Nichts ist mehr, wie es war

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Hier das nächste Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Kritik ist wie immer erwünscht. Viel Spaß beim Lesen.

lg. Magicstarlight

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Nichts ist mehr, wie es war

Als wir die Kathedrale verließen, fühlte ich mich so elend wie noch nie zuvor. Bis auf den kleinen Drachenteil in mir, protestierte alles gegen das, was ich nun machte. Ich zog mich zu den Drachen zurück. Ich ließ all die anderen hier zurück. Eins war klar, erst einmal in Inur-Entora angekommen, würde ich dort nicht so schnell wegkommen. Doch auch eine Flucht lehnte mein Innerstes ab, allein schon die Vorstellung, dass mich meine Begleiter am Ende mit Gewalt nach Inur zurück schleppen könnten, war furchtbar.

Als wir uns auf dem verregneten Marktplatz verwandelten, wurden in vielen Häusern die Fenster geöffnet und hier und da kamen die Menschen auf die Straße. Ich senkte den Kopf, denn ich hatte das unerträgliche Gefühl, sie alle im Stich zu lassen … Entschlossen erhob ich mich hinter Tukiyan, Karthek und Rubeen in die Luft und flog mit wenigen kräftigen Flügelschlägen hinauf in den wolkenverhangenen Himmel. Mehrere überraschte Ausrufe folgten uns, die Leute dort unten schienen langsam zu verstehen, dass wir abreisten.

Wir flogen über den Wolken, so dass wir den Sonnen nacheinander beim Untergehen und den Monden beim Aufgehen zusehen konnten. Erst als der Mond Vorduun über uns zu leuchten begann, stießen wir wieder durch die Wolken hinab. Wir waren fernab von jeglichen Siedlungen, aber das schien den anderen ganz Recht zu sein. Bei einer hohen Baumgruppe, die mitten in der Landschaft stand, landeten wir.

Keiner sprach ein Wort. Im Schutz des dichten Blattwerkes rollten wir uns zusammen und warteten auf den Morgen. Ich versuchte zu schlafen, aber immer wieder musste ich zu Karthek hinüber sehen. Auch Tukiyan blieb wach, sicherlich, um ein Auge auf mich zu haben. Mutlos ließ ich den Kopf auf meine Pfoten sinken und starrte auf das Gras, das vom Regen ganz nass und von unserer Landung ganz platt gedrückt war. Im Licht der Monde schimmerte es silbern. Wie es wohl Ti-Lien ging? War er mittlerweile wieder aufgewacht? Ich hätte darauf bestehen sollen, ihn noch einmal zu sehen, egal wie sehr sich Tukiyan und die anderen dagegen gewehrt hätten. Das hätte wahrscheinlich das Vertrauen zwischen meinen Gefährten und mir vollständig zerstört, aber wenn man ehrlich war, war das Vertrauen zwischen uns sowieso nicht mehr zu retten. Und jetzt hatte ich auch noch Karthek vor den Kopf geschlagen. Wütend grub ich meine Krallen in den schlammigen Boden unter mir. Es gab nichts schlimmeres als das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben …

Als ich am nächsten Morgen von Rubeen geweckt wurde, fühlte ich mich, als hätte ich nur wenige Augenblicke geschlafen. Doch als ich an den Himmel sah, konnte ich zwischen den Wolken nur noch einen Mond erkennen und am Horizont, dort wo auch irgendwo das kleine Dorf Filda liegen musste, dort drängten sich die ersten Sonnenstrahlen der Sonne Rikia durch die Wolkendecke. Tukiyan stieß zu uns hinab. In den Klauen hielt er etwas, das nach einem ordentlichen Fischfang aussah. Er legte die Fische umsichtig auf einen Stein, damit sich nicht im Schlamm lagen und landete dann mit einem gänzlich uneleganten Platschen im Schlamm und versank sicher einen halben Meter.

Okenek!“ Wütend fuhr er mit den Pfoten durch die braune Masse und spritzte uns bei der Gelegenheit ordentlich voll. Wenn alles wie früher gewesen wäre, dann hätte ich jetzt gelacht, weil wir alle wirklich komisch aussahen, aber ich konnte nicht. Es gab einfach genug Dinge hier, bei denen mir das Lachen wirklich verging. Rubeen hingegen musste sich das Lachen sichtlich verkneifen. Er griff nach einem der Fische und schlang ihn herunter, dann patschte er durch den Schlamm zu seinem Bruder. Dieser hatte nicht einmal geschmunzelt.

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