Das Abendessen verlief mehr recht als schlecht. Mein Vater war immer noch nicht zuhause und ich musste zugeben, dass Beth tatsächlich ziemlich gut kochen konnte.
Tatum, welche mal wieder völlig an Eddie kleben geblieben war, saß zwischen ihm und mir.„Wo ist Dad?" kam es dann plötzlich von Suzie. Sie saß mir, wie immer direkt gegenüber und starrte auf die Gabel, die gerade eine Nudel aufpickte.
„Ähm, euer Vater ist noch bei der Arbeit. Aber er sollte in der nächsten halbe Stunde kommen." Mir entging nicht Beth's fast schon trauriger Blick, doch gegen meine Reaktion auf ihre Aussage, konnte ich nichts tun. Mir entwich ein verächtliches Lachen.
Sowohl Eddie, als auch Beth und Suzie sahen mich mit großen Augen an.Wie oft ich das schon gehört hatte. "Ich bin in einer halben Stunde zuhause, Y/N." Und dann verging diese halbe Stunde, mein Vater rief erneut an und brachte die nächste verlogene Ausrede. Doch ich verkniff es mir, diesbezüglich etwas zu Beth zu sagen. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich sie leiden konnte oder nicht, ich wollte nicht diejenige sein, von der sie die enttäuschende Wahrheit über meinen Vater erfuhr. Denn bei allem, was er vielleicht konnte und mit allem, womit er Beth anscheinend umgarnt hatte, war er vor allen Dingen eines: Kein guter Vater.
Nachdem alle ihre Teller geleert hatten, half ich Beth beim Abwasch. Eddie saß mit Suzie und Tatum auf der Couch, während Cornelius, Sterling und Peter wie wild durch die Flure rannten. Die Lautstärke hier, glich mal wieder der eines Konzertes von Kiss. Keine Ahnung wieso, doch ich fühlte mich wie aus dem nichts getriggert. Beth versuchte, die Jungs immer wieder dazu zu kriegen, nicht mehr so wild herum zu rennen und ihre Lautstärke zu zügeln, doch es brachte nichts. Auch ihr Versuch, Tabitha und Tanner in ihrem zickigen Streit zu schlichten, blieb erfolglos. Ein Blick auf das Chaos vor mir im Spülbecken, sowie einer hinter mich auf den vollgestellten und bekleckerten Esstisch, brachte das Fass zum überlaufen.
"STOPP!" rief ich schallend, drehte mich zu den kleinen Jungs herum, die sich gerade dabei waren wie Amateur-Wrestler auf dem Fußboden zu wälzen. "Du, du und du. Badewanne. Jetzt." zählte ich energisch auf, zeigte dabei nach und nach mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf meine kleinen Brüder. "Tatum, Tabitha, Tanner. Zähne putzen im oberen Bad. Los." Ich schmiss das Geschirrtuch, welches ich vom abtrocknen noch in der Hand gehalten hatte, auf den Küchentisch und stampfte in das Badezimmer neben der Küche. Mit routinierten Griffen, drehte ich den Wasserhahn auf, griff nach dem Badezusatz und verteilte eine große Menge davon im einlaufendem Wasser. Mit gesenktem Kopf und Schmollmund, trotteten nach und nach, Cornelius, Sterling und Peter in's Bad. "Ausziehen, rein, waschen." waren meine Worte, ehe ich mich auf den Weg zurück in's Wohnzimmer machte. Beth, welche immer noch vor dem Spülbecken stand, sah mich mit großen Augen an. Doch ich ignorierte sie, war viel zu vertieft in meinem Vorhaben, alle meine Geschwister in's Bett zu kriegen. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es auch allerhöhste Zeit war. Kurz vor 9 und der Arsch ist immer noch nicht da. Auf dem Weg zur Couch, wo Tatum immer noch zwischen Eddie und Suzie saß, schnappte ich mir Tabitha und Tanner, setzte sie mir jeweils links und rechts auf die Hüfte, damit sie mir nicht abhauen konnten. "Kommst du bitte, Tatum?" fragte ich ruhig, doch selbst ich konnte den angestrengten Unterton meiner Stimme heraushören. "Kann Eddie bitte mitkommen?" fragte meine jüngste Schwester, während sie mit ihren strahlenden blauen Augen zu Eddie hinaufsah. Dieser sah mich fragend an, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Suzie machte sich gleich darauf daran, Beth mit dem restlichen Chaos in der Küche zu helfen, während ich mich wieder umdrehte um in die obere Etage zu laufen.
Im zweiten Badezimmer angekommen, setzte ich Tabitha und Tanner auf den Rand der Badewanne, bereitete ihre Zahnbürsten vor und hielt sie ihnen hin. Hinter mir stand auf einmal Eddie im Türrahmen. Auf seinem Arm, Tatum, die sich mit riesigem Lächeln an ihn kuschelte. Eddie's Augen waren sichtlich geweitet und in seinem Blick lag eine Mischung aus Schock und einem wortlosen "Hilf mir"-Schrei. Amüsiert lachte ich auf. "Tatum, du musst Eddie los lassen, sonst kannst du keine Zähne putzen." versuchte ich sie dazu zu überreden, sich von Eddie zu lösen, doch es brachte nichts. Stattdessen schlang sie ihre Arme um seinen Hals und versteckte sich hinter seinen langen, braunen Locken. "Okay kleine Fee, pass auf." sagte Eddie dann. Er war immer noch etwas unsicher, doch statt Tatum runter zu lassen, setzte er sich mit ihr zusammen auf den geschlossenen Toilettensitz und griff nach der übrigen Zahnbürste auf dem Waschbecken. Dieser Anblick war köstlich. Eddie, wie gewohnt in seiner schwarzen Lederjacke und der ausgewaschenen Jeansweste darüber, mit den vielen klimpernen Ringen und Ketten, die verwuschelten Haare. Und dazu, auf seinem Schoß, die kleine, zierliche, mit pinkelnFeenflügeln verkleidete Tatum. Sie wirkte noch winziger neben ihm, als sie eh schon war. Doch sie ließ sich von ihm überreden, sich die Zähne zu putzen. Mein Herz erwärmte sich von Sekunde zu Sekunde mehr, als ich die beiden so beobachtete. Ich half meinen anderen beiden Geschwistern, in ihre Pyjamas und schickte sie schon mal auf ihr Zimmer. Tatum wollte natürlich, dass nicht ich sondern Eddie ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas und zu meiner Erleichterung, willigte Eddie tatsächlich ein.
Ich war gerade dabei, Peter, Cornerlius und Sterling im unteren Bad die Haare zu kämen, als sich plötzlich unsere Haustür öffnete.
Suzie und Beth, die immer noch in der Küche beschäftigt waren, drehten sich zu meinem Vater um. "Wilkommen zuhause, Vater." rief ich sarkastisch, als ich gerade mit den frisch gebadeten Jungs die Treppe nach oben ging. Ich wollte mir seine heutige Ausrede wirklich nicht geben, also ließ ich ihn einfach stehen.Es dauerte eine weitere dreiviertel Stunde, bis alle meine Geschwister in ihren Betten lagen, die letzten Wünsche erfüllt bekommen hatten und vorallem bis Tatum sich breitschlagen ließ, ohne Eddie in einem Bett schlafen zu können.
Ich hatte diese Aufgabe definitiv nicht vermisst. Ich liebte alle meine Geschwister. Wenn ich ehrlich sein müsste, den einen vielleicht mehr als den anderen, doch ich hatte mir geschworen, nie wieder all diese Dinge machen zu müssen.Eddie kam gerade aus dem Zimmer der Mädchen, ich aus dem der Jungs, als wir uns auf dem Flur trafen. Erschöpfte seufzte ich laut aus. Eddie hingegen, sah ganz und gar nicht gestresst aus. "Na Prinzessin?" fragte er, kam einen weiteren Schritt auf mich zu. Hinter mir spürte ich plötzlich die Wand im Rücken, während Eddie mir einen gierigen Kuss auf die Lippen drückte. Atemlos löste ich mich von ihm.
"Tut mir Leid für das Chaos." sagte ich nach einer kurzen Verschnaufpause. Eddie schüttelte nur den Kopf. "Du musst dich nicht entschuldigen. Ich hab das gerne mit Tatum gemacht. Sie ist wirklich niedlich." Er legte den Kopf schief, schenkte mir ein ehrliches Lächeln und streichelte sanft mit dem Daumen über meine Wange. "Danke." flüsterte ich zurück.Ich atmete ein weiteres mal tief durch, eh ich seine Hand ergriff und mit mir zog. Unten im Wohnzimmer, bot sich mir ein nicht allzu überraschendes Bild. Beth wischte gerade den Esstisch ab, Suzie schaltete das Licht in der Küche aus und mein Vater saß in seinem Fernsehsessel. In seiner einen Hand ein Whiskeyglas, in der anderen die Fernbedienung. Schnell abwechselnde, laute aber kurze Stimmen drangen aus dem Fernseher, als er durch die Programme schaltete.
Und da war sie wieder. Die Wut. Meinen Vater so selbstverständlich in seinem verdammten Sessel sitzen zu sehen, mit dem viel zu vollen Glas in der Hand, brachte zum zweiten Mal an diesem Tag alle meine Muskeln dazu, schlagartig zu verkrampfen.
Ich ließ Eddie's Hand los und stürmte auf meinen Vater zu. Direkt vor dem Bildschirm des Fernsehers blieb ich stehen, damit er mich auch ja ansehen musste.„Was denkst du eigentlich, was hier gerade abgegangen ist?" entfuhr es mir laut.
„Dein Ton, junge Dame." brachte mein Vater nur angespannt heraus.
„Beth wohnt erst ein paar Tage hier und schon lässt du sie mit allem alleine. Willst du sie auch verscheuchen?" Ich spürte das Blut, wie es viel zu schnell durch meine Adern schoss. Mein Herz klopfte aufgeregt, meine Fingernägel der verschränkten Arme vor der Brust, bohrten sich unangenehm in die Haut meiner Oberarme.
„Ich musste länger arbeiten, Y/N." Mein Vater schloss die Augen, die Kiefer presste er aufeinander. Es war noch nicht allzu lange her, dass ich ihm das erste mal so gegenüber getreten war. Doch es fühlte sich richtig an.„Das ist komisch. Wenn ich nämlich wetten müsste, dass dies nicht dein erstes Glas Whiskey heute ist, würde ich mit großer Sicherheit gewinnen." Ich wartete auf eine Antwort meines Vaters, kaute angestrengt auf meinen zusammengepressten Zähnen herum. Im Augenwinkel sah ich, wie Suzie sich etwas hinter Eddie stellte, welcher sofort seine Schultern aufrichtete. Beth kam ein paar Schritte auf uns zu, doch mein Vater saß immer noch mit geschlossenen Augen vor mir, ohne eine Regung zu zeigen.
„Für heute schlafen vielleicht alle. Aber bild dir ja nicht ein, dass das jetzt wieder jeden Tag so laufen wird. Beth kennt noch nicht alle. Weiß sie, das Tatum eine Apfelallergie hat und das Tanner keine normale Zahnpasta verträgt? Oder das Tabitha nach jedem Wespenstich in Ohnmacht fällt? Ich denke nicht. Und du kannst nicht erwarten, dass die nächste Frau in deinem Leben, dir wortlos alle deine Aufgaben abnimmt." Mit diesen Worten ließ ich meinen Vater stehen. Auf dem Absatz machte ich kehrt und sah als erstes Beth geschocktes Gesicht. Doch ich konnte ihr nichts sagen. Zu sehr klopfte die Wut in mir an die Nervenenden meiner Finger. Bevor sie sich entladen würde, musste ich hier raus.
Ich hörte noch, wie mein Vater in seinem Sessel laut ausatmete, doch ich verschwand an Eddie und Suzie vorbei, auf die Treppe nach oben. Erst als ich in meinem Zimmer zum Stehen kam, realisierte ich was ich gerade getan hatte. Und das vor Eddie. Sofort überkam mich der pure Selbstekel. Es wäre sehr wahrscheinlich, wenn er nun abgeschreckt von mir wäre.
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Down for you - Fanfic EDDIE MUNSON x Y/N
FanfictionY/N fühlt sich schon lange wie ein Außenseiter. Jetzt zieht sie auch noch in die kleine Stadt Hawkins, genau die Stadt, in welcher der Freund ihrer kleinen Schwester Suzie lebt. Schon längst hat sich Y/N in ihren Gedanken damit abgefunden, wahrschei...