In the End

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Zögerlich öffnete ich die Augen und sah direkt in zwei Braune, die mich besorgt musterten.

„Wie fühlst du dich Kleines?", fragte sie mit lieblicher Stimme und Strich mir sanft über die Wange.

„Wo ist er?", fragte ich und griff mir an den Hals. Er fühlte sich so trocken an, als wenn ich Stunden lang geschrien hätte.

„Lucius ist gleich zurück. Deine Verletzungen lassen darauf schließen, dass du durch die Hölle gegangen sein musst. Weißt du wie du heißt oder wie alt du bist?", fragte einer der Männer. Seine Stimme war so ruhig, dass ich beinahe wieder einschlief. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, wusste ich doch, dass jede kleinste Bewegung dieser Art, meist Schmerzen verursachte.

„Nicht so schnell.", kam es ruhig von ihm, als ich aufstehen wollte.

„Ich kenne meinen Namen nicht.", flüsterte ich leise und sah unsicher zu den dreien.

„Nun Kleine, ich bin Camille, das hier ist mein Mann Frank und Gaël ist der Stiefvater von Lucius. Wenn du deinen Namen nicht kennst, wirst du wahrscheinlich auch dein Alter nicht kennen."

„Er hat letztens mit den anderen Männern gesprochen, irgendetwas davon, dass es an der Zeit wäre mich loszuwerden, da ich wohl bald volljährig werden würde.", antwortete ich und biss mir auf die Lippen. So viel geredet wie heute hatte ich schon lange nicht mehr. Hauselfen hatten mir das sprechen beigebracht, bis sie eines Tages verschwanden. Und dann war da niemand mehr, der sich mit mir unterhielt, meine Wunden heilte und meine Tränen trocknete.

„Ich würde dir gerne die Erinnerung an diese Zeit nehmen und dich hier in meiner Familie aufnehmen. Du machst auf den ersten Blick einen starken Eindruck, jedoch glaube ich, dass du nichts anders kennst und es für normal hältst, was man mit dir gemacht hat. Das Problem, lasse ich dir deine Erinnerung und gebe dir einen Platz in meiner Familie, könnte dich die Realität früher oder später zerstören. Verstehst du was ich dir sagen will?"

„Nicht wirklich, Sir.", nuschelte ich unbeholfen.

„Was Gaël dir sagen will ist, dass dich die Erinnerungen an dein früheres Leben ständig quälen würden. Du könntest hier glücklich werden, aber das was passiert ist steckt zu tief in dir um es jemals gänzlich zu verarbeiten. Weshalb wir alle es für klüger halten, dir diese Erinnerung zu nehmen.", erklärte Frank leicht lächelnd.

„Ich weiß dann nichts mehr?", fragte ich verunsichert. Ja, die Zeit war grausam gewesen, aber ich wollte wissen wer mich gerettet hatte.

„An was würdest du dich gerne erinnern?"

„Nicht viel. Ich würde gerne nochmal mit dem Mann reden, der mich hierher gebracht hat. Ich will wissen warum.", antwortete ich zurückhaltend. Die drei sahen sich abschätzend an, bis Gaël sanft meine Schultern umfasste und mich wieder zum liegen brachte. Ängstlich sah ich zu ihm, was sollte das werden?

„Lucius wird gleich hier sein. Bis dahin schlaf.", flüsterte er leise und bevor ich etwas darauf erwidern konnte, fielen mir die Augen zu.

-Lucius Sicht-

Ich spürte die Blicke der beiden auf mir. Das Louanne Fragen stellen würde war mir klar. Ich wollte nicht, dass sie mit dieser Sache in Berührung kam, doch mein einziger Gedanke vorhin im Anwesen von Yaxley war gewesen Gaël um Hilfe zu bitten. Was mussten die beiden auch hier sein! Ich hatte gehofft sie wären am Strand und würden von all dem nichts mitbekommen, aber das Schicksal stellte sich offensichtlich gegen mich.

„Lucius. Das Mädchen fragt nach dir. Sie trägt keinen Namen und weiß auch nicht mehr was geschehen ist. Ihre Erinnerungen wurden verändert, sie ist nun im Glauben, dass sie adoptiert wurde auf Grund dessen das sie keinerlei magische Fähigkeiten hat.", durchbrach Gaëls Stimme die anhaltende Stille in der Bibliothek.

Entre ombre et lumière Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt