Gefangene und Prophezeiungen

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Gefangene und Prophezeiungen

15. Tag der Vizia

Es lag noch immer der Geruch des Rauches in der Luft. Man man brachte die überlebenden Männer und Jungen im Morgengrauen in eine Nagelschmiede im Westviertel und hielt sie dort gefangen. Auch nun wurden immer wieder neue Gefangene in dieser Schmiede untergebracht. Mittlerweile war es früh am Morgen und der Tag begann kalt und klar.

Galeon saß am Boden der Schmiede. Neben ihm saß Teron, der alte Schlosser. Er war schon vor ihm in die Schmiede gebracht worden. Ihnen gegenüber hockte Kovian. Der Stadtherr war bleich. Seit man ihn vor etwa zwei Stunden hier hergebracht hatte, hatte er keinen einzigen Laut von sich gegeben. Drei Farakehner waren als Wachen in der Schmiede geblieben. Keiner der Gefangenen hatte die Waffen oder die Energie es mit ihnen aufzunehmen. Einer der Wachen schien das Schweigen sattzuhaben. Er wandte sich nun an Galeon:

„Wir sagten euch wir wollen euch nicht ausrotten. Und jetzt habt ihr euch diese Zerstörung selbst zuzuschreiben.“

Kovian blickte kurz auf. Auch Galeon setzte sich aufrechter hin und lächelte gequält. „Ja, ich war auch gegen diesen Kampf“, erwiderte er leise. Der Stadtherr blickte ihn an. Galeon stieß ein kurzes humorloses Knurren aus. „Ich war dafür, dass wir fliehen so lange es noch möglich war.“
Kovian senkte den Blick wieder. Der Verstoßene lachte laut auf.

„Dann hättet ihr uns einige Mühe erspart und uns sofort das gegeben, was wir wollen. Oder etwa nicht? Kein Mann hat so wenig Stolz. Nicht einmal ihr, Musiker.“

„Ich weiß genau, was eure Herrin hier sucht, Farakehner und es ist nicht die Herrschaft über Septim. Ich hoffe, dass ich das was sie begehrt früh genug aus der Stadt schaffen konnte.“ Galeons Stimme blieb ruhig, aber ein leises Lächeln hatte sich auf seine Züge gestohlen.
Teron drehte den Kopf und schaute Galeon fragend an.

Dieser gab ihm zu verstehen, dass er es noch früh genug erfahren würde. Er wandte sich an Kovian.

„Was ist mit euren Kindern Kovian? Ich hoffe doch, sie haben überlebt.“

„Ja.“ Die Stimme des Stadtherren klang bedrückt. „Foron ist verletzt worden, aber er kommt durch. Kelifa hilft den Heilerinnen in der Stadthalle.“

„Das alles hätte nicht sein müssen Kovian.“, die hämische Stimme des Wachpostens ließ den Stadtherren herumfahren.

„Ja, und doch haben wir gekämpft. Ihr müsst schon uns alle umbringen, wenn ihr die Kontrolle über Septim haben wollt. Alle Männer und Knaben hier sind stolze und starke Kämpfer.“, Teron blickte dem Farakehner voll Abscheu und Stolz in die Augen. „Wir Feuermenschen sind ein stolzes Volk. Wir haben Traditionen und eine von ihnen ist die Verteidigung der Stadt bis zum letzten Mann.“

„Nur ist die Herrschaft über Septim nicht das Ziel, das sie suchen. Sie suchen eine Person. Nicht wahr, Farakehner?“

Der Verstoßene warf Galeon einen langen Blick zu. Die Stille wurde erst von einem Ausruf unterbrochen. Von draußen kamen vier weitere Farakehner in die Schmiede. Zwischen sich führten sie zwei Jungen. Es waren Zoltin und Riado.
Zoltin stützte den älteren Jungen. Riado sah ziemlich mitgenommen aus. Kovian erhob sich.

„Was soll er hier?“, fuhr er die Männer an. „Er gehört in die Stadthalle. Er benötigt Heilung.“

„Die Heiler haben momentan mit schwerwiegenderen Verletzungen zu kämpfen. Er wird noch eine Weile warten müssen“, warf einer der Ausgestoßenen ein.

„Dann bringt mich zu meinem Sohn. Wenn seine Verletzungen so schwerwiegend sind, dann bringt mich zu ihm!“

„Wir sagten euch, er kommt durch ...“, begann der Wachposten, doch Kovian unterbrach ihn: „Ich bitte euch darum. Bringt mich zu meinem Sohn. Zu ihm und den anderen Männern, die unter meinem Befehl verletzt wurden.“

DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt