Kapitel 32

812 46 2
                                    


Der Sound vom Motor erlosch und eine Weile genoß ich mit geschlossenen Augen die Stille.
Eddie drehte sich in seinem Sitz zu mir und ich spürte seine Blicke auf mir.
"Soll ich dich noch reinbringen?" fragte er vorsichtig, doch ich schüttelte gleich mit dem Kopf. "Ne, bloß nicht." sagte ich nach ein paar Sekunden, als ich meine Augen wieder geöffnet hatte und ihn ansah. "Danke für den schönen Tag, Eddie. Wir sehen uns morgen in der Schule?" fragte ich, lächelte dabei, in der Hoffnung es sieht so ehrlich und breit aus, wie ich es auch meinte. "Na klar Prinzessin." antwortete er leise. Ohne daran zu denken, ob ein Abschiedskuss angebracht wäre oder nicht, griff ich nach meinen Sachen im Fußraum vor mir und stieg aus Eddie's Van aus.

Ich atmete tief durch, bevor ich langsam den Weg zu unserer Haustür hinaufstieg. Bereits vor der noch verschlossenen Tür, konnte ich die beachtliche Lautstärke von drinnen hören. Ich sammelte mich kurz. Du schaffst das. Geh einfach rein und gleich hoch in dein Zimmer.

Mit der Hand, langsam am Türknauf drehend, öffnete ich unsere Haustür. Sofort verstummten die lauten Geräusche im Inneren und unzählige Augenpaare blickten mich an. Sie saßen alle am Küchentisch, auf welchem mehrere Pizzakartons und Limodosen bereits das erste Chaos verbreiteten.
"Y/N!" schrie Tatum als erstes. Sie war meine jüngste Schwester, gerade ein mal 5 Jahre alt. Neben ihr saßen Peter und Tanner, auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Tabitha, Cornelius und Sterling. Zu meiner Überraschung, fehlte von Suzie jede Spur. Und zur wahrscheinlich noch größeren Überraschung, stand mein Vater in der Küche und war gerade dabei, ein paar Gläse abzuspülen. Als er Tatum meinen Namen rufen hörte, drehte er sich zu mir um. Die Tür hinter mir, fiel mit einem lauten Knall in's Schloss und ich bewegte mich ein paar Schritte in Richtung Küche. Tatum und Peter, welcher nur ein Jahr älter als Tatum war, sprangen sogleich von ihren Stühlen auf und warfen mich in einer überschwänglichen Bewegung beinahe zu Boden. Sogleich folgten auch schon Tanner, Tabitha und Cornelius. Einzig und allein Sterling blieb am Tisch sitzen, während er unberührt seine Pizza weiterverschlang und mein Vater, der hinter ihn getreten war und mit großen Augen musterte, wie mich der Rest meiner Geschwister in eine rieisge Umarmung zerrten.

"Wir haben dich so vermisst!" riefen sie fast alle synchron und ich tätschelte Peter und Cornelius den Kopf, um ihre braunen, glatten Haare zu verwuscheln. "Ich euch auch." gab ich nur knapp zurück.
Natürlich hatte ich sie vermisst, immerhin waren sie meine Geschwister und ich war von jedem ihrer ersten Tage an, sowas wie die wichtigste Bezugsperson. Während unser Vater sich im Arbeitszimmer eingeschlossen hatte und meine Mutter den ganzen Tag über schlief oder sonst wo war, badete ich meine Geschwister, wechselte ihre Windeln und kümmerte mich um die Mahlzeiten. Als Tabitha ihren ersten Milchzahn verlor, war ich die jenige die von ihrem sperrlich angesammelten Taschengeld, eine Packung Schokobonse gekauft hat und ihr Nachts heimlich unter das Kopfkissen legte. Oder als Cornelius beinahe aus der Schule geflogen wäre, weil er einem anderen Kind einen Bleistift ins Auge gerammt hatte, war ich beim Elterngespräch anwesend und legte ein gutes Wort für ihn ein.
All die Jahre, bin ich jeden morgen um 4 Uhr frühs aufgestanden, um jeden zu versorgen, sie in Schule oder Kindergarten zu bringen, um dann selbst, meistens natürlich viel zu spät, in der High School zu erscheinen und einen lausigen Tag Unterricht nach dem anderen durchstehen musste. Nur um dann auf dem Nachhauseweg, alle meine Geschwister wieder einzusammeln, Essen zu kochen, Hausaufgaben zu kontrollieren, Wäsche zu waschen und irgendwann spät Nachts ins Bett zu fallen. Bis mein Wecker wieder um 4 Uhr klingelte und alles von vorne begann. Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Hinter mir öffnete sich erneut die Haustür und meine Geschwister wanden sich von mir ab, um nachzusehen, wer das Haus betrat. Es war, eine ziemlich schuldig blickende, Suzie. Mit erhobenen Augenbrauen bedachte ich sie. "Sorry..." murmelte sie nur, ließ die Tür abermals laut ins Schloss fallen und lief an mir vorbei, geradewegs die Treppe hoch.

Down for you - Fanfic EDDIE MUNSON x Y/NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt