So wie es aussah, lag unser neues Prachtexemplar von einem Haus, welches wir unser neues Zuhause nennen sollten, keine 15 Minuten von der Hawkins High School entfernt. Eigentlich praktisch, dass ich Suzie zu ihrem Date fuhr, dachte ich mir. So kenne ich wenigstens schon mal den Weg.
Wir bogen auf einem riesigen Parkplatz ein und ich stellte die Musik ein kleines weniger leiser, um Suzie verstehen zu können. Als ich aber realisierte, dass gerade eines meiner absoluten Lieblingslieder begann, sahen Suzie und ich uns voller Freude in die Augen. Da ich wusste, dass es auch Suzies Lieblingslied war, drehte ich den Regler auf volle Lautstärke. „My Kinda Lover" von Billy Squier ertönte mit dramatisch schönen E-Gitarren Schlägen und zugleich begann Billy Squier mit seiner Stimme das Lied zu vervollständigen. Suzie übernahm den Part der Gitarre und ich schlug im Takt auf das Lenkrad, während wir aus voller Seele den Text mitgrölten.
Diese kleinen Momente, in denen ich mit Suzie wieder rumalbern konnte wie vor ein paar Jahren noch, bedeuteten mir eine Menge. Und ich hoffte inständig ihr auch. Als das Lied rauskam, war Suzie gerade mal 10 Jahre alt und die Erinnerung, wie wir dieses Lied rauf und runter, in jeder denkbar freien Minute hörten, ließ mich unwillkürlich grinsen. Ich bemerkte gar nicht, dass Suzie aufgehört hat zu singen, dennoch aber eine unglaubliche Luftgitarren-Show abzog. Nach 3:33 Minuten war dieser schöne Moment bereits zu Ende und wir schauten uns völlig außer Atem an. Wie kleine Kinder fingen wir an zu lachen.
„Ich hab' dich lieb, Suziemaus." Entgegnete ich ihr, als ich endlich wieder genügend Luft bekam. Sie griff über die Mittelkonsole meines Autos und umarmte mich. Als sie sich sammelte und sitzend versuchte ihr Kleid zu richten, holte ich mir eine Zigarette aus der Packung meiner Hosentasche, um sie gleich daraufhin anzuzünden. „DUSTIN!" schrie Suzie plötzlich so schrill, dass ich mich vor Schreck beim ersten Zug des Nikotins verschluckte. Ein Blick nach vorne über das Lenkrad meines Autos hinweg genügte, um feststellen zu müssen das sich eine ganze Reihe junger Leute vor meiner Motorhaube versammelt hatte. Zwei Jungs, der eine groß und schlank, mit kürzeren schwarzen Haaren, der andere etwas kräftiger gebaut, mit braunen Locken und rot weißem Basecap, hielten ein Stück Tapete quer vom einen zum anderen. „Welcome Home, Suziemaus!" stand mit jeder erdenklichen Farbe des Planeten darauf. Fuck.
Suzie machte in einem Satz die Tür auf und sprang im nächsten Moment dem kleinen Lockenkopf in die Arme. Aha, dass war er also, der berüchtigte Dusty-Hasi. In der Hoffnung niemand hat unseren kleinen nostalgischen Moment beobachten können, stieg auch ich aus dem Auto aus. Leicht genervt, von so einer Menschenansammlung, lehnte ich mich mit dem Hintern an die Motorhaube meines schwarzen Nissans. Suzie und ihr Freund fielen schon seit gefühlten 10 Minuten übereinander her. Als sie sich zum wiederholten Male mit ihren absolut peinlichen Kosenamen ansprachen, konnte ich mir ein Würgegeräusch nicht verkneifen. Im selben Moment tat es mir einer aus dem Begrüßungskomitee für Suzie gleich.
Mit skeptischem Blick begutachtete ich ihn. Er musste unsere Synchronität wohl auch bemerkt haben, denn als sich unsere Blicke trafen konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Mit hochgezogener Augenbraue nahm ich seine schulterlangen, braunen Haare wahr. Er trug verdammt viele Ketten und Ringe, welche im Zusammenspiel mit seiner Jeansweste fast schon wie ein festgenähtes Detail seines Körpers wirkten. Wenn meine Menschenkenntnisse mich nicht täuschten, musste er auch etwas älter sein als die meisten anderen der Gruppe. Er verschränkte die Arme und kam mit einem halb hüpfenden Schritt auf mich zu. „Wenn das hier unsere kleine Suziemaus ist, dann bist du...?" übertönte er die immer noch andauernden Umarm- und Knutschgeräusche von Suzie und Dustin.
Ich schnippte mit Daumen und Zeigefinger meine Zigarette fort, um mir sogleich eine neue aus der Schachtel zu holen. „Y/N." antwortete ich und ließ das Klicken meines Zippos ertönen. „Ich bin eigentlich nur mitgekommen, um mich selbst davon zu überzeugen, dass der ach so tolle Dusty-Bär kein uralter Knacker mit Bierbauch und löchrigem Hemd ist." Ich stieß mich schwungvoll von meinem Auto ab und machte einen Schritt auf Suzie zu. „Sorry ihr Turteltäubchen, wenn ich kurz eure Aufmerksamkeit bekommen könnte" versuchte ich die beiden voneinander zu lösen. „Ich hol dich um 8 Uhr wieder ab. Wenn etwas ist, versuch mich irgendwie anzurufen. Die Nummer hast du. Kein Alkohol, keine Drogen, blablabla. Bis dann. Pünktlich. Bitte." Ich versuchte ernst zu bleiben, doch Suzie und ich mussten bei dem Teil mit Alkohol und Drogen unwillkürlich kichern. In keinem existierenden Universum würde meine kleine Nerd-Schwester jemals etwas anderes Koffein anfassen. Geschweige denn Zigaretten. Ich dagegen, hatte in den letzten 5 Jahren schon die ein oder andere lustige Geschichte erlebt, als ich zum Beispiel völlig high Suzie anbettelte, mir ein paar Waffeln zu backen. Suzie umarmte mich innig. „Wieso bleibst du nicht auch?" Fragte Dustin, nachdem er einen Arm um Suzies Schulter gelegt hatte. „Oh danke, ich verzichte. Ich vertrage heute echt nicht noch mehr Hasenpups und Schmusebären." Ich schenkte Dustin das freundlichste Lächeln, welches ich für Fremde aufbringen konnte und betete einfach, dass dieser kleine Nerd gut zu meiner Schwester war, damit ich wenigstens ein paar Stunden meine Ruhe bekäme. „Da sagst du was. Übrigens, coole Gesangseinlage im Auto. Die Luftgitarre hat zwar noch Platz nach oben, aber alles in allem, war das echt 'ne solide 8 von 10 Punkten." warf der große dunkelhaarige in die Runde. Er gewann einen Lacher von allen außer Suzie und mir. „Ich bin übrigens Eddie.", drehte er sich schwungvoll zu mir und reichte mir seine Hand. „Ah." Gab ich zurück und setzte mich wieder in mein Auto.
Ich startete den Wagen und sofort begannen Möetly Crüe mich anzuschreien. Ich winkte Suzie noch einmal zu und machte mich schnell auf den Weg nach Hause.
EDDIES POV
„Das war also deine Schwester?" fragte ich Suzie, die also doch nicht ganz so imaginär war, wie wir wahrscheinlich alle dachten. „Oh ja, ähm. Beachte sie einfach gar nicht. Sie ist schon seit einer Weile ziemlich... anders geworden." Suzie lächelte betrübt. Dustin streichelte ihr über den Rücken, als wir alle gemeinsam zu meinem Van spazierten. „Mach dir nichts daraus, Suziemaus. Irgendwann wird sie schon wieder die großartige große Schwester sein, die sie früher war." „Das ist es nicht. Sie ist auch jetzt noch die beste große Schwester, die man je haben könnte. Ich meine, sie war jahrelang für uns alle da und hat immer für uns alle gesorgt. Doch seit der ganzen Sache mit unseren Dad und dann ihr komischer Exfreund... Es ist manchmal, als wäre sie nur noch wütend auf alles und jeden. Sie raucht, wo sie will, sie trinkt und wer weiß was noch. Selbst ihr Musikgeschmack hat sich verändert." Suzie blickte immer trauriger drein. „Also bis jetzt hört sich das nicht nach schlechten Eigenschaften an." Versuchte ich die Stimmung wieder aufzuheitern. In dem Moment, als Y/N aus ihrem Auto stieg, nein eigentlich schon als ich sie während des Ein-Lied-Konzertes beobachten konnte, war mir bereits klar, wie außergewöhnlich sie sein musste. Außergewöhnlich... interessant.
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Down for you - Fanfic EDDIE MUNSON x Y/N
FanfictionY/N fühlt sich schon lange wie ein Außenseiter. Jetzt zieht sie auch noch in die kleine Stadt Hawkins, genau die Stadt, in welcher der Freund ihrer kleinen Schwester Suzie lebt. Schon längst hat sich Y/N in ihren Gedanken damit abgefunden, wahrschei...