Prolog

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Y/n:

Ich stand um zwei Uhr morgens auf einer verlassen Brücke von San Francisco und wollte mich umbringen.

Als ich ungefähr eine halbe Stunde in den Himmel starrte und die Sterne betrachtete, lehnte ich mich über das Gitter und blickte die 200 Meter nach unten, ins brodelnte Wasser, welches nur darauf wartete mich zu verschlingen.

Obwohl es so spät war, lebte die prächtige Stadt immer noch und Autos rasten einige Meter von mir entfernt auf den Straßen vorbei. 
Niemand achtete auf mich. Wieso auch? Jeder hatte sein eigenes Leben, warum sollten sie sich dann um jemanden, wie mich kümmern?
Es gab so viele Menschen auf dieser Welt und jeder hatte seine eigenen Probleme. Ich war nur einer von vielen. Eine bedeutungslose Person.

Ich atmete noch einmal tief ein und aus, versuchte mich innerlich zu beruhigen und irgendwie dieses negative Gefühl zu unterdrücken, welches sich schon in meinen ganzen Körper gefressen hatte.
Aber es klappte nicht. Ich konnte einfach nicht mehr. Jeder Tag wurde schlimmer und ich wusste nicht mehr, was ich tuen sollte.
Scheiße, ich kann nicht mehr.

Meine Hände fingen an zu zittern und die Härrchen auf meinen Armen stellten sich auf. Ich kann nicht mehr. Ich habe einfach keine Kraft mehr.

Ich wusste, so etwas mit gerade mal 15 Jahren zu sagen war echt hard. Sollte ich nicht genau jetzt in der besten Phase meines Lebens sein? Bullshit.

Ich sah einfach kein Licht mehr, das mich aus diesem beschissenen Loch hochziehen konnte. Niemand war da, der mir helfen wollte.
Doch, mein Vater, aber er war ja nicht mehr da. Mom hat ihn ja in den Knast gesteckt.

Ich schluckte und mein Magen zog sich zusammen. Mir wurde schon übel, wenn ich an sie dachte.
Ich hasse sie so sehr. Für jeden Dreck den sie getan hat, aber für diesen am meisten.
Es war zu viel in einem zu kurzen Zeitraum passiert.

Ich brauche Hilfe. Ich will nicht allein sein. Bitte.
Aber das bin ich, denn die einzige Person, die mich je geliebt hatte, war jetzt auch weg. Wieder brodelte sich dieser Zorn in mir auf.
Nein, Hass.

Ich hasste sie für alles, was sie in meinem Leben getan hatte.
Für jede einzelne Sekunde, in der ich das Miststück aushalten musste.
Für all die Momente, in der sie mich für ihre eigene Lust angelogen hatte.
Ich hatte so viel zu sagen, aber für so einen Menschen wie sie war es nur eine Verschwendung von Worten.

Trotz allem mich an all die schrecklichen Bilder wieder zu erinnern, ließen mir die Tränen kommen. Mein Brustkorb schnürrte sich zu und je mehr ich mich auf meine Atmung konzentrierte, desto schwerer wurde es, die Luft in meinen Lungen zu behalten.

Ich bohrte meine Nägel so fest in das kalte Metal, bis sie anfingen zu bluten. Ein stechender Schmerz durchzuckte mein Finger, doch ich ignorierte ihn. Nein, ich genoss ihn. Schmerz war etwas, was mich daran erinnerte, dass ich lebte. Fühlen konnte.

Mein Herz raste und jedes dieser beschissenen Gefühle bauten sich in mir auf. Hass, Trauer, Angst, und Entäuschung.

Salzige Tränen liefen in Strömen über mein Gesicht und ich hasste mich dafür. Denn genau vor einer halben Stunde habe ich mir geschworen, nie wieder wegen ihr zu weinen.
Gut gemacht Y/n. Du kannst nicht einmal einen fucking Schwur halten, den du dir selber geschworen hast.

Alles in mir wollte einfach nur schreien. Alles.
Mein Mund sehnte sich nur danach alles in die Welt zu brüllen. So laut zu schreien, dass mich jeder hörte. Dass einmal, ein einziges mal, die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag.

Auch wenn es nie so sein würde.
Als ich gegen dieses beschissene Metal schlug, stieß ich so laut bis es mir die Kehle zuschnürrte aus: "ICH HASSE DICH, ICH HASSE DICH, ICH HASSE DICH!"

Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust und meine Finger blieben auf dem kalten Gitter haften.

Niemand hatte es gehört.
Obwohl ich so laut schrie, bis ich keine Stimme mehr besaß,
hatte mich niemand gehört. Niemand, der mir helfen wollte.
Niemand, der für mich da sein wollte.
Ich bin so bedeutungslos.

Nur das Hupen von Autos war zu hören, die laute Musik von Diskos oder anderes wirres Zeug, was man  in Großstädten hörte.

Ich riss mich aus den Gedanken über meiner Mutter und guckte nach unten.
Ich will es tuen. Ich will es unbedingt tuen. Es ist die einzige Lösung.
Dieses dunkle kalte Wasser zog mich förmlich an.

Mein Blut pochte und als ich mich über das Gitter auf die andere Seite hochzog, hielten mich nur noch meine Hände. Eine einzige Bewegung würde entscheiden. Leben oder Tod.

Mein Kopf war kurz vor dem Explodieren, da meine Gedanken rasten, Erinnerung um Erinnerung auftauchte und alles in sich verschwamm. Ich kann nicht mehr.
Zu viel. Es ist zu viel passiert.

Doch als ich gerade loslassen wollte, sirrte mein Handy. Sofort wurde ich zur Realität zurückgeschleudert und zog scharf die Luft ein.
Tu es. Lass los. Lass einfach los.

Doch aus irgendeinem Grund konnte ich plötzlich nicht.
Ich zog mich auf die andere Seite hoch und öffnete mit zittrigen Fingern die SMS.

Mein Herz blieb stehen, als ich mit glasigen Augen die Nachricht meines Vater betrachtete.

Dad<3:

Dad<3: -Heyy Schatz, wie geht's dir so? Tut mir echt leid, dass ich so spät schreibe. Ich bin gerade fertig mit dem Gerichtstermin und leider lief es nicht so gut. Bestimmt klappts besser beim nächsten mal! Ich weiß es ist jetzt echt schwer für dich, weil ich nicht da bin und deine Mutter die ganze Zeit Terror macht. Aber ich verspreche dir, dass ich versuche so schnell wie möglich rauszukommen, dann können wir endlich wegziehen und uns eine Patchworkfamily suchen und einen Hund kaufen, wie du es dir immer gewünscht hast. :)) Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich mega dolle lieb habe und dass ich mir vom ganzen Herzen wünsche, dass du glücklich wirst, weil du bist die beste Tochter, die man je haben könnte. Bitte bleib immer so wie du bist,
Dein Dad

Mein Herz verkrampfte sich.
Obwohl ich einfach nur weg von dieser Erde wollte, konnte ich es nicht jetzt tuen. Nicht nach dieser Nachricht.

Mein Magen zog sich schlagartig zusammen und mir wurde von dem Anblick des tosenden Wassers übel.
Fast 15 Jahre hatte mein Vater für mich gekämpft, ist durch die Hölle gegangen und das nur für mich.
Ich konnte ihm das nicht antun.
Das währe einfach nur egoistisch von mir.

Ich warf einen letzten Blick in den Fluss, der immernoch auf mich wartete und stieß mich danach von dem Gitter ab.

Mir wurde schwindelig und meine Beine fühlten sich wackelig an.
Wie konnte ich überhaupt noch stehen?

Ich zog meine Kopfhörer aus der Tasche und machte sie Musik auf ganz laut, weil ich die Geräusche aus der Stadt nicht mehr ertragen konnte.
Oder einfach nur mich selbst nicht mehr atmen hören wollte.

Dad ich versuche zu leben, für dich.

(Das hier ist der Anfang einer Geschichte, die ich hasse, zugleich aber auch liebe zu schreiben.)

Bakugou x Reader (Bevor Ich Falle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt