Kapitel 1 (Teil 1)

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Teil 1: Man lebt, zugleich aber auch nicht.

Y/n:

"Y/n, jetzt motz nicht so, das neue Haus wird dir gefallen.
Wir leben doch jetzt in Japan, da wolltest du doch immer schon hin, wegen diesem komischen Zeichentrick, was du da guckst, oder?"

Das heißt Anime. Und krass, dass du weißt, dass ich Japan mag.
Ich habs ja auch früher immer gesagt, aber jetzt kann ich es mitlerweile nicht leiden, weil dort gefühlt das ganze Land nur aus Helden besteht.

Ich verdrehte die Augen und zog wieder meine Kopfhörer auf.
Es sind jetzt sechs Monate vergangen, seit ich auf dieser Brücke stand und es nicht getan habe.

Hab ich versucht zu leben? Ja, habs gerade noch so geschafft.
Hast du jetzt keine Selbstmordgedanken mehr und bist happy? Nein.

Mein Vater ist mitlerweile auch im Gefängniss und wieso?
Meine Mutter hatte mit dem Richter geschlafen, damit er meinen Dad für schuldig erklärt.
Er sitzt jetzt für fünf Jahre im Knast.

Ich biss meine Zähne zusammen. Schon bei dem Gedanken, dass sie mit einem 70 Jährigen Typen gefickt hat, ließ mich so einen Hass gegen sie hegen, dass ich ihr am liebsten den Kopf umdrehen würde.

Am liebsten würde ich einfach abhauen, weg von Tokio, weg von Japan, einfach weg von ihr und zu meinem Vater.

"So, wir sind da."
Ich stieg aus dem Auto aus und betrachtete die fette Villa, welche gerade vor meinen Augen war.

Dieses "Haus", sah nicht so aus, als würden dort zwei Personen leben, sondern zehn.

Sie war groß.
Das einzige wie ich sie beschreiben konnte.
Groß und weiß.
Sehr weiß. So weiß, dass man Augenkrebs davon bekam.
Wie konnte es weißer, als weiß geben?

Meine Mutter betrachtete voller Stolz die Villa und klatschte in ihre Hände, als sie sich zu mir umdrehte. "Und, wie findest du es?"

"Gut" Ich hasse es.

"Nur gut? Hast du nichts anderes zu sagen?"

Ich konnte nicht lügen, aber ich gab mein bestes.
"D-doch aber ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll, weil ich gerade so fasziniert davon bin."
Scheiße jetzt habe ich auch noch gestottert.

Meine Mutter sah aus, als würde sie es mir abkaufen. "Ah okay. Komm, wir gehen rein."

Sie griff nach dem Haustürschlüssel und öffnete die Tür.
Die Villa war schon eingerichtet.
Ich beschrieb es mit einem Wort.
Modern. Und hässlich.

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Als ich meine Sachen hochgetragen und mein Zimmer etwas eingeräumt hatte, ließ ich mich stöhnend auf mein Bett fallen.
Ich lebte jetzt seit einem Tag in Tokio und es war die Hölle.

Ich hasste dieses Haus. Ich hasste mein Zimmer, ich hasste meine Mutter und ich hasste mich.
Ich kann das alles nicht.

Als ich gerade dabei war, meine  Musik anzumachen und einfach mal eine Sekunde weg von hier zu sein, rief meine Mutter schon nach mir.

"Y/n!!"

"Ja?!", schrie ich laut auf.

"Komm runter!"
Digga.

Ich hiefte mich mühevoll aus dem Bett und stieg die Treppe runter, in die Küche, wo meine Mutter wartete.

Sie saß aufgeregt auf einem braunen mit Leder bezogenen Disignerstuhl und hielt irgendeine Urkunde oder so in der Hand - so sah es jedenfalls aus.

"Was ist?", fragte ich gereizt.
Ich war total müde von der langen Reise und hätte einfach am liebsten geschlafen.

Sie wedelte grinsend mit dem Papier.
"Die Papiere für die Anmeldung der U.A. sind angekommen! Du wirst die elite Schule für die Ausbildung für Helden besuchen!!" Sie freute sich und springte auf und ab, wie ein kleines Hündchen, dem ein Leckerlie vors Gesicht gehalten wurde.

In diesem Moment wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen.

"W-warte was?"
Ein grausames Stechen zuckte durch meine Brust.
Jetzt hasse ich sie mehr, als man überhaupt hassen kann.

"Ja, freust du dich nicht?"
Immer noch grinste sie, mit den Augen eines Teufels.

Jetzt reichts. Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten ständig ignoriert zu werden.
Dieser Hass wuchs einfach immer schneller und irgendwann konnte ich einfach nicht mehr, als sie anzuschreien.

"Wieso sollte ich mich freuen?! Ich will da nicht hin und das habe ich dir schon immer gesagt! Ich möchte kein Held werden und du weißt genau, dass meine Kraft auch nicht gut dafür ist! Wieso tust du immer das Gegenteil von dem, was ich eigentlich will??"

Während ich diese Wut herausließ, setzte ich alles daran, dass Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
Ich hasste es. Sie fing immer an zu zittern, wenn ich Angst hatte, nervös, wütend war, oder lügte.

Und während ich sie anschrie, liefen mir wieder diese beschissenen Tränen übers Gesicht.
Ich war am Boden zerstört.
Wut und Trauer wurden zu Eins und dieses Stechen in der Brust, dieser kalte, harte Schmerz hörte nicht auf.

Ich hatte Angst und das wusste sie.
Und diese Furcht hatte ich schon immer. Angst vor den Job der Helden.
Ich konnte das nicht.
Ich konnte nicht gegen andere Leute kämpfen.
Ich konnte kein Blut sehen.
Ich konnte nicht damit leben, dass hilflose Erwachsene oder Kinder sich auf mich verlassen mussten, wenn sie in Gefahr waren. Und dann noch die Furcht vor meinem Quirk.
Ich kann das nicht, ich kann das nicht, ich kann das nicht!!

Mein Atem fühlte sich immer schwerer an und meine Brust hebte sich schwer hoch und runter. Ich ballte so fest ich konnte meine Hände zu Fäusten und bohrte meine Fingernägel in meine Haut. Ich biss meine Zähne zusammen und versuchte aus dieser Realität zu flüchten. Gott, bitte lass mich aufwachen. Bitte lass alles nur ein Traum sein.

Immer wieder schrie ich im Kopf:
Ich kann das nicht. Ich. Kann. Das. Nicht.

Ein Haufen Fragen drängten sich in mir auf, die mit Sicherheit für schlaflose Nächste sorgen würden.  Diese hässlichen, vom Teufel erschaffenen "was wenn" Fragen.
Was wenn ich zu spät komme und ich diese Person nicht mehr retten kann?
Was wenn ein Kind wegen mir stirbt?
Was wenn ein Bösewicht kommt und mich foltert bis zum Tod?!
Was wenn jemand so krass aufgeschlitzt wurde, bis man nur noch das Blut und das Fleisch sieht??

Schon diese Gedanken ließen mein Herz rasen und mein Blut in den Adern pochen. Ich hörte nur noch das Klopfen meines Herzens.
Mein Gehirn blendete alles aus.
Einatmen. Ausatmen.

Langsam öffnete ich meinen Mund und versuchte wenigstens einen Satz hinzukriegen.
"M-mom, i-ich k-kann das n-nicht."
Wieso muss ich andere retten, wenn ich mich selber nicht einmal aus meinem Loch ziehen kann?

Ich sah ihr eindringlich in die Augen, suchte Verständniss, Einfühlsamkeit oder irgendetwas. Aber nein.
Sie schaute mich verstört an. So als währe sie gerade von einem Fremden belästigt worden.
Keine Spur von Einfühlsamkeit oder Verständniss. War ja klar.

Nach ein paar Sekunden der Stille, flüsterte sie dann, sehr leise, aber doch hörbar genug: "Was ist nur falsch mit dir?"
Wow.

Das war gerade ein Stich mitten ins Herz. Obwohl ich sie hasste und sie mir egal sein sollte. Autsch. Das tat wirklich weh.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, drehte ich mich um und und rannte.
Ich rannte in mein Zimmer.
Mein Zimmer, welches ich von ganzen Herzen hasste.

(Okee das war das erste Kapitel meine lieben Freunde. Bitte bleibt dran, ich lasse Bakugou bald auftauchen aber es kann noch dauern, da ich mich noch auf etwas bestimmtes konzentrieren wollte. Trotzdem danke dass ihr bis hierhin gelesen habt :))

Bakugou x Reader (Bevor Ich Falle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt