Y/N'S POV
Die Küche unseres Zuhause, glich einer Baustelle. Oder eher einem Kostümverleih, oder so. Der Küchentisch war voll beladen mit Klebepistolen, Pinseln, Papieren und kleinen, komischen Spielfiguren. Der Boden war übersät mit Zeitungspapier, Pizzakartons und leeren Gläsern.
„Was zum Teufel soll das hier?" schrie ich, während ich entgeistert um den Küchentisch lief. Polternd ertönten sofort mehrere Fußstapfen auf der Treppe.
„Y/N, ich räum das gleich auf!" rief Suzie sofort und stellte sich unschuldig vor mich.
„Das kann doch nicht dein ernst sein, Suzie." Ich betrachtete noch einmal das Chaos in unserer Küche, ehe ich sie wieder mit einem wütenden Blick bedachte.
„Sorry, wir dachten wir hätten noch mehr Zeit, bis ihr wiederkommt."
Während ich versuchte, meine Wut zu zügeln, schloss ich die Augen.
Dustin, Mike, Max, Lucas, Elfie und Will standen hinter Suzie und schauten unangenehm berührt überall im Raum herum, bloß nicht zu uns.„Räum das auf. Sofort." brachte ich noch angestrengt hervor, ehe ich an ihnen vorbei in mein Zimmer ging.
Ich hasste Chaos. Schon immer. Bis ich 16 geworden war, hatte ich mein ganzes Leben damit verbracht, meinen Geschwistern hinterher zu räumen. Jeden Tag hab ich für sie aufgeräumt, sie bekocht, sie in Schule oder Kita gebracht und nicht einmal einen Tag nur für mich gehabt. Und das alles, während mein Vater sich in seinem Arbeitszimmer verschloss, trank und rauchte so viel er wollte und „wichtige Sachen für Arbeit" erledigen zu hatte. Das meine Mutter ihn eines Nachts, still und heimlich einfach verlassen hatte, kurz nachdem sie meinen jüngsten Bruder zur Welt gebracht hatte und er deswegen in ein tiefes Loch fiel, wollte er sich natürlich nicht eingestehen. Auch, dass meine Mutter selbst als sie noch bei uns lebte, genauso wenig Interesse an uns, ihren eigenen Kindern hatte, wollte er nicht wahrhaben.
Eines Tages, konnte ich ihm endlich die Stirn bieten und habe einfach angefangen, mich um nichts mehr zu kümmern. Sterling und Cornelius, meine jüngsten Geschwister, brachte ich nicht mehr zur Schule und es dauerte wenige Tage, ehe die Schule Wind davon bekam. Eines schönen Nachmittags, stand dann ihre Klassenlehrerin vor unserer Tür und erst dann fiel meinem Vater auf, was eigentlich abging. Ich hatte währenddessen meine Liebe zum Gras entdeckt, aber leider auch eine nicht ganz so schöne Abhängigkeit zu dem Typen, welcher es mir verkaufte.Kurzum, rauchte ich jeden Tag viel Weed, war auf vielen, schlechten Hauspartys unterwegs und steckte in einer Beziehung mit einem herablassenden Arschloch fest, welcher sich mehr um seine Verkäufe scherte als um mich.
Und jetzt, nachdem mein Vater einen angeblich super tollen neuen Job in Hawkins bekommen hatte, ich mich endlich von meinem Ex getrennt hatte und langsam aber sicher wieder ernsthaften Spaß am Leben fand, stand ich in einer dreckigen Küche, welche 7 kleine Teenager verwüstet hatten.
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und legte den Kopf auf die Hände. Jahrelang hatte ich meine eigenen Bedürfnisse und Gefühle hinten an gestellt. Mittlerweile war ich ein Meister darin, meine Emotionen und Gefühle zu ignorieren und mit der größten Gleichgültigkeit durch den Tag zu leben. Doch jetzt war es Zeit, mal wieder in mich hinein zu hören. Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
Chaos. In der Küche und in meinem Kopf. Ich fühlte etwas Schuld aufkommen, als ich noch einmal Revue passieren ließ, wie ich gerade mit Suzie, vor ihren Freunden, geredet hatte.
Ärger. In mir drin fühlte ich den Hass brodeln, den ich meinem Vater entgegenbrachte. Er ließ mich hier tagelang mit Suzie alleine, in der Hoffnung er könnte sich in ein fein säuberliches und eingeräumtes Haus setzen, wenn er mit den anderen nach kommt.
Und dann waren da noch ganz viele andere, kleine und komische Gefühle. Allem voran schwebte immer wieder die Lust, die Neugier und Anziehung durch meinen Kopf, welche immer zusammen mit Eddies Namen auftauchten. Letzte Nacht, hatten wir Sex, sogar ziemlich guten. Dann gestand er mir, dass er irgendwie mehr für mich empfand, als nur Freunde es tun würden. Ich stimmte ihm zu und seitdem haben wie nie wieder darüber gesprochen. Doch was bedeutet das jetzt? Zweifel machten sich in mir breit. Eddie gab mir ein wahnsinnig gutes Gefühl und ich mochte, wer ich bin, wenn wir zusammen waren. Doch er ist, genau wie mein Ex, ein gottverdammter Drogendealer.Ehe die kreisenden Gedanken mich fast schwindlig fühlten ließen, stand ich auf und schüttelte sie von mir. Ich griff nach meiner Reisetasche und begann, mir einen Joint zu drehen. Ich brauchte jetzt wieder mehr Gleichgültigkeit.
Kurze Zeit später war ich fertig, tauschte meinen Rock noch gegen eine Jogginghose und zog mir auch endlich mal eine Unterhose an, ehe ich wieder nach unten ging und die Haustür ansteuerte. Bevor ich sie öffnen konnte, ließ ich den Blick noch einmal durch die Küche schweifen.
Alle Kids und zu meiner Überraschung auch Eddie, bemühten sich das Chaos zu beseitigen. Ich atmete tief durch und fasste mir in Gedanken ans Herz, ehe ich den gedrehten Joint hinter mein Ohr klemmte und mich zu ihnen gesellte.
„Wir machen das schon, Y/N." sagte Dustin vorsichtig, während er gerade dabei war, den Küchentisch zu schrubben.
„Das nächste mal legt ihr bitte Papier auf den Tisch, bevor ihr mit Kleber und Farbe hantiert." kommentierte ich nur grob seine Aussage, ehe ich zur Küchenzeile schlenderte und ein paar Reinigungsmittel aus dem Schrank holte.
Suzie sah mir dabei zu, ihr Blick war vorsichtig und verwirrt zugleich.
„Tut mir Leid. Ich wollte mich nicht scheiße aufführen. Ich kann nur einfach kein Chaos leiden. Erst recht nicht, einen Tag bevor Dad und die anderen kommen." nuschelte ich, etwas verlegen und machte mich daran, Dustin den Lappen aus der Hand zu schnappen und Reiniger auf der Oberfläche des Tisches zu verteilen.„Mir tut es Leid. Wir hätten wirklich besser aufpassen sollen und alles gleich wegräumen sollen, als wir fertig waren. So wie du es immer sagst..." gab Suzie zurück und schürzte die Lippen.
„Alles gut. Das nächste mal macht ihr es einfach besser. Oder erst gar nicht bei uns."Nachdem das Chaos beseitigt war und die Laune von allen sich definitiv wieder etwas gebessert hatte, saß ich endlich auf der Bank der Veranda vor unserem Haus. Ich brachte meinen Joint zum glühen und nahm einen tiefen, kräftigen Zug.
Sofort spürte ich den Druck in meinen Lungenflügeln und genoß den fruchtigen, rauchigen Geschmack in meinem Mund. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in meinem Hinterkopf aus und ich schloss genüsslich die Augen, während ich den Kopf an die Hauswand hinter mehr lehnte, als sich plötzlich die Haustür öffnete.
Neben mir ließ sich Eddie auf die Bank fallen. Erst nach ein paar weiteren Zügen, sah ich ihn endlich an. Hätte ich jetzt nicht geraucht, wäre mir mein Verhalten mit Sicherheit peinlich gewesen, doch das Weed füllte mich wie immer, mit einer akzeptablen Menge Gleichgültigkeit.
„Alles okay?" fragte Eddie, während er mich ausdruckslos musterte. „Ja. Sorry für meinen kleinen Ausraster. Ich hasse Unordnung einfach." Er grinste zufrieden und griff nach der Tüte in meiner Hand.
„Schon okay. Weiß ich ja mittlerweile." antwortete er knapp, zog ebenso kräftig am Joint und reichte ihn mir zurück.
„Das sie nicht mal Zeitung auf den Tisch gelegt haben, bevor sie die neuen Figuren für die Kampagne anmalten, ist ja auch wirklich eine Frechheit." sprach er ironisch weiter und erntete dafür einen kurzen Schlag auf den Oberarm von mir. Wir lachten beide auf, ehe er sich wieder von der Bank erhob und sich zu mir drehte.„Also, ich fahr jetzt mit allen zu den Wheelers. Sehen wir uns dann bei Tommy heute Abend?" fragte er, kratzte sich verlegen am Hinterkopf und griff dann nach einer Haarsträhne, um sie durch seine Lippen fahren zu lassen.
Ich begann unwillkürlich, breit zu lächeln.
„Klar. Ich freu mich auf dich." sagte ich und musterte zufrieden, wie auch Eddie nun breit grinste.
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Down for you - Fanfic EDDIE MUNSON x Y/N
FanfictionY/N fühlt sich schon lange wie ein Außenseiter. Jetzt zieht sie auch noch in die kleine Stadt Hawkins, genau die Stadt, in welcher der Freund ihrer kleinen Schwester Suzie lebt. Schon längst hat sich Y/N in ihren Gedanken damit abgefunden, wahrschei...