Kapitel 3

1K 67 5
                                    

Y/N'S POV

Nachdem ich Suzie bei ihrem Date abgeladen hatte, fuhr ich eine Weile durch die Gegend. Obwohl ich für heute genug im Auto gesessen hatte, wollte ich mich etwas in unserem neuen Wohnort umschauen. Nach ein paar weiteren Minuten, entdeckte ich vor mir das große, leuchtende Schild der Starcourt-Mall.

Da wir wahrscheinlich eh nichts im Kühlschrank hatten, entschied ich mich dafür, der Mall einen Besuch abzustatten. Natürlich musste es, auf einen Freitag Nachmittag, gerammelt voll sein. Junge Mädels, die vor einem Eisladen rumlungerten, ebenso junge Kerle, die sich auf den Bänken in der Mitte der Halle sammelten und sich wie Urzeiteinwohner gegenseitig auf die Brust klopften, wenn sie die Aufmerksamkeit der Mädels auf sich gelenkt bekamen. Mir entgingen nicht, die pfeifenden Geräusche die sie machten, als ich mit ausdruckslosem Blick an ihnen vorbeilief. Es war eine Mischung aus, als hätte ein älterer Herr seinen rolligen Hund zurückgepfiffen und einem kleinen 5-Jährigen, der übte eine Melodie zu pfeifen. Kommentarlos lief ich an ihnen vorbei und steuere den Einkaufsladen an.

Nach etwas über einer Stunde, hatte ich die Einkäufe in meinem Auto verstaut und befand mich wieder auf dem Weg zu unserem neuen Zuhause. Ich hatte noch etwa 3 Stunden, bis ich Suzie wieder abholen musste und entschied mich erstmal für eine lange Dusche. Nachdem ich gefühlt meine ersten beiden Hautschichten tiefengereinigt hatte, stand ich in frischer kurzer Hose und nur meinem BH an, vor dem Spiegel und begutachtete mich. Meine Haare waren noch nass und hingen wild und lose an mir herunter. Meine Haut glänzte vom heißen Dampf des Wassers. Ich atmete tief durch und das erste mal, seit wir heute in Hawkins angekommen sind, erlaubte ich mir einen Blick in meine Gefühlswelt und hörte in mich hinein.

In mir tobte das blanke Chaos.
Ich spürte Emotionen. Viele, wild durcheinander rufend.
Angst, Hoffnung, Neugier, Ärger, Aufregung, Wut...
Sie alle bekriegten sich und jedes einzelne Gefühl probierte, die Oberhand zu gewinnen.

Ich fand mich selbst in meinem neuen Zimmer wieder und fummelte eine kleine schwarze Kiste aus meiner Reisetasche. Damit meine Gedanken sich etwas zügelten, brauchte ich Hilfe. Wie von selbst zerkleinerte sich das kleine, grüne Kraut zwischen meinen Fingern der einen Hand und legte sich auf das hauchdünne, ungebleichte Papier in meiner anderen Hand. Wie eine Mutter, die ihr Erstgeborenes ins Bett brachte, rollte ich vorsichtig und liebevoll zugleich, die beiden Seiten des Blattes aneinander und klebte diese mit einem zufriedenen Lächeln und der Spucke meiner Zunge zusammen. Einen kleinen Kuss auf das fertige Tütchen später, saß ich auch schon auf der Veranda unseres Vorgarten.

Es war Sommer, wirklich warm aber nicht brühend heiß. Ich fummelte das Zippo aus meiner Highwaist-Hotpants, brachte den Joint zum glühen und steckte es mir in meinen BH. Und dann genoß ich die ersten Momente der Ruhe und Ausgeglichenheit, welche mich nach ein paar Zügen überkam. Das tobende, anstrengende Chaos in mir, begann sich zurückzuziehen und ein schmales, zufriedenes Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, als ich abermals in mich hinein hörte. Alles in mir war plötzlich ruhig, ausgeglichen.

Doch die Ruhe hielt nicht lange an. Ein paar weitere Züge später, rissen mich laute Motorengeräusche und noch viel lautere Musik von der entspannten Wolke, die ich mir selbst erschaffen hatte. Vor unserem Zaun hielt ein, etwas heruntergekommener Van. Mit ausdruckslosem Blick verfolgte ich dann auf der Gartenbank sitzend, die Szene welche sich mir nun bot.

Suzie, Hand in Hand mit ihrem Dusti-Hasi, der schwarzhaarige, dünne Junge der vorhin das Plakat gehalten hatte und dieser Typ, welcher sich als Eddie vorgestellt hatte, stiegen aus. Anschließend folgten, aus den Hintertüren des Vans, ein rothaariges Mädchen, gefolgt von einem der aussah wie der nächste Basketballprofi und ganz zum Schluss ein ebenso schmaler, schüchtern wirkender großer Junge mit Topfschnitt. Und als wäre es nicht genug, dass sie alle laut sprachen und lachten, steuerten sie allesamt unsere Haustür an.

„Y/N!!!" schrie Suzie augenblicklich, als sie mich entdeckte. „Rauchst du da etwa Gras?" schrie sie, noch aufgeregter und schriller als meinen Namen zuvor.

Die eine Hand über meine Hüfte gelegt, die andere mit dem Joint auf meinen angezogenen Knien abgelegt, sah ich Suzie an.
„Willst du vielleicht gleich noch einen Aushang an's schwarze Brett hängen, mit der Adresse meines Dealers, Suzie?" gab ich als Antwort, ruhig und bestimmt. Suzie riss die Augen auf, als sie bemerkte das sie wahrscheinlich gerade der halben Nachbarschaft verkündet hatte, wie ich hieß und das ich gerade illegale Substanzen konsumierte.

„Oh, ups..." brachte sie nur heraus. Hinter ihr ertönte ein lautes Lachen. Mein Blick fiel auf Eddie, welcher mit einem großen Grinsen die ganze Situation betrachtete.

„Was willst du überhaupt hier? Mit so vielen Leuten, Suzie?" fragte ich anschließend. Mein Blick musste ziemlich mürrisch gewesen sein, denn die rothaarige und der schüchterne braunhaarige tauschten besorgte Blicke aus, wenn nicht sogar etwas ängstliche Blicke.

„Ich wollte eigentlich nur Dustin zeigen, wo wir wohnen und dann dachten wir, wir können alle noch Pizza bestellen und bei uns im Pool abhängen, da Dad ja eh noch nicht da ist..." Suzie blickte betreten auf ihre Schuhe.

Ich realisierte, dass ich wahrscheinlich schon wieder ziemlich grob zu ihr rüberkam. Etwas genervt, schloss ich kurz meine Augen, nickte dann langsam. „Okay. Immerhin muss ich dann nicht nochmal los fahren. Aber lasst mich in Ruhe und räum deine Sachen selber auf." sagte ich, griff nach dem Zippo in meinem Ausschnitt und zündete erneut meinen Joint an. Suzie strahlte augenblicklich auf und zog die anderen mit sich durch die Haustür.

Alle, bis auf Eddie. Dieser ließ sich mit einem lauten Seufzer auf die Bank neben mir fallen. Ich musterte ihn von der Seite und sah, wie er mit einem frechen Grinsen durch seine langen, dunklen Haare zu mir schielte. Sofort hob er entschuldigend die Hände. „Keine Sorge, ich lass dich in Ruhe. Mir ist das nur auch ein bisschen zu viel... Babysitting." gab er von sich. Zustimmend zuckte ich mit den Schulter und hielt ihm wortlos meinen Joint rüber.

Er nahm ihn mir ab, zog ein paar mal ohne abzusetzen daran und reichte ihn mir wieder.
„Mhm. Gutes Zeug was ihr da in Utah habt. Wenn dir dein Vorrat ausgeht, sag mir Bescheid." sagte er nach ein paar Minuten, die wir schweigend nebeneinander verbracht hatten, mit einem Zwinkern.

„Du dealst?" fragte ich, mein Blick auf den Rasen und die Straße vor uns gerichtet.
„Joa. Irgendwie muss man sich ja die Zeit hier vertreiben." gab er nur knapp zurück. Wieder musterte ich ihn von der Seite. Seine Jeansjacke war übersät mit den unterschiedlichsten Band Patches. Ein schwarz-weiß gemustertes Bandana hing ihm aus der Hosentasche und seine vielen, silbernen Ringe schienen wie angewachsen an seinen Fingern.
Hier sitz ich also, das Haus voller kleiner Teenager, mit einem Dealer in Hawkins auf der Veranda meines neuen Zuhauses.

Down for you - Fanfic EDDIE MUNSON x Y/NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt