Eramon

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Das ist jetzt einfach mal ein kleiner Einschub in dem ich Sachen untergebracht habe, die mir schon ewig auf der Seele lagen. Ich hoffe das macht euch nichts aus.

LG. magicstarlight

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Eramon

1809 Jahr der Vereinigung, 526 Jahre vor Minas Geburt.

Die grünen Baumkronen des großen Waldes in Neliar rauschten gleichmäßig im Wind, als der Elfenjunge Eramon das Licht der Welt erblickte. Seine Mutter, eine bescheidene Magd am Hofe des Waldherren hatte bereits vor einigen Monaten ihr kleines Zimmer im Bedienstetenhaus des Herren gegen eine kleine Hütte tief im Wald eingetauscht. Seinen Vater, einen stolzen Edelmann wie die Mutter ihn immer beschrieb, hatte der Junge nie kennen gelernt. Und so wuchs das Kind bei seiner Mutter inmitten grüner Stille und Geborgenheit auf.

Im Alter von 5 Jahren begann sie ihn in allen Künsten zu lehren. Er erlernte die Schrift der Elfen, die Mathematik und die Sprache der Menschen. Seine Mutter erzählte ihm die Geschichten der Götter und brachte ihm bei, wie man musizierte. Nie zuvor hatte er andere Elfen getroffen oder andere Bäume gesehen, als diese die um die kleine Hütte herum standen und er war zufrieden so. Aber seine Mutter sah die unglaubliche Stärke und Inteligenz in ihrem Jungen Tag für Tag anwachsen und sie musste Vorkehrungen für seine Zukunft treffen. Bald begann sie ihn in elfischer Magie zu unterrichten, sie brachte ihm bei zu helfen und für ein vielleicht zwei Jahre konnte sie ihm noch neues erzählen. Dann war ihr Wissen aufgebraucht, aber der Wissensdurst ihres Sohnes noch lange nicht. Sie gab ihm Bücher in denen die Gedanken großer Wissenschaftler niedergeschrieben waren und er las eines nach dem anderen aus. Irgendwann war die junge Mutter an der Grenze ihrer Macht angekommen, sie konnte den Jungen nicht weiter fördern, doch sich von ihm zu trennen oder diesen einsamen Teil des Waldes zu verlassen kam für sie nicht in Frage. Und so entschied der Sohn mit neun Jahren selbst, was besser für ihn und wie er glaubte auch besser für seine Mutter wäre. In einer warmen Sommernacht lief der Junge, getrieben von kindlichem Übermut fort von dem Haus seiner Kindheit und als am nächsten Morgen seine Mutter aufwachte und ihn zu suchen begann, war er schon weit weit entfernt. Die Mutter aber kniete vor ihrer Hütte nieder und betete zu den Göttern, dass sie ihn beschützen mögen, denn ihr war klar gewesen, dass dies einmal hatte geschehen müssen.

Der kleine Eramon irrte unterdessen durch den Wald. Schon bald hatte er den Wahnsinn in seinem Vorhaben erkannt. Er war gerade einmal neun und auch wenn er mit seiner hohen Gestalt und den ernsten Augen bereits aussah wie ein Zwölfjähriger, so würde man ihn sicherlich nicht alleine durch die Wildniss laufen lassen, wenn man ihn fand. Also versteckte er sich fortan immer, wenn sein Weg sich mit dem anderer Elfen kreuzte. Wenn er die Stimmen oder Schritte hörte kletterte er hoch hinauf in die Baumkronen und hielt den Atem an, um unentdeckt zu bleiben. Beinahe ein Jahr lief der Junge so durch den Wald und sein einziger Lehrmeister war die Natur. Und auch wenn er viel von ihr hatte lernen können, so fehlte ihm doch die Gesellschaft anderer, so fehlte ihm seine Mutter.

Auch an diesem Morgen wachte er am Fuße eines Baumes gebettet in Moos auf und hörte Stimmen, die immer näher kamen. Er wich zurück zwischen die Bäume, darauf bedacht bloß kein Geräusch zu verursachen, doch es waren mehrere Wandersleute unterwegs und er konnte ihnen nicht ausweichen. Also ließ er seine Flügel aus seinen Schultern hervor brechen und flog nach oben, bis zu den Baumkronen, wo es zu eng zum Fliegen war. Dort griff er nah den Ästen und kletterte geschickt ins innere der Krone, hockte sich zwischen die Äste und richtete den Blick nach unten. Es waren anscheinend ganze Scharen an Wanderern unterwegs - oder waren es Händler? Ein großer rothaariger Elf breitete seltsame Instrumente auf dem Boden aus. Manches erkannte er, denn es war in den Büchern seiner Mutter beschrieben gewesen, anderes war ihm völlig fremd. Er erkannte einen silbernen Sternenstab, mit dem man die genaue Zeit anhand der Sterne erkennen konnte und ein hölzernes Blütenamulett, mit welchem man in Sekundenbruchteilen zu heiligen Orten reisen konnte. Nun zog der rothaarige etwas aus seinem Gewandt, das Eramon neugierig machte. Er war sich nicht ganz sicher, aber es ähnelte einem Gegenstand, der in einem Kapitel über dunkle Magie aufgeführt worden war. Ein Buch der Macht, ein schwarzes Buch, welches mit schweren Goldketten verschlossen werden musste... Dieses Buch war rot, aber die Goldketten passten perfekt auf die im Buch beschriebenen.

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