Das Ende ist ganz nah

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Das Ende ist ganz nah

Und die Götter wachten über die Welt, seit sie sie geschaffen hatten. Mit Missfallen mussten sie beobachten, wie Krieg, Zerstörung und Missgunst ihre Völker schlachteten und verfeindeten.

Da erhob sich Utrias, Gott der Menschen, und sprach: „Die Menschen brauchen einen Herren, der sie führt und leitet! Ich werde ihnen einen Herren geben, dem sie folgen können!“

Und er ging dahin in die Welt der Lebenden und suchte nach einem würdigen Menschen, dem er sein Vertrauen geben konnte. Aber er wurde nicht fündig und kehrte zurück zu den Seinen. Sie sinnten lange darüber nach, bis endlich die Göttin Kavanirizia sprach zu Utrias: „Kein Mensch ist rein genug, als dass wir ihm unser Vertrauen schenken könnten. Kein gewöhnlich Wesen ist rein genug, um unseren Ansprüchen gerecht zu werden, aber ein Sohn oder eine Tochter wäre es alle mal.“

Lange schwiegen die Götter über derlei Gedanken, doch im Stillen wurde ein Einverständnis getroffen. Jeder von ihnen sollte sollte einen würdigen Nachfahren in die Welt setzen, um sie vor den Übeln zu beschützen.

Dann, als alles still und friedlich schien, befiel eine neue Gefahr die weiten des Universums und eines der Götterkinder ward wichtiger denn je.

Eine Zerstörung wird kommen
stärker als Kämpfe vergangener Zeiten
Wird härter als jeder Krieg entflammen
Wird die Kultur und das Sein bestreiten
und allem ob göttlich oder nicht das Leben nehmen

Euch Wesen der Vergänglichkeit
Schicken die unsterblichen Götter bald
Das Mädchen des göttlichen Zwillingsbruders
Und wenn die Zerstörung am Rande beginnt
Wird sie euch retten oder zerstören
Und wird sie sich zu ihrem Volke bekennen

Ist der Zerstörung aller Anfang
Habt Acht auf sie und lasst sie bei sich
Solang wie euer Leben noch fährt
Sonst flüchtet sich voll Zuversicht
An einen für euch ungreifbaren Ort

Aus den Aufzeichnungen der waleenischen Tempel im Großen Sees

Ich erwachte fest umschlungen von Kartheks Drachengestalt in einer verlassenen Drachenhöhle von Diones. Es war dunkel um uns herum, doch ich konnte die helle Morgensonnen durch die Höhlenöffnung scheinen sehen. Lange überlegte ich, ob ich ihn wecken sollte oder nicht. Schließlich entschied ich mich dafür, noch ein wenig länger auszuharren, einfach um die Stille und Zweisamkeit noch ein wenig länger zu genießen.

Nachdenklich betrachtete ich die schlafende Gestalt meines Partners. Selbst im Traum wirkte sein grünes Schuppengesicht angespannt und nachdenklich und ich fragte mich, ob er wohl über mich und meine Mission nachdachte, ob ich den besorgten Ausdruck auf seine Züge gezaubert hatte. Vielleicht ahnte er schon, was ich mit den anderen Göttern und Oldiin in dieser Nacht beschlossen hatte. Vielleicht ahnte er bereits, dass ich bereits in der nächsten Nacht meine Reise zu Solana beginnen würde.

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