Kapitel 88

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Y/n:

Ich war für diese zwei Wochen Winterferien so dankbar wie noch nie zuvor. Und doch brauchte ich noch mindestens einen Monat, bis ich wirklich für alles bereit war.

Obwohl ich schon längst spät dran war, ließ ich mir reichlich Zeit meine Jacke und Schuhe anzuziehen.
Ich wollte einfach nicht wieder in die Schule gehen, wo ich mich erneut allen Problemen stellen musste.

Nein, eigentlich gab es nur eins.
Shoto. Ich würde ihn heute sehen, morgen und für die restlichen zwei Jahre. Jeden Tag mindestens sechs Stunden mit ihm verbringen und das schlimmste war, dass ich noch neben ihm saß. Und dann noch diese bescheuerte Nachhilfe.

Ich stöhnte genervt auf und öffnete ruckartig die Tür, als schon in der nächsten Minute meine Zähne wegen der Kälte anfingen zu klappern. Aber trotz all dem Drama freute sich ein kleiner Teil in mir auch wieder dorthin zu gehen.

Da ich jetzt die ganzen Ferien ausnahmsweise ohne meine Mutter in Spanien verbringen durfte, hatte ich keine Gelegenheit gehabt mich mit Kyoka, Momo und meinen restlichen Freunden zu treffen. Katsuki eingeschlossen.

Immer wieder musste ich an den Abend zurückdenken, wo wir miteinander eine Zigarette geteilt haben und diese besondere Atmosphären zwischen uns bestand.
Dieses Gefühl ließ mich für die ersten Tage kaum los und linderte sich irgendwann viel später erst.
Aber ich mochte es und habe es beinahe sogar genossen.

Nachdem ich im schnellen Tempo zur Haltestelle lief und den Bus gerade noch so einholen konnte, setzte ich mich keuchend auf einen Sitz.
Meine Lunge war gefühlt schon so eingefroren, dass jeder Atemzug etwas schmerzte.

Ich setzte meine Kopfhörer auf und schloss meine Augen, als die Musik in meinen Ohren erklang.
15 Minuten. Eine tickende Zeitbombe, die mich wieder in die bittere Realität zurückschleudern würde.

Ibara, Shoto, mein Quirk, meine Mutter. Dinge, über die ich mir verweigert habe nachzudenken.
Aber dann auch die Umarmung, das Lachen meiner Freunde und das Gemeinschaftsgefühl, was mich jedes Mal zum Lächeln brachte.

Und dann gab es da noch etwas, was so plötzlich in einer Nacht in meinen Kopf gekommen ist, dass es mir buchstäblich den Boden unter meinen Füßen weggerissen hatte.
Mein Vater.

Ich habe ihn vergessen, sein Aussehen, seine Stimme und sogar in meinen Erinnerungen ausgeslöscht. Es war eine Wunde, die nicht genäht werden konnte und einfach blutete und eiterte. Doch ich machte keine Umstände auch daran was zu ändern, sodass ich es einfach ausblendete.

Obwohl ich Bilder und Sprachnachrichten von ihm auf meinem Handy hatte, fürchtete ich mich regelrecht diese anzusehen oder zu hören. Stattdessen sperrte ich all diese Gedanken weg und ignorierte es. Ignorierte den Schmerz, der eigentlich nicht ignoriert werden konnte.

Plötzlich spührte ich eine Hand auf meiner Schulter und schreckte abrupt auf. Ich drehte mich schnell um und mein Herz blieb kurz stehen, als ich Katsuki hinter mir sitzen sah.
"Ich vertraue dir auch."

Sein Gesicht, sein Grinsen, seine Augen.. Dieses allzu bekannte Ziehen bereite sich in meinem Magen aus und ich war mir nicht mehr sicher, wie lange ich ihn einfach nur stumm angestarrt habe.

Auf einmal sagte er etwas, was ich aber aufgrund der Musik nicht hören konnte und zog hastig meine Kopfhörer runter. Ich blinzelte, als wäre ich gerade erst aufgewacht und glaubte immernoch in einem Traum zu stecken.

"Endlich. Ich habe schon zum dritten Mal "Hey" gesagt und du hast nicht reagiert. Sag mal, bist du komplett high oder so?"

Auf meinen Gesicht bereitete sich ein Grinsen aus, während ich meine Tasche auf den Boden legte, damit er sich neben mich setzen konnte.
"Haha. Sehe ich etwa so für dich aus?"

Bakugou x Reader (Bevor Ich Falle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt