Rauschen der Wellen, die weiße Gischt an den hellen Sandstrand von Iyotea spülten. Und Karthek, der immer wieder mit grün schimmernden Schuppen zwischen den Wassermassen auftauchte. Ein weiteres Mal bestätigte er meine Behauptung, dass er etwas von einem Neskevou hatte.

In der Stadt Iyotea, die gerade erst langsam erwachte, verbreitete sich die Nachricht von den zwei Drachen am Strand wie ein Lauffeuer. Zwischen den hellen Häusern standen bereits Schaulustige und beobachteten uns aus sicherer Entfernung. Wir waren die letzten Tage praktisch durchgeflogen, erpicht darauf, den See und die dort gewonnen Erkenntnisse für einige Zeit ruhen zu lassen. Der Wind hatte uns in die größte und westlichste Hafenstadt der Menschen getragen. Iyotea lag auf einer Landzunge und grenzte so im Norden, Westen und Osten an das Nordmeer.

Bereits aus der Luft hatte man einen guten Blick auf die hellen Straßen und Häuser gehabt. Und auf das weite Meer dahinter, das nur hier und da durch Schatten und Unruhen unter der Wasseroberfläche erahnen ließ, dass es alles andere als unbewohnt war.

Bereits jetzt erhoben sich hier und da die grünlichen Leiber der Waleen aus den Fluten und spähten interessiert zu uns herüber.

Mit einem ausgelassenen Brüllen, das wohl nur der geübte Hörer als Lachen identifizieren konnte, tauchte Karthek mal wieder ab und schoss unter der Wasseroberfläche auf mich zu, bis er sich direkt vor mir wieder aus dem kalten Nass emporhob.

„Ist irgendwas?“, fragte er mit einem Anflug von Besorgnis. „Du hast schon wieder diesen Blick ...“

Überrascht blinzelnd schaute ich ihn an. „Blick? Welchen Blick?“

„Der 'Ich-bin-besorgt'-Blick.“ Mein Drachenfreund verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

„Ich bin nicht besorgt“, stellte ich lächeln klar. „Ich war nur in Gedanken.“

„Aber nicht in glücklichen Gedanken. Wenn du in glücklichen Gedanken bist, dann schaust du anders. Ich kenn deine Blicke!“
„Ach was ...“ Ich wandte schnell den Blick ab. „Du interpretierst da zu viel rein. Möchtest du noch im Wasser bleiben oder wollen wir in die Stadt gehen?“

Mit schief gelegtem Kopf beobachtete er mich noch ein wenig, ehe er sich zu einer Antwort durchrang. „Meinetwegen können wir in die Stadt gehen … Aber ich glaube du solltest die Illusion über mich legen, du weißt schon … wegen der Größe.“

Irritiert musterte ich ihn. „Kann es sein, dass du dich ein wenig überschätzt? Klar, du bist groß, aber so groß nun auch wieder nicht.“ Kichernd schüttelte ich den Kopf, doch er sah mich nur vorwurfsvoll an.

„Hast du die Straßen hier gesehen? Ich schon, während wir über die Stadt hinweg geflogen sind! Die sind verschlungen und schmal und ganz sicher nicht für Drachen ausgelegt. Warum auch, wir sind sicher die ersten Drachen seit wer weiß wie vielen Jahren, die sich soweit in den Norden gewagt haben.“

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