Die Drachenstadt Diones

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Die Drachenstadt Diones

Verwundert richtete sich Tukiyan auf. Es war ihm als stünde dort etwas im Regen.

„Was ist Tukiyan?“ Er drehte sich zu seiner Schwester um. Ihre Schuppen glänzten im gedämpften Licht.

„Nichts.“ Er stand auf, streckte sich und blickte wieder auf die langweilige, regenverhangene Ebene vor ihm. Doch da, gleich neben dem Felsberg bewegte sich etwas. Er schaute genauer hin. Ja, da war etwas. Ein Feuerelf vielleicht oder gar ein kleiner Mensch. Da, jetzt verschwand er einfach zwischen den Steinen. Entschieden drehte er sich zu seiner Schwester und dem Elfen Fero um.

„Erwarten wir heute noch jemanden aus Ku-Enefk?“

Erstaunt blickte seine Schwester ihn an.

„Einen Elfen? Nein da wird keiner erwartet“, wandte der Feuerelf. „Wieso?“, harkte er nach.

„Das ist irgendwer im Regen. Und nun hat er sich bei den Felsen versteckt. Es sah aus wie eine Elfe.“

„Kein Feuerelf reist bei Regen durch Nordost-Area“, stellte Fero fest. „Wir halten uns an besseres Wetter. Aber es kommen doch auch keine Menschen zu uns oder?“

„Auf jeden Fall ist da irgendwas und es ist unsere Aufgabe zu schauen was“, fasste Tukiyans Schwester Byna zusammen.

Tukiyan schaute sie nachdenklich an dann nahm er vorsichtig Anlauf, breitete seine Schwingen aus und erhob sich in die Luft: „Na dann los!“

Auch Byna schwang sich elegant in die Luft. Die Geschwister blickten auf Fero hinab, der gequält grinste.

„Ihr wisst schon, wie schlecht nasse Flügel bei Elfen sind, oder?“

Tukiyan lachte schnaubend auf. Fero fluchte leise. Dann stießen zwei große dunkle Flügel aus seinem Rücken hervor. Ein wenig schwerfällig erhob er sich in die Luft. Tukiyan grinste ihm zu. Fero ächzte.

„Du solltest öfter mit uns die Luftwache übernehmen, du bist richtig aus der Übung“, schnaubte Byna amüsiert.

Fero wurde rot. „Kommt, wir müssen schauen, wer da unten herumlungert“, unterbrach er die beiden Drachen. Sobald er unter dem Dach hervor geflogen kam, spürte er den Regen auf seinen empfindlichen dunkelroten Flügeln. Zum bestimmt hundertsten Mal verfluchte er, dass Feuerelfen wie er keine so widerstandsfähigen Flügel wie Drachen hatten. Die beiden Drachen konnten ohne Probleme durch den Regen fliegen.

Tukiyan flog ein wenig schneller. Der Steinhaufen, ein Überbleibsel aus den Kriegen vor der Vereinigung der sieben Großreiche, kam schnell näher. Er legte sich elegant in die Kurve und umkreiste die Felsen. Dann entdeckte er die Stelle an dem das Wesen verschwunden war und ging tiefer. Dort erspähte er zwischen den Felsen einen Spalt. Er schien nicht sonderlich breit, aber ein Elf oder ein kleiner Mensch passte dort bestimmt hinein. Er landete auf dem schlammigen Boden. Ein Zittern durchlief die Erde, als seine Pfoten aufsetzten. Vorsichtig näherte er sich dem Spalt. Sein scharfes Drachenauge erfasste auch bald das fremde Wesen. Es war tatsächlich ein Mensch. Ein ziemliches kleines Menschenmädchen, um genau zu sein. Verwundert drehte er den Kopf schief. Das Mädchen zuckte zurück.

„Komm doch raus.“

Sie schreckte zurück. Verwundert schüttelte Tukiyan den Kopf, was sie nur noch mehr zu verängstigen schien. Zögernd trat er von dem Loch zurück. Gleich vor ihm landeten gerade Byna und Fero neben den Felsen. Tukiyan warf den Kopf in Richtung des Felsspaltes.

„Da drinnen ist sie.“

Mina versuchte wieder ruhiger zu atmen. Vielleicht würde der Drache wieder verschwinden. Er war vielleicht nicht so groß wie ein Berg, aber er war groß. Seine Schuppen hatten im dämmrigen Licht Minzgrün geleuchtet und seine Augen waren von einer opalgrünen Farbe gewesen. Der Drache hatte so geschmeidig gewirkt, gar nicht grob. Nein, sie warf die Überlegungen ab und versuchte sich noch weiter in den Spalt zu drängen. Drachen waren gefährlich, das hatte sie schon immer gewusst.

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