-Gaëls Sicht-
Ich wusste nicht wie lange ich in meinem Büro gesessen hatte und auf die Stelle gestarrt hatte, wo Lucius kurz zuvor noch gesessen hatte. Seine Worte hatten mich getroffen. Ich hatte nicht nur gegenüber meiner Tochter versagt, sondern auch in meinem Beruf. Ich hatte das Leid von Louanne nicht gesehen, oder vielleicht hatte ich es gesehen und wollte es einfach nicht wahrhaben, weil ich der festen Überzeugung davon war, dass es ihr gut gehen würde, da sie keine sichtbaren Wunden trug, die ihren Schmerz preis graben. Und das musste ausgerechnet mir passieren. Wie lange war ich nun schon auf die Psyche der Menschen spezialisiert? Offenbar zu lange. Ich fuhr mir durch Gesicht und atmete einige Male tief durch. Nein, ich wollte nicht noch einen Menschen auf so eine Art verlieren, schon gar nicht meine eigene Tochter. Mein Blick blieb an dem Bild von Moria hängen.
„Ich mach das wieder gut.", murmelte ich leise vor mich hin, bevor ich aufstand und mein Büro fluchtartig verließ.
„Estelle, sollte etwas Wichtiges sein, lasst nach Bunétt schicken, ich bin erst ab ersten September wieder hier.", informierte ich die leitende Oberschwester.
„Gaël was..."
„Ich habe keine Zeit für Erklärungen Estelle. Louanne ist alles was ich habe und ich war nicht gerade fair gegenüber meiner Tochter.", unterbrach ich sie und hoffte sie würde jetzt keinen Aufstand machen, weil ich jahrelang gelogen hatte.
„Tochter? Du sagtest es wäre deine Nichte. Warum hast du all die Jahre gelogen Gaël?", fragte sie mich mit zitternder Stimme.
„Weil mir mein Ruf wichtiger war, als das Seelenheil meines eigenen Kindes. Ich muss los.", meinte ich hastig und wandte mich zum gehen.
„Du hast sie geliebt, oder? Ihre Mutter?", hörte ich Estelle hinter mir fragen. Ich brauchte mich nicht zu ihr umzudrehen um zu wissen das sie weinte.
„Tu ich immer noch.", antwortete ich ehrlich und lies sie zurück. Vielleicht war es eine schlechte Idee gewesen mit einer Kollegin eine Affäre anzufangen, aber damals hatte sie mir geholfen über Morias Tod hinwegzukommen. Geliebt hatte ich Estelle nie, bei ihr sah das ganze allerdings anders aus, wie mir gerade bewusst wurde, aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Ich apparierte direkt vom Hospital nach Saintes-Maries-de-la-Mer an den Strand. Avalon stand hier, aber Sundancer nicht, also musste Louanne mit ihm ins Wasser gegangen sein. Der einzige Vorteil an dem Beruf als Heiler war jener, dass sich die Uniform kaum von den Muggelärtzen Unterschied und ich so kaum Aufsehen mit meinem Auftreten erregte. Ich entdeckte Sundancer recht schnell. So wie es aussah konnte Severus nicht schwimmen, dass er Sundancer so vertraute wunderte mich nach dem Vorfall mit Calvados doch ein wenig. Allen Anschein nach hatte Louanne ein Händchen dafür jemand die Angst vor Pferden zu nehmen, oder es war reiner Zufall. Louanne sah im selben Augenblick in meine Richtung und starrte mich ungläubig an. Verständlich, bevor Nathan starb, trafen wir uns hier in meiner Mittagspause, nach dessen Tod kam ich nie wieder hier her zurück.
-Louannes Sicht-
„Was ist los Lou?", riss Severus mich aus der Starre. Kurz wandte ich meinen Blick zu ihm und sah wieder zum Strand. Ich hatte mir das nicht eingebildet, er stand tatsächlich dort und beobachtete uns.
„Papa ist hier.", antwortete ich Severus schließlich, nachdem ich meine Worte wieder gefunden hatte. Severus wandte seinen Blick zum Strand und vergas dadurch das er bereits im Wasser war und auch nicht mehr stehen konnte. Schnell griff ich nach seiner Hand und holte ihn zurück an die Wasseroberfläche.
„Entschuldige, ich fühlte mich so leicht.", brachte er hustend hervor.
„Lass uns zurück ans Ufer, ich will wissen was er hier macht.", meinte ich und half Sev auf Sundancers Rücken zu kommen. Schnell verließen wir das Wasser und gingen auf meinen Vater zu.
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Entre ombre et lumière
FanfictionEine scheinbare Freundschaft, durchwoben von verborgenen Banden, und eine Geschwisterliebe, die sich gegen die Dunkelheit erhebt. Zwischen Licht und Schatten erstreckt sich ein Leben, geprägt von einer Liebe, die auf die Probe gestellt wird. Die Fra...