Eine Warnung

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Hier noch ganz knapp zum dritten Advent das nächste Kapitel. Es ist recht kurz, dafür geht's im nächsten Kapitel mit einem neuen, wichtigen Charakter (meinem Lieblingscharakter) weiter =)

LG. magicstarlight

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Das Schweigen der Gesandten hielt an. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, während ich krampfhaft versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Ich spürte Tukiyans Hand auf meiner Schulter. Noch einmal suchte ich in unten in der Menschenmasse nach den braunen Lockenköpfen von Karthek und Rubeen. Ich entdeckte sie in einer der hinteren Reihen, sie starrten ungläubig zu uns hinauf. Ich spürte wie meine Beine zitterten, ich griff nach hinten und umklammerte Tukiyans Arm. Nun wusste ich auch, warum Tekmea nicht gewollt hatte, dass ich zu dieser Versammlung kam. Es ging hier um weit mehr, als nur um die Existenz eines weiteren Gotteskindes...

Ein Magier stand auf. Er trug weiße Gewänder und Unmengen an Goldschmuck. Wütend hob er die Hand: „Wer will uns überhaupt beweisen, dass dieses kleine Mädchen ein Oldiin ist? Ich hatte mir einen Jungdrachen immer... weniger menschlich vorgestellt!“, er amüsierte sich gackernd über seinen eigenen Witz und einige aus der Magierfraktion stimmten in sein Lachen ein. Ein alter Magier mit grauem Haar beugte sich zu ihm hinüber. „Schweigt, Ke-Ckerot. Habt doch zumindest vor den Oldiin noch Respekt!“ Er sprach zwar leise, aber durch die seltsame Bauweise des Saals, war jedes Wort klar und deutlich zu hören. Der andere, Ke-Ckerot, lachte nur laut weiter und schüttelte den Kopf. „Hat man euch um eure Meinung gefragt, alter Mann?“

Eramon richtete sich mit einem Blick auf Sern-Minos auf. „Hütet eure Zunge, Meister Ke-Ckerot! Wir wissen sehr wohl die Tochter eines Gottes zu erkennen, das sei euch versichert. Wenn ihr trotzdem einen Beweis sehen wollt, dann wird sie sich auch sicherlich für euch verwandeln.“

Doch der Magier schüttelte nur den Kopf: „Und selbst wenn, die Drachen haben sich bereits seit Jahrhunderten von der Politik verabschiedet, warum tauchen sie jetzt wieder auf? Sollen sie doch in ihrer Versenke bleiben.“

Nun drehten sich schon einige zu dem Sprecher um, manche mit beifälligen Mienen, andere, die empört dreinschauten. Eine Bewegung in der hintersten Reihe ließ mich aufblicken. Rubeen hatte sich aufgerichtet und ich stöhnte leise auf. Ich suchte seinen Blick und schüttelte den Kopf, doch er ignorierte mich. „Die Drachen hatten wohl ihre Gründe, dieser Versammlung fortzubleiben!“, rief er mit lauter klarer Stimme.

Ke-Ckerot drehte sich zu ihm um und lachte: „Und was wisst ihr schon von Politik? Ihr seht mir aus, wie ein Moormensch, was bekommt ihr schon von den wirklich wichtigen Sachen?“ Wütende Stimmen wurden laut und einige der Gesandten aus den Moorlanden erhoben sich. Dieses Treffen wurde immer mehr zu einem Debakel. Nun erhob sich auch wieder der alte Magier und schimpfte mit gesenkter Stimme in der Sprache der Magier auf Ke-Ckerot ein. Ein paar Reihen hinter ihm lieferten sich einige Magier ein lautes Wortduell mit wütenden Moormenschen. Nun winkte Ke-Ckerot ab, was den Alten noch wütender machte. Ein kleiner, dunkelhäutiger Junge, der neben dem Alten saß, versuchte nun diesen von Ke-Ckerot abzudrängen. Dieser erhob unterdessen noch einmal seine Stimme: „Kleines Mädchen, sag deinen Drachen, dass sie schon lange machtlos sind und dass sie zurück in die Höhlen kriechen sollen, aus denen sie gekommen sind!“

Stille senkte sich über die Streitenden. Alle starrten auf mich und erwarteten meine Reaktion. Ich stand da, die Hände am Geländer – doch die Reaktion kam nicht von mir, sie kam von hinten. Ich spürte das Knistern von Magie, bevor ich sah, wie Rubeen seine Illusion fallen ließ. Karthek versuchte seinen Bruder zu packen, doch zu spät. Schreie wurden laut, als Rubeen sich in seiner vollen Drachengestalt auf den Magier stürzte. Noch bevor Tukiyan oder Karthek entsprechend reagieren konnten, war ich auf dem Geländer der Loge. Ich brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um nach meiner Drachengestalt zu greifen. Darauf folgten drei Flügelschläge, die ich brauchte, um mich dem wütenden Rubeen in den Weg zu stellen. Mit einem lauten Brüllen drängte ich ihn zurück und zwängte seine Gestalt wieder in die Illusion. Er wollte sich sofort wieder von ihr befreien, doch ein wütendes Schnauben von mir ließ ihn inne halten. Karthek griff nach den Armen seines Bruders und zog ihn zurück zur Rückwand des Saals.

Alle Blicke waren auf mich gerichtet und während ich versuchte, meine eigenen Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen... Ich schloss die Augen und griff wieder nach meiner menschlichen Gestalt. Und schon stand ich als kleines Mädchen zwischen hochgewachsenen Magiern. Ich drehte mich zu Ke-Ckerot herum. „Die Drachen sind ein stolzes Volk, besser ihr habt eure Zunge unter Kontrolle, Meister Ke-Ckerot.“, sagte ich mit überraschend ruhiger Stimme. Dann drängte ich mich an ihm vorbei durch die Reihe der Magier. Für wenige Sekunden traf mein Blick, den Blick des kleinen Jungen, der versucht hatte, den Alten von Ke-Ckerot fern zu halten. Seine dunklen Augen hielten einige Sekunden lang meinem Blick stand, dann senkte er den Blick. Ich wandte den Kopf ab. Irgendwas hatte dieser Junge an sich, was mich beeindruckte... Ich hatte das Ende der Reihe erreicht und lief zügig zu Rubeen und Karthek.

ukeskare tulu lorteck!“, flüsterte er mit niederschmetternder Stimme. Dreckiger Magier...

„Beruhig dich endlich!“, sagte ich leise. Er schaute mir in die Augen. Ein Teil der Güte, die früher in ihnen gewesen war, war verschwunden. Erschrocken fragte ich mich, was diese Reise aus ihm machen würde.

Ein Räuspern von der Loge der Oldiin ließ mich aufsehen. Eramon war wieder ans Geländer getreten. Sein Blick war streng und kühl: „Ich denke, wir sollten diese Versammlung verschieben. Sagen wir, wir treffen uns in drei Stunden wieder hier. Wer von euch Gesandten allerdings der Meinung ist, dass er eine Oldiin der Drachen nicht akzeptieren kann, der bleibe der Versammlung bitte fern. Selbstverständlich hat jeder, der diese Möglichkeit in Betracht zieht zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit, an unserer Politik teilzuhaben.“, er nickte in Ke-Ckerots Richtung. Es wurde laut und der Saal leerte sich langsam wieder.

Ich lehnte mich an die Wand und verbarg mein Gesicht in meinen Händen. „Bitte,“, sagte ich mit zitternder Stimme. „Mach sowas nie wieder Rubeen.“ Er nickte, doch noch immer hatte er sich nur mit Mühe unter Kontrolle, das sah ich ihm an.

Auch die anderen Oldiin waren zu uns nach unten gekommen. Die meisten verließen nun mit den letzten Gesandten den Saal. Bloß Sern-Minos, der Oldiin der Magier blieb wenige Meter von uns stehen. Tukiyan griff nach Rubeens Arm und wandte sich zu mir um. „Wollen wir gehen?“

Ich schaute über ihn hinweg zu Sern-Minos. Er nickte mir zu. Ich wandte mich wieder an Tukiyan. „Geht schon mal, ich komm gleich nach.“ Misstrauisch wandte sich mein Begleiter zu dem Magier um. „Fünf Minuten!“, flüsterte er mir zu, dann verließ er mit Karthek und Rubeen den Saal.

Sern-Minos kam ein Stück näher. „Ich muss mich für das Verhalten Ke-Ckerots entschuldigen.“, sagte er förmlich ich nickte. Sern-Minos kam noch näher, bis wir nur noch wenige Längen voneinander entfernt waren. „Ihr seht, wie schwer die mächtigen Völker zu bändigen sind.“, raunte er leise. Verständnislos starrte ich ihn an. „Noch könnt ihr sie bändigen, aber nicht mehr lange.“, er starrte mich aus durchdringenden Augen an. „Ich habe schon gegen mein Volk verloren, mach nicht die gleichen Fehler wie ich!“, damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Saal. Ich blieb vollkommen allein zurück. Ich konnte damals noch nicht wissen, wie wahr seine Worte gewesen waren...

DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt