Kapitel 11

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Bakugou:

Sie ritzt sich.
Als ich durch dieses Fenster starrte, sah ich am Anfang nur eine Silhouette am hintersten Teil des Zimmers, weil das lilane LED für eine große Dunkelheit sorgte.
Doch als sich dann meine Sicht verschärfte, sah ich, wie sie auf dem Boden saß und etwas festhielt.
Eine Klinge.

Meine Augen weiteten sich und
mein Herz fing an stärker gegen meine Brust zu schlagen.
Natürlich wusste ich was Selbstverletzung war, mit was man das macht oder andere Dinge davon,
aber so etwas im realen Leben zu sehen, wie sich jemand eine Klinge an den Arm legt und sich selbst schneidet, hat mich komplett verstört.

Mein Herz verkrampfte sich und ich spürte immer wieder dieses Stechen in der Brust. Was ist das, Mitleid? Angst? Ich habe keine Ahnung, aber ich kann bei dieser Sache nicht einfach zusehen. Zu viele Gedanken schwirren mir durch den Kopf, was ist wenn sie ausversehen eine Ader trifft?!

Sie wollte die Klinge nach einer kurzen Pause wieder anlegen und gerade, als ich irgendwie das Fenster aufmachen wollte, bemerkte sie mich und starrte mir mitten in die Augen.
Sie stand auf und ich wusste genau was sie tun wollte.
Das Fenster abschließen.

Doch sie war langsamer.
Das Fenster war bereits offen, jedoch nur ein Spalt breit, weshalb ich es schnell aufzog und rein trat.
Ich hatte garnicht erst darüber nachgedacht, was ich überhaupt machen würde, wenn ich drinnen wäre.

Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich einen richtig kaputten Menschen. Einen wirklich kaputten Menschen. Nein, da gab es ja noch jemanden. Doch zum ersten Mal in meinem Leben hat sich jemand vor mir geschnitten.
Ich war komplett überfordert und hatte keine Ahnung, wo ich stand und was los war.

Was soll ich tun? Ich habe keine Ahnung! Alter, bis jetzt war mir doch alles egal, wieso bin ich nicht einfach wieder weggegangen?? Ich bin nicht sensibel wie Deku, was soll ich also machen? Wieso hat es genau mich erwischt??!

Meine Hände zitterten leicht, als sie vor mir stand.
Und wieso zittere ich verdammt nochmal?!
Sie kam mir so viel kleiner und zerbrechlicher vor, als am Vormittag.

Als wäre sie aus Glas, aber schon längst verkratzt und staubig und kurz davor zu zerbrechen.
Sie trug einen langen grauen Hoddie, ihr Gesicht mit der Kapuze verdeckt.
Man konnte nur die Tränen sehen, die ihrer die Backe runterflossen.

Auf ihrem rechten Ärmel bildeten sich Blutflecken ab und ich konnte spüren, wie ihr Herz raste.
Sie krempelte schnell ihre Ärmel runter und ich ihren abgehackten Atem genau heraushören.

Ich konnte nicht denken.
Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen oder machen sollte.
Ich hatte einen kompletten Blackout.

Es vergingen bestimmt 20 Sekunden und irgendwann, nachdem gefühlt Stunden rum waren und ich mich zusammengerissen habe, brachte ich genau zwei Wörter verkrampft über meine Lippen.

"A-alles gut?"
Katsuki, du bist der dümmste Mensch, den es überhaupt geben konnte.
Ich wollte mich einfach selber K.O. schlagen. Dann wäre ich aus dieser beschissenen Lage fort und könnte all das vergessen.
Ihr Blick hob sich und sie starrte mir in die Augen.
Sie waren leer.

Ich musste zugeben ich hatte etwas Angst. All das fühlte sich nicht real an.
"Ja." Auf ihren Lippen umspielt sich ein Lächeln, doch ihr Blick war der gleiche. Kühl und komplett abwesend.

Ich hatte keine Ahnung was ich fühlen sollte. Diese Situation überforderte mich gerade komplett.
Sollte ich ihr jetzt nicht helfen? Sollte ich nicht für sie da sein? ALTER, WAS SOLL ICH TUN??

Bakugou x Reader (Bevor Ich Falle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt