Kapitel 10

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EDDIES POV


Nachdem Y/N und ich schweigend und verdammt schnell eine Zigarette geraucht hatten, waren wir wieder auf dem Weg in's Schulgebäude. "Fuck, die Stunde hat schon begonnen." stellte ich fest und als hätte ich es herbeigeschrieen, kam uns ein Lehrer entgegen. Natürlich nicht irgendeiner, sondern Mr. Cliff, der wohl strengste Lateinlehrer, den unsere Schule zu bieten hatte. "Munson! Und sie sind bestimmt die neue, Ms. Bingham! Müssten sie nicht in ihren Klassenzimmern sein?" Ich erstarrte kurz, wollte gerade beginnen uns zu verteidigen, doch da kam Y/N mir zuvor. "Entschuldigen Sie bitte, ich hatte den Raum nicht gefunden und mich verirrt, Eddie war aufgefallen das ich noch nicht da war und hat nach mir gesucht. Wäre er nicht gewesen, säße ich jetzt wahrscheinlich in irgendeinem Mathekurs der Middle School." Und als hätte sie schon zum millionsten Mal Lehrer angelogen, lächelte sie verlegen und sah Mr. Cliff tief in die Augen. Es wirkte, als hätte sie ihn verzaubert, denn wie aus dem nichts entschuldigte sich Mr. Cliff bei uns und machte auf dem Absatz kehrt.

"Bist du irgendeine... Hexe?" fragte ich verdutzt, denn soweit ich mich erinnern konnte, hatte mich Mr. Cliff noch nie ohne Nachsitzen davon kommen gelassen. "Ich kann einfach nur verdammt gut lächeln." raunte Y/N mir von der Seite zu. Ich nickte beachtlich, griff nach ihrer Hand und zog sie, halb rennend mit mir zum Musikraum.

Da der Unterricht bereits begonnen hatte, starrten alle Augenpaare im Raum zu uns, als wir durch die Tür fielen. Y/N verdrehte die Augen, ich lächelte überschwänglich.

"Munson.... sie sind zu spät." kam es da von Mr. Henry, welcher mich mit strengem Blick bedachte. "Entschuldigen Sie, das war meine Schuld. Ich habe den Raum nicht gefunden." klinkte sich Y/N neben mir abermals ein und rettete mir somit zwei mal kurz hintereinander den Arsch.

"Ah, sie sind dann also Miss Bingham? Ich habe schon viel von ihnen gehört. Ihre kleine Schwester Suzie hatte ich gerade vor ihnen im Kurs, sie hat außerordentlich von ihnen geschwärmt. Ich erwarte großes. Wollen sie, anstatt sich langweilig vorzustellen, uns vielleicht gleich mit einer Kostprobe ihrer Gitarrenkünste begrüßen?" Y/N neben mir erstarrte, ein paar der Cheerleaderinen in unserem Kurs lachten kurz herablassend auf. "Ich weiß nicht so recht, ob wir alle den selben Musikgeschmack teilen." sagte sie dann nur, steuerte auf einen freien Platz zu und ließ sich, mit den Armen verschränkt und einem Bein über das andere geschlagen, in den Stuhl fallen.

"Na gut, aber dann vielleicht zum Ende der Stunde. Musik kennt nämlich keine Grenzen und bei uns sind alle Richtungen und Stile willkommen!" sagte Mr. Henry, mehr an die ganze Klasse als nur an Y/N gerichtet. Mit diesem Satz wurde mir klar, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit Y/N heute noch spielen hören würde, denn Mr. Henry ließ sich nie eine Chance nehmen, neue Starmusiker zu verpassen. Anscheinend musste Suzie sich echt in's Zeug gelegt haben, wenn er so erpicht darauf war, Y/N spielen hören zu wollen. Ich stand immer noch herum, musterte die Schüler in meinem Kurs, insbesondere Y/N. Sie war anders. Sie stach zwischen allen hervor. Nicht nur ihre Kleidung, ich meine, die war hammer. Heute trug sie eine enge, schwarze Röhrenjeans, fast so ähnlich zerissen wie meine. Darüber ein schwarzes, langes, ärmelloses Oberteil, mit weitem Einblick an den Seiten. Ihre Haare waren wild, sie hingen ihr locker über die Schulterblätter. Dazu ihre Ketten, die Ringe und...

"Mr. Munson, erweisen sie uns auch die Ehre sich zu uns zu setzen?" riss mich Mr. Henry dann aus den Gedanken. Ich schüttelte mich erschrocken, ehe ich antworten konnte. "Aber selbstverständlich, Sir, nichts würde mich an einem Montag Vormittag mehr befriedigen als ihr Musikunterricht." Von den anderen erntete ich einen verachtlichen Blick, außer von Y/N. Sie lächelte, sie war die einzige die meinen Sarkasmus anscheinend verstanden hatte.

Zu meinem Glück, saß Y/N ganz hinten. Die Stühle waren in mehreren Reihen im Halbkreis aufgestellt, Mr. Henry saß in der Mitte und als wäre mir irgendein Gott heute besonders gnädig, war neben Y/N noch ein Platz frei. Mit einem zufriedenen Lächeln, denn ich war komischerweise wirklich ziemlich froh darüber, ließ ich mich neben ihr auf den Stuhl fallen. Da sie mich nicht wirklich beachtete, sondern mehr verträumt an den vielen Ringen ihrer rechten Hand spielte, probierte ich mich auf Mr. Henry zu konzentrieren. Er redete über, was auch sonst, seine ach so tolle Schulband, deren Mitglieder natürlich auch in diesem Kurs saßen. Wie sie auf dem letzten Basketballspiel in der Halbzeit die Zuschauer zum jubeln brachten, mit der Coverversion von Tainted Love. Ich musste leicht schmunzeln, denn die Version die sie spielten, war einfach nur grässlich. Zumal sie seit fast einem halben Jahr niemanden für den Gesang hatten.

Etwa eine halbe Stunde vor Stundenschluss, wurde es dann aber interessant.

"So Miss Bingham, haben sie sich mittlerweile genug mit uns angefreundet um uns ihr Können zu demonstrieren?" Alle Blicke fielen auf Y/N. Sie räusperte sich etwas verlegen, rutschte etwas tiefer in ihren Sitz. Man sah ihr förmlich an, dass sie am liebsten laut losschreien würde. "Ähm, ich weiß nicht so recht..."Obwohl sie sonst immer so schlagfertig war, blieben ihr jetzt die Worte aus. "Komm schon, du schaffst das." flüsterte ich ihr von der Seite zu und lächelte dabei. Wenn sie wirklich spielen könnte, ich meine immerhin erzählt sie, sie hätte eine Mockingbird zuhause, würde ich es gleich hören.

Nach einem kurzen Moment, erhob sich Y/N neben mir dann plötzlich. Immer noch mit verschränkten Armen und einem ausdruckslosen Blick, steuerte sie auf die Instrumente auf der Bühne hinter Mr. Henry zu. Sie stand eine Weile vor den Gitarren, wägte wohl ab welche sie am besten spielen könnte. Nach einer knappen Minute entschied sie sich. Bei ihrer Auswahl musste ich mitfühlend lächelnd, denn das Lager von Mr. Henry war nicht wirklich für Rockmusik oder gar Metal geeignet. Sie entschied sich für einen Klassiker unter den E-Gitarren, eine hellblaue Fender. Als würde sie es selbst nicht können, richtete Mr. Henry ihr den Verstärker ein. Mit den Füßen über dem Rand der Bühne baumelnd, setzte Y/N sich, legte die Gitarre auf ihren Oberschenkeln ab und sah fragend zu Mr. Henry. Ihm war anzusehen, dass er es kaum abwarten konnte.

"Ähm... Was wollen sie hören?" fragte sie dann, etwas verlegen. Ich rutschte etwas nervös auf meinem Platz hin und her. Selbst wenn sie nicht spielen könnte, die Gitarre in ihrer Hand machte sie gleich noch hundertmal attraktiver.

"Mach mal AC/DC, Thunderstruck. Also, falls du das überhaupt kannst." rief eine von den blonden Cheerleaderinen abwertend, worauf die anderen Mädchen hinter ihr übertrieben kicherten. Y/N, welche nur mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihnen starrte, zuckte mit den Schultern und griff zu einer ihrer Ketten. In meinem Bauch begann es plötzlich zu kribbeln, als ich sah, dass sie genau wie ich, ein Plektrum um den Hals trug.

Ohne noch einmal aufzusehen, begann sie zu spielen.

Und nicht nur irgendwie, irgendwas. Sondern verdammt noch mal AC/DC's Thunderstruck, ohne Fehler, ohne Holperer. Von 0 auf 100, ohne eine Miene zu verziehen.

Mein Mund blieb offen stehen, das Mädel welches den Vorschlag gebracht hatte schüttelte den Kopf und drehte mit den Augen, um sich dann von Y/N abzuwenden. Mir war klar, dass sie Y/N bloßstellen wollte, warum auch immer, doch sie hatte es nicht geschafft. Mr. Henry, welcher sich neben Y/N auf die Bühne gesetzt hatte, sah sie fassunglos an. Er klatschte aufgeregt in die Hände, immer und immer wieder. Keine Ahnung wieso, doch das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich enorm. In meinen Augen, wurde Y/N immer perfekter.

Down for you - Fanfic EDDIE MUNSON x Y/NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt