Die Königin auf dem Berg

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Die Auflösung: Wer wird die neue Königin auf dem Berg?? :D

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Die Königin auf dem Berg

Inur-Entora war still. Kein einziger Laut war zu vernehmen in der Stadt der Könige, die zu dieser Zeit eine Stadt ohne König war. Und das, obwohl beinahe das ganze Drachenvolk sich im Umland der heiligen Stadt eingefunden hatte … und das, obwohl sie gerade eine Revolution erlebt hatten …

Der Plan war einfach gewesen, doch es hatte gereicht. Tukiyan und Rubeen hatten in den Reihen der Krieger nach Verbündeten gesucht und dabei, vor allem unter den jüngeren Drachen viele Gleichgesinnte gefunden.

Es war schwierig gewesen, die ganze Bewegung geheim zu halten, aber sie hatten trotzdem bis zu diesem Moment in der Wüste warten müssen. Nirgendwo anders hätte man den Machtwechsel so schnell über die Bühne bringen können. Nirgendwo anders waren Kartanan und Meladon so auf sich allein gestellt und verletzlich gewesen.

Einzige Schwierigkeit war, dass die Revolutionäre im eigentlichen Heer der Drachen bei weitem nicht genug waren. Sicher, viele stimmten den Ansichten der neuen Drachengeneration zu, doch um die alten Machthaber von ihrer Unterlegenheit zu überzeugen, brauchte es mehr als das. Und so war Avredons Aufgabe entstanden. Er hatte die Revolution auch in Area ins Rollen gebracht. Mit seinem Einfluss hatte er auch ältere Drachen von ihrer Sache überzeugt und zusätzlich waren viele Jungdrachen und Frauen seiner Gruppe beigetreten. Zuletzt hatte er eine Gefolgschaft von mehr als neunzig Drachen, die im Land der Drachen auf den Aufbruch der Kriegstruppen warteten. Und dann, mit nur wenig Stunden Verzögerung waren sie gefolgt. Beinahe die ganze Einwohnerschaft des Landes war unterwegs gewesen.

Immer gerade so außer Sichtweite waren sie geflogen, aber der Kontakt zu Tukiyan und Rubeen war niemals abgebrochen. Und das war auch gut so. In diesem letzten Moment vor der Revolution bestand nämlich das Problem. Wie konnte man die Drachen davon abhalten, die Magier zu ermorden, ohne die Revolutionäre im Heer zu enttarnen? Wie konnte man die wenigen Stunden aufholen, die an Vorsprung da waren?

Der Plan von Karthek und mir war ihr Schlüssel gewesen. Ein paar Momente Ablenkung, genug um auch Avredons Drachen bis zum Ort des Geschehens zu schaffen. Genug, um das Schlimmste zu verhindern. Ein Umsturz war geplant. Ein Umsturz ohne Blutvergießen, ohne Tote.

Der Plan wäre beinahe aufgegangen … beinahe. Kein Magier war gestorben, aber es gab Schwerverletzte. Männer und Frauen die für den Rest ihres Lebens Zeichen des Kampfes tragen würden. Selbst Neyla würde überleben, auch wenn ihr Gesicht für immer mit auffälligen Brandnarben bedeckt sein würde. Man hatte sie retten können, aber für Drachenflammen gab es kein Heilmittel.

Der Plan wäre beinahe aufgegangen, doch der Tod des Drachenmagiers lag wie ein schwerer Schatten über allen. Kartanan würde dafür büßen müssen … nicht mit seinem Leben, aber mit allem anderen was ihm noch blieb.

Für die Zeit bis zur Ernennung des nächsten Oberhauptes hatte ich gemeinsam mit Tukiyan die Herrschaft übernommen, auch wenn keiner von uns beiden wirklich nach diesem Titel strebte. Es gab einige Vorschläge, doch wir wussten noch nicht genau, wie die Entscheidungsfindung ablaufen würde.

„Wie geht es dir?“

Ich drehte mich herum und sah mit kleinem Lächeln zu, wie Karthek in seiner schillernd grünen Drachengestalt zu mir trat.

„Besser … Avredon hat nicht gewollt, dass wir zu lange um ihn trauern.“

Karthek nickte und schaute seufzend auf die Stadt hinunter. Wir standen ganz oben auf dem Gipfel des Königsbergs, direkt vor dem Höhleneingang, der in die nun verwaiste Königshöhle führte. Man hatte Meladon ausquartiert. Er war nicht länger König.

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