Von Frieden und Krieg

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Von Frieden und Krieg

Die Tage der Lavirzinia zogen über den Wilderlanden herein, doch an unserem Alltag in Tenorley änderte sich tatsächlich überraschend wenig. Karthek und ich nahmen weiter an den Übungseinheiten im Wald teil, einzig allein unsere kleine füchsische Begleiterin machte einen Unterschied zu zuvor.
Darsa war, auch noch nach einigen Tagen, unglaublich faszinierend und schön. Dabei war es mehr als schwierig, dieses Gefühl der Vollkommenheit zu beschreiben, dass ich nun verspürte. Das Gefühl, dass die eigene Seele durch einen Begleiter in Tierform ergänzt und vervollständigt worden war. Es erfüllte mich mit einer Wärme und Zufriedenheit, die vor allem in stressigen Situationen Wunder wirken konnten.
Und Karthek, nun der hatte sich sogar noch mehr in Darsa verliebt als ich selbst. Tatsächlich schien diese Zuneigung von der Füchsin erwidert zu werden, denn egal wie misstrauisch sie anderen gegenüber war, Karthek zuliebe würde sie alles tun. Als beinahe Außenstehende war es wirklich niedlich anzuschauen und es freute mich mehr als nur ein wenig, dass meine Tierbegleiterin und mein Drachenfreund dermaßen schnell zueinander gefunden hatten. Darsa war ja am Ende ein Symbol meiner innersten Werte und ihre positive Beziehung zu meinem Freund konnte eigentlich nur als gutes Ohmen gewertet werden.
Und dann, weil es ja einfach so kommen musste, wurde die rundum angenehme Situation plötzlich von einer Nachricht nicht nur getrübt, sondern geradezu zerstört. Diesmal jedoch, versuchte keiner, mir die Neuigkeiten vorzuenthalten.
Eramon selbst hatte es zu Wort gebracht, während einem der Treffen im Tairasy, gute fünfzehn Tage nach meiner Findungszeremonie in Tenorley.

Mina?“
Seiner Stimme hatte man die schlechte Nachricht förmlich angehört, also kam es für mich kaum überraschend, als er mir von der Kriegserklärung der Drachen berichtete.
Tekmea war gar nicht erst zu uns gestoßen, sondern befand sich offensichtlich in wichtigen Besprechungen zuhause im Süden. Alle anderen schauten ebenso unglücklich, aber auch un-überrascht in die Gegend. Es hatte ja so kommen müssen, das war allen klar. Seit der Ausrufung des Kriegsprotokolls war es lediglich eine Frage der Zeit gewesen und die schien nun endgültig gekommen zu sein.
„Wissen wir schon, was sie jetzt tun werden?“, fragte ich in die Stille hinein.
„Tekmea vermutet, dass sie sich zuerst ein Ziel suchen werden, für das sie ihre Krieger begeistern können.“
„Die Magier?“
„Die Magier.“
Wieder Schweigen. Auch das war wohl oder übel zu erwarten gewesen. Meladon hatte sicherlich ein Talent dafür, die Drachen von seinen Vorhaben zu begeistern, trotzdem brauchte er ganz sicher gute Argumente, um nach so vielen Jahren des Friedens wieder Krieg zu beginnen. Drachen waren vielleicht jähzornig aber sicherlich nicht dumm – auch wenn Karthek mir da vielleicht wiedersprechen würde. Kein Drache würde einfach ohne weiteres den allgemeinen Frieden brechen und in den Kampf ziehen. Als erstes – und vermutlich auch einziges geplantes Ziel die Magier anzuvisieren war nicht dumm, aber auch nicht gerade unberechenbar.

Wenn es um die Magier ging, dann war Drachen sicherlich beinahe jedes Mittel recht, auch wenn sie immer wieder von Avredon als Drachenmagier profitierten. Es war keine rationale Entscheidung. Kaum ein Drache hatte jemals einen Magier zu Gesicht bekommen … Wie auch? All die Jahre, die sich mein Volk jetzt schon in seinem Land verschanzt hatte, abgeschnitten von allen anderen Lebewesen. Allein die Erziehung und alte Geschichten aus unruhigeren Zeiten hatten das Bild des bösen Magiers geprägt und es war so präsent im Gedankengut der Drachen wie nie zuvor. Nein, kaum einer von ihnen würde einen Angriff auf die Wüste der Magier in Frage stellen.

Und ich … „Ich werde dort sein!“

Der Beschluss war gefasst und unantastbar. Ich hatte gesagt, dass ich eingreifen würde, sobald ein Angriff der Drachen erfolgte und nun war es an der Zeit, dieses Versprechen einzulösen. Wenn ich verhindern konnte, das Unschuldige zu Schaden kamen, dann würde ich alles mir mögliche dafür geben.

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