Pictures of you

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Wie du ja weißt bin ich nicht sonderlich groß, nun damals im Sommer 1963 war ich noch ein richtig kleiner Knirps. Ich kannte Luc nur von Bildern, die mir Nathan mitgebracht hatte, weshalb ich an diesem Tag total nervös war. Als Papa sagte ich dürfte vor laufen zu den Toren, weil Nathan und Luc gerade durch diese gegangen waren, stolperte ich beinahe die Treppen in den Flur hinunter. Luc war total überfordert, er wusste bis zu diesem Tag nichts von mir und ich glaube er hatte Angst, dass er zum Puppenspielen verdonnert werden würde. Ich war glücklich als ich Luc das erste Mal sah und umarmt hatte. Ich hatte endlich einen großen Bruder, aber es reichte nicht aus. Elinor hatte an diesem Tag einen ihrer Depressionsschübe, was die gesamte Erinnerung drübte. Ich habe meine Grandma geliebt, wenn sie konnte war sie steht's an meiner Seite. Und so groß die Freude war endlich einen Bruder zu haben, so hatte ich damals schon Angst Eli zu verlieren.

In dem Fall musste ich weitersuchen und dann kam mir ein Sommer in dem Sinn, der der Begegnung von Sommer 1963 fast ähnlich ist, nur das ich zehn Jahre später nicht Luc kennengelernt habe, sondern dich, aber das ist eine eigene Erinnerung.

Vergiss nicht was ich dir am Hafen gesagt habe. Du bist ein wunderbarer Mensch Sev!

Ich hab dich lieb, fühl dich gedrückt.

Lou

Sie brachte mich mit diesen wenigen Zeilen tatsächlich ein wenig zum schmunzeln, alleine die Vorstellung von Lucius, der mit klein Lou Puppen spielte und dabei ein mürrisches Gesicht zog, war Gold wert. Sorgfältig legte ich den Brief zu ihrer anfänglichen Notiz und versteckte diese zusammen mit den anderen unter einer losen Diele. Dort würde mein Vater sie nicht finden. Ich nahm mir vor jedem Morgen einen dieser Briefe zu lesen um mit etwas Positiven in den Tag starten zu können. Als schließlich Totenstille in meinem Elternhaus herrschte, kroch ich unter dem Bett hervor und schlich mich nach unten in die Küche, um nicht mit völlig leeren Magen schlafen zu müssen. Ich wusste wieviel ich essen konnte ohne das es auffallen würde. Klar reichte dies nicht aus um völlig satt zu werden, aber es reichte um schlafen zu können. Der nächste morgen war alles andere als entspannt. Mein Vater brüllte bereits um sechs Uhr morgens durchs Haus und jagte meine Mutter zum nächsten Supermarkt. Es war Weihnachten, ein Fest an dem er sich noch mehr betrank als an den anderen Tagen, man müsste dieses schließlich gebührend feiern. Ich nutze die Chance ihrer Abwesenheit um Louannes zweiten Brief zu lesen.

Frohe Weihnachten mein Lieblingsmensch!

Dein Geschenk erhältst du an deinen Geburtstag von Luc, da du erwähnt hast das dein Vater keine Tiere in seinem Haus leiden kann und ich verhindern möchte das du wegen mir Ärger bekommst.

Erinnerung 2

Kommen wir zu meinen Zuckerstück verfressenen Pferd, Sundancer.

Ich habe soviel tolle Erinnerungen mit meinem Baby, aber keine davon ist stark genug. Es war der erste Juli 1966 als wir auf den Pferdemarkt gingen und Luc und ich diese beiden pechschwarzen Fohlen entdeckten. Sie waren so süß und trotzdem, dass sie Zwillinge sind, hat jeder von ihnen seinen eigenen Charakter. Du musst wissen, dass meine erste Wahl nicht auf Sundancer gefallen ist, sondern auf Avalon. Er kam sofort auf uns zu, ganz anders als Sunny, der sich schüchtern bei seiner Mutter versteckte. Nun da die beiden Geschwister waren fand ich es nicht fair sie zu trennen, also entschieden wir uns für beide. Drei Wochen später zogen sie in Avignon ein und da hat mir dieser kleine Tollpatsch mein Herz gestohlen. Während Avalon elegant richtig Richtung Koppel stolziert ist, hat Sundancer vor lauter Aufregung eine Bruchlandung nach der anderen hingelegt, also habe ich mit Luc getauscht. Er hat Avalon bekommen, der ihm zugegebenermaßen teils sehr ähnlich ist, zumindest was die Gangart betrifft. Nun zurück zu Sunny, der anfangs wegen seiner tollpatschigen Art Clumsy hieß. Die erste Nacht im Stall, war nicht gerade gemütlich, Clumsy (Sundancer) war der festen Überzeugung ich wäre sein Kuscheltier. Die ganze Nacht über lag sein Kopf auf meiner Brust. Ja er war ein Fohlen, aber ich bin ein Zwerg, sein Kopf war damals schon fast so groß wie mein Oberkörper und dementsprechend auch schwer.

Entre ombre et lumière Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt