-Lucius Sicht-
Ein klein wenig hatte ich mir erhofft das Narcissa doch noch mitkommen würde, nachdem mein Vater gestern das erste und womöglich das einzige Mal zugegeben hatte, das er den Kontakt zu Louanne duldete. Allerdings wurde diese winzige Hoffnung gleich nach dem Frühstück zunichte gemacht, weswegen ich keine fünf Minuten später in Südfrankreich ankam, allerdings nicht im Dumont Anwesen, sondern im Hospital. Die Oberschwester am Empfang musterte mich skeptisch.
„Ich würde gerne den Leiter dieses Hospital sprechen, Lord Dumont."
„Worum geht es?", fragte sie neugierig.
„Um seine Tochter Louanne", antwortete ich knapp.
„Sir, Lord Dumont hat keine Tochter. Louanne ist seine Nichte", erwiderte sie sichtlich irritiert.
„Nichte?", hakte ich nach.
„Ja Sir. Ihre Eltern starben bei einem tragischen Unfall, seitdem wächst sie bei ihrem Paten Lord Dumont auf. Sie sind nicht der erste, der glaubt es wäre seine Tochter. Zweiter Stock, die letzte Tür, wenn es um Louanne geht, können sie ohne Anmeldung zu ihm", antwortete sie mit einem Lächeln.
„Danke." Nichte! Gaël hatte sie wohl nicht mehr alle?! War ihm sein Ruf in diesem verdammten Hospital so viel wichtiger, als seine eigene Tochter? Das konnte nicht sein Ernst sein! Ohne anzuklopfen, betrat ich sein Büro, allerdings war er nicht anwesend und so hatte ich Zeit mich umzusehen. Andere Menschen hatten Bilder von ihren Kindern auf dem Schreibtisch, Gaël Dumont hingegen nicht, außer es zählte, dass meine Mutter auf diesem Bild offensichtlich kurz vor der Entbindung stand. Wohl eines der wenigen Bilder auf denen sie lachte und entspannt wirkte. Die Tür ging auf und Gaël sah mich sichtlich verwirrt an.
„Es gibt ein Problem mit deiner Nichte!", spie ich ihm entgegen. Seine Augen weiteten sich, ehe er die Tür schloss und sich gegen diese lehnte.
„Du verstehst das nicht Lucius."
„Ich verstehe es sehr wohl! Du verleugnest deine eigene Tochter, weil sie ein Bastard ist! Es würde deinen Ruf schädigen! Nun stellt sich mir die Frage, weiß Louanne davon?!", fragte ich wütend und hoffte das dem nicht so war.
„Ja", antwortete er knapp.
„Mich wundert gar nichts mehr", flüsterte ich ungläubig und schüttelte den Kopf.
„Was soll das jetzt wieder bedeuten? Mir ist klar, dass Louanne dir wichtig ist, aber sie weiß von klein auf das sie mich im Hospital nicht mit Vater ansprechen soll." Gaël ließ sich gegenüber von mir in den Sessel fallen und warf mir einen verständnislosen Blick zu.
„Wo soll ich anfangen Gaël?", meinte ich leise, die Wut, die in mir hochstieg, war deutlich herauszuhören.
„Am besten am Anfang", antwortete er ruhig. Er machte nicht gerade den Eindruck auf mich, als wenn es ihn interessieren würde, was mit Louanne los war.
„Gut, fangen wir mit letztem Sommer an. Dein Posten hier verlangt viel, weshalb du kaum zuhause bist, ich kann es nicht beurteilen, ob es der Wahrheit entspricht, denn ich bin kein Heiler und leite kein Hospital, ich kann nur das beurteilen was ich sehe. Und das was ich sehe gefällt mir nicht. Bis Louanne nach Beauxbâtons kam hat sie nie gefragt ob du sie liebst, dies änderte sich letzten Sommer. Fiona war ihre Professorin an der Schule, wie du bestimmt weißt. Im Sommer hast du Louanne zu ihr geschickt, was ein großer Fehler war. Dir mag es nicht aufgefallen sein, aber es dauerte nicht einmal zwei Wochen und deine Tochter war der festen Überzeugung, dass sie zu dick wäre und kein Mann sie jemals ansehen würde. Louanne war fest im Glauben, dass sie nur mit ihrem Körper einen Mann für sich begeistern könnte, um die Tatsache zu verschleiern, dass sie ein Bastard ist. Ich konnte ihr dieses Denken irgendwann ausreden, aber dann kam auch schon das nächste Problem, nämlich du. Louanne ist nicht mehr das kleine Mädchen, das es so hinnimmt, das Daddy kaum zuhause ist, sie fängt an sich zu fragen, warum das so ist, und sie gibt sich die Schuld daran. Meine Schwester glaubt sie wäre nur ein Klotz am Bein und das es wohl besser wäre, wenn sie tot wäre. Merkst du eigentlich was du diesem dreizehnjährigen Mädchen antust, mit deiner kalten Art ihr gegenüber? Louanne hat diese Aussage vor zwei Tagen erneut von sich gegeben, nachdem sie mit Sundancer in den Wald geritten ist und er sie abgeworfen hat. Du kannst Severus dankbar sein, dass er so schnell reagiert und mich kontaktiert hat. Louanne saß schwer verletzt im Wald und du weißt rein gar nichts davon, weil du nur nachts nach Hause kommst und bevor Louanne wach wird bist du wieder verschwunden. Du treibst sie in den Tod Gaël. Wach endlich auf, bevor es zu spät ist und du Louanne mit nicht einmal vierzehn Jahren zu Grabe tragen kannst, weil du bis heute an dem Verlust unserer Mutter leidest. Du schlägst deine Tochter nicht, dafür quälst du sie auf eine ganz andere Art und Weise die ich als so viel grausamer empfinde, als das was Abraxas mit mir macht. Denk darüber nach. Ich will nicht mit dir darüber diskutieren, weshalb ich jetzt gehe und mit den beiden an den Strand appariere. Ich will Soleil endlich wieder lachen sehen, vor allem will ich das auch für Sev die Ferien angenehm sind und er sich nicht fehl am Platz fühlt. Du willst nicht noch jemanden auf diese Art verlieren Gaël", beendete ich meinen Vortrag. Im ersten Moment hätte ich Gaël wohl am liebsten verflucht, aber das wäre wohl der falsche Weg gewesen. Ich war noch einmal einen Blick auf das Bild meiner Mutter, bevor ich ging, mit der Hoffnung er würde endlich zur Besinnung kommen.
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Entre ombre et lumière
FanfictionEine scheinbare Freundschaft, durchwoben von verborgenen Banden, und eine Geschwisterliebe, die sich gegen die Dunkelheit erhebt. Zwischen Licht und Schatten erstreckt sich ein Leben, geprägt von einer Liebe, die auf die Probe gestellt wird. Die Fra...