Kapitel 131

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Y/n:

Als die bunten Scheinwerfer nur auf mich leuchteten und alle mich wie gebannt anstarrten, verspürte ich keine Angst. Zum ersten Mal hatte ich nicht das Gefühl vor so vielen Menschen gleich in Ohnmacht zu fallen, sondern sammelte meinen ganzen Mut meine Stimme zu erheben. Für mich.

Das hier fühlte sich wie ein Finale an, auf das ich monatelang gewartet habe. Wie ein letzter Kampf, bevor es zu Ende wäre. Die Frage war nur, wie ich es zu Ende bringen würde.

Alles war vollkommen still und das Einzige, was zu hören war, war nur ganz leises Gemurmel und die vorbeifahrenden Autos auf den Straßen.
Ich schluckte und atmete tief ein und aus, als ich das Mikrofon von dem Podest nahm und fest in meinen Händen hielt. Das ist der Moment einen Strich hinter deiner ganzen Geschichte zu setzen und ein Happy End zu bekommen.

Ich wusste nicht, wieso ich des dachte, aber genau das hier brauchte ich.
Bald würde ich noch meinen siebzehnten Geburtstag feiern und das ganze verdammte Jahr hinter mich bringen. Nur noch das hier.

"Hey, ich glaube ich muss mich nach all dem Geschehen von vor ein paar Wochen gar nicht mehr vorstellen. Und wer vielleicht nichts mitbekommen hat, hallo, ich bin Y/n L/n und werde euch über meine Mobbingerfahrungen erzählen.", fing ich an und meine Stimme zitterte leicht.

"Eigentlich habe ich hierfür eine Rede vorbereitet und habe drei ganze Wochen lang nachgegrübelt, was ich euch erzählen sollte, wieviel ich von den schlimmen Erfahrungen preisgeben sollte und um Ehrlich zu sein habe ich in dieser Rede so gut wir gar nichts über mich selber erzählt und nur die Auswirkungen von Mobbing erklärt.
Sie war distanziert und emotionslos geschrieben, weil ich sie nur hinter mich bringen wollte. Das Blöde an der ganzen Sache ist eben nur, dass ich alles vergessen habe. Und mit alles meine ich wirklich jedes einzelne Wort. Eine Freundin hat mich davor gewarnt und mir gesagt ich solle einfach drauflosreden, was ich am Anfang total bescheuert fande, aber jetzt bleibt mir ja keine Möglichkeit. Also hier kommt es jetzt zu meiner improvisierten Rede."

Ich zuckte gelassen mit den Schultern und presste hilflos meine Lippen aufeinander, was einige Schüler leicht zum Lachen brachte. Der Knoten in meiner Brust löste sich sofort und erst jetzt verstand ich, dass sie genau das wollten. Auswendig gelernte Reden waren in ihren Augen langweilig, aber sowas..

"Ich bin ungefähr vor einem Jahr auf diese Schule gekommen, weil sich meine Eltern geschieden haben und ich von der USA nach Tokio ziehen musste."
Die Worte trafen mich wie einen Schlag.

Wie ihr euch denken könnt, war das ein ziemlicher Schlag für mich, weil ich zum einen alle meine Freunde verloren habe und zum anderen einen halben Kulturschock erlitten habe. Alles war mir neu und ich hatte das Gefühl, in egal, was ich tat, immer verurteilt zu werden. Nachdem ich hier auf Probzeit für eine Woche eingeschult und in eine Klasse eingeteilt wurde, war ich sehr eingeschüchtert und das hat man mir angesehen. Ich habe versucht diese Furcht in mir durch Dickköpfigkeit und Wut zu überspielen und bin währenddessen mit einem Mädchen aneinandergeraten, die sich wahrscheinlich genauso wie ich gefühlt hatte. Ich kannte sie nicht gut und ich weiß bis jetzt nicht ihre Beweggründe für ihre Taten, aber in den letzten Wochen ist mir klar geworden, dass sie mindestens genauso verletzt wie ich war."

Mein Herz raste wie wild gegen meine Brust und ich hatte keine Ahnung, was ich als nächstes sagen würde. Ich redete einfach drauf los, während ich mir Ibara's trauriges Gesicht in meinen Gedanken wiederrufte und ein leises Ziehen in meinem Bauch verspürte.

"Sie hatte ihre ganze Wut an mir herausgelassen und mein Leben dadurch echt erschwert, weil es in der Zeit sowieso schon hart war. Ich habe mich wie ein Stück Scheiße gefühlt und bin in ein Loch geraten, wo ich dachte, nie wieder rauszukommen. Ich dachte, dass mich jeder hasste, ich hatte wirklich niemanden, der mich verstand.
Und wenn jemand immer wieder auf den Boden geschubst wird und auf ihn wortwörtlich rumgetrambelt wird, hat man am Ende nicht mehr die Kraft aufzustehen. Man hat nicht mehr den Willen irgendetwas zu tun, verspürt nur noch Angst und diese Einsamkeit und das ist eines der schlimmsten Gefühle, die man haben kann."
Wie bin ich hier nur hereingeraten?

Bakugou x Reader (Bevor Ich Falle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt