Kapitel 9

898 52 2
                                    

Y/NS POV

Mit wenig Motivation, viel Kaffee intus und einer überdrehten Suzie auf meinem Beifahrersitz, war ich auf dem Weg in die Schule. Die Musik in meinem Auto war laut, der Rauch der Kippe zwischen meinen Lippen brannte etwas in meinen Augen, doch Suzie neben mir konnte einfach nicht die Klappe halten. Seit sie heute morgen aufgestanden war, konnte ihr Mund nicht still stehen. Dustin hier, Dustin da, Naturwissenschaftskurs, AV-Club, sie war so übertrieben gut gelaunt das es mir beinahe Angst machte.

Für einen kurzen Moment schwieg sie dann. Ihre plötzliche Stille beunruhigte mich fast, doch gerade als ich fragen wollte was los war, begann sie weiter zu sprechen.
„Ich soll dir von Dad sagen, dass er dir einen schönen ersten Schultag wünscht und das er mit den anderen wahrscheinlich Donnerstag oder Freitag ankommt."

Sofort verschlechterte sich meine eh schon nicht herausragende Laune und ich verdrehte genervt die Augen. „Aha. Also kommt er wahrscheinlich irgendwann nächste Woche." Ich schnippte die Zigarette aus dem offenen Fenster und bog auf den Parkplatz der Schule ab.

Zu meiner nicht allzu großen Überraschung, standen schon Dustin und seine anderen Freunde des Kinderclubs da und winkten uns, oder wahrscheinlich eher nur Suzie, aufgeregt entgegen. „Wir müssen noch zum Direktor." sagte ich nur, während Suzie und ich ausstiegen. Doch als hätte Suzie mich gar nicht gehört, lief sie schon in großen Schritten auf ihren Dustihasi zu. In einer überschwänglichen Umarmung, schwankten sie hin und her, ehe ich mich hinter die beiden stellte und laut räusperte.

Als die beiden sich endlich lösten, nahm Dustin Suzie ihren Rucksack ab, hing in sich über die Schulter und griff nach ihrer Hand. Ein kurzer Gefühl von Ekel überkam mich, doch tief in mir freute ich mich auch für meine kleine Schwester. „Ich zeig euch den Weg zum Sekretariat ." rief Dustin mir über die Schulter zu, ehe Suzie und er sich, Hand in Hand vor mir in Richtung Schulgebäude bewegten.

Wie ein einsamer Pinguin, lief ich den beiden Turteltäubchen hinterher, ehe wir vor einer Tür zum stehen kamen. Ohne noch etwas zu sagen, riss ich die Tür auf und befand mich im Sekretariat der Schule wieder.

Suzie trat kurz nach mir ein und etwa 5 Minuten später, saßen wir vor einem großen, braunen Schreibtisch. Es dauerte nicht lang, als eine blonde, ältere Frau in einem braunen Hosenanzug vor uns Platz nahm und sich als Principal Murphy vorstellte.

„Also, ihr beiden. Ihr habt heute euren ersten Tag. Euer Vater hat mich heute früh bereits angerufen und ich soll euch ausrichten, dass er hofft ihr habt einen wundervollen ersten Tag. Das hoffen wir natürlich auch." Genervt drehte ich abermals die Augen, er konnte es also einfach nicht lassen, den fürsorglichen, liebenswerten Vater zu spielen, obwohl jeder in unserer Familie wusste, dass das komplette Gegenteil eigentlich die Realität war.

„Suzie, dein Vater erwähnte bereits du hast großes Interesse an Naturwissenschaften und dem AV-Club unserer Schule. Hier ist schon mal das Anmeldeformular dafür, das müsste dein Vater ausfüllen und unterschreiben. Da er ja erst in ein paar Tagen in der Stadt ist, reicht es natürlich wenn du es mir bis zum Ende der Woche wieder bringst. Und Y/N, ich habe gehört das du großes Interesse am Singen und Schlagzeug spielen hast. Das passt ausgezeichnet, unsere Schulband steht schon seit längerem ohne Sänger da. Vielleicht wäre das ja was für dich?"

„Gitarre. Ich spiele Gitarre." gab ich ausdruckslos zurück. Natürlich wusste meinte Vater nicht, welches Instrument ich seit meinem 11. Geburtstag spielte. „Oh, na dann eben Gitarre. Ich habe dich auf jeden Fall vorsorglich für Mr. Henrys Musikkurs eingetragen, vielleicht passt es ja." Principal Murphy lächelte knapp, doch ich bekam das Gefühl nicht los, dass ihre gutmütige, herzliche Art nur aufgesetzt war.

Nach ein paar weiteren, rein rhetorischen Phrasen, in welchen die Schulleiterin uns eine gute Zeit an der Schule wünschte und beteuerte, wir könnten mit jedem Anliegen zu ihr kommen, waren wir entlassen und machten uns mit frisch gedruckten Stundenplänen zu unseren Klassenräumen.
Dustin, welcher selbstverständlich auf Suzie gewartet hatte, zeigte ihr den Weg zu ihrer ersten Stunde, während ich mich mutterseelenallein auf die Suche nach meinem Raum machte.

„Na Prinzessin?" erklang dann eine Stimme hinter mir. Eddie steuerte, mit einem breiten Lächeln auf mich zu. Er trug, wie die letzten Tage auch schon, seine Jeansweste. Darunter ein schwarz-weißes Shirt mit dem Aufdruck „Hellfire Club" und eine enge, schwarze, teils zerrissene Hose. Ich musterte ihn zunächst etwas unschlüssig, doch da legte er mir schon einen Arm um die Schulter. Augenblicklich stieg mir der Geruch von Zigaretten und Aftershave in die Nase.

„Ähmmmm." stammelte ich nur, versuchte seinen Arm von mir zu schieben. „Was hast du jetzt?" fragte Eddie, griff sogleich nach dem Stundenplan in meiner Hand und studierte ihn eindringlich, während wir weiter liefen. Ich wusste nicht wirklich, ob ich mich über seine Anwesenheit freuen sollte, immerhin hatten wir bereits eine Nacht zusammen verbracht. Doch wenn ich ehrlich war, kam es mir ganz gelegen, nicht wie ein einsamer Hundewelpe durch die Gänge der Hawkins High zu irren, nur um dann irgendwann am falschen Klassenraum zu klopfen.

„Oh, Mathe und dann Mr. Henrys Musikkurs? Cool, dann haben wir den ganzen Tag zusammen Unterricht." Eddie strahlte, hielt mir meinen Stundenplan vor die Nase und schob mich mal nach links und mal nach rechts, damit ich richtig abbog.

Ein langgezogenes, trockenes „Juhu" kam über meine Lippen, doch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Der Mathekurs war so ziemlich das langweiligste was ich seit einer Weile über mich ergehen lassen musste. Ich hatte keine Ahnung wieso, aber das Thema welches heute neu behandelt wurde, hatte ich in meiner Schule in Utah schon vor einem Schuljahr. Etwas genervt davon, aber auch ein wenig erleichtert, konnte ich mich die ersten zwei Stunden des Tages also entspannt in meinem Stuhl zurück lehnen.

Eddie, welcher sich auf den freien Platz schräg vor mir gesetzt hatte, schielte ein paar zu mir rüber. Mal lächelte er schief, mal fuhr seine Zunge etwas über seine Oberlippe.
Irgendwann erlöste mich das Klingeln der Schulglocke von diesem wirklich langweiligem Monolog, den der Lehrer die letzten Minuten, wenn nicht sogar Stunden, gehalten hatte.

Ehe ich mich überhaupt von meinem Platz erheben konnte, stand Eddie schon vor meinem Tisch. Etwas hippelig, wippte er auf beiden Füßen hin und her, bevor er theatralisch den Arm nach vorne streckte, um mir wie ein Gentleman den Vortritt zu lassen. Ich schüttelte etwas den Kopf und verdrehte lächelnd die Augen. Irgendwie, war mir Eddies Anwesenheit immer mehr Recht.

„Ich bin so gespannt, ob dich Mr. Henry gleich an die Instrumente lässt." rief Eddie aufgeregt, als er wieder seinen Platz im Laufen neben mir fand. „Was ist mit einer Raucherpause?" fragte ich nur und antwortete ihm nicht auf seine Aussage. Ich verspürte nicht wirklich Lust, vor mir völlig fremden Gitarre zu spielen, oder gar singen zu müssen. Ich hasste die Art von Aufmerksamkeit, wenn alle auf einen schauten und wahrscheinlich sonst was erwarteten.

„Wenn du schnell rauchst, könnten wir es schaffen." Eddie griff nach meinem Arm, zog mich sanft mit sich und schlängelte uns an den entgegenkommenden Schüler vorbei. Wie zwei Kaninchen, die vom Fuchs verfolgt werden, rannten wir beinahe aus den Eingangstüren der Schule. Kurze Zeit später standen wir hinter einem alten Schuppen, unweit vom Parkplatz auf dem mein Auto stand. Ohne miteinander zu sprechen, zündeten Eddie und ich uns zeitgleich eine Zigarette an und zogen eilig an ihr.

Down for you - Fanfic EDDIE MUNSON x Y/NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt