Wo die wilden Menschen hausen

2.7K 159 5
                                    

Und wieder ein neues Kapitel (mein erstes Ferienkapitel) für alle, die noch dabei sind. Ich hoffe es gefällt euch.

lg. Magicstarlight
______________________________________________________________________________

Wo die wilden Menschen hausen

Die Wälder der Wildermenschen sahen den Wäldern um Septim herum bemerkenswert ähnlich. Zwar waren die Bäume etwas größer, die Berge schroffer und die Landschaft lebhafter, doch schon als die ersten Ausläufer der bewaldeten Schattenberge am Horizont auftauchten, fühlte ich mich zu Hause wie schon lange nicht mehr. Von Iyotea aus waren es nur noch zwei Tage Reise bis in das Gebiet der Ukleenry, allerdings würden wir noch deutlich länger brauchen, um in die Hauptstadt Tenorley zu gelangen, da diese weiter südlich lag.

„In Tenorley finden traditionell die Findungsrituale statt“, erklärte mir Sovine, während wir über weite Wiesen auf die ersten Ausläufer des wilden Waldes zuliefen. „Egal wie weit weg man auch lebt, mindestens einmal in seinem Leben war jeder Ukleenry in Tenorley.“

„Und was wird dabei gefunden?“, fragte Karthek neugierig.

Sovine lachte. „Natürlich … die Kzu.“ Sie lächelte zärtlich. „Tierbegleiter, Seelenbegleiter. Ein Tier, das auf seine ganz eigene Art die Persönlichkeit des Ukleenrys widerspiegelt und ergänzt. Die Eltern reisen mit ihren kleinen Kindern nach Tenorley und ebenso der entsprechende Kzu. Die meisten von uns wachsen den größten Teil ihres Lebens mit ihren Kzu auf und sie begleiten einander bis zum Tod. Bei mir war es natürlich anders, da ich nicht hier groß geworden bin.“ Sie hielt inne und deutete in die Richtung, aus der wir gekommen waren. „Dort mitten in den Bergen von Peor bin ich aufgewachsen und erst später ist mir dann Fuoco zugelaufen. Wir beide sind niemals Teil einer Findungszeremonie gewesen.“

„Fuoco?“

Bei der Erwähnung des Namens begannen ihre Augen zu leuchten. „Mein Kzu. Ihr werdet ihn bald kennenlernen.“

Schweigend betraten wir den Wald, der mir viel heller vorkam, als die Wälder die ich gewohnt war. Ich versuchte mir auszumalen, welches Tier wohl meinen Charakter am besten widerspiegeln würde, während es über uns in den Baumwipfeln raschelte und knackte.

Es war, als würde der Wald vibrieren, als würde er von innen heraus leuchten, so erfüllt war er. Alles, vom bemoosten Waldboden bis zu den weit entfernten Baumwipfeln war so lebendig und einzigartig, dass ich eine ganz neue Bedeutung von wild kennenlernte. Schon allein durch die Betrachtung des Waldes erlangte die Bezeichnung Wildermenschen eine völlige neue Bedeutung, die nichts Unzivilisiertes oder Grobes hatte.

„Haben die anderen Oldiin auch ihre Kzu?“, fragte Karthek unterdessen.

Sovine nickte. „Ja, ich habe mir immer größtmögliche Mühe gegeben, alle Oldiin so zeitig wie möglich durch dieses Ritual zu bringen.“ Sie lächelte, als gäbe es zu diesen Bemühungen die ein oder andere unausgesprochene Anekdote. „Ich finde es wichtig, dass auch dieser Teil der eigenen Persönlichkeit erfüllt wird, nicht umsonst leben wir mit sieben verschiedenen Körpern. Wenn jeder Oldiin von früh an Magie unterrichtet bekommt, so finde ich es nur gerecht, wenn auch die anderen Traditionen geehrt und gepflegt werden. Vor allem, weil ein Kzu immer wieder eine enorme Bereicherung ist.“

DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt