Der Weg

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-Louannes Sicht-

Es war mitten in der Nacht, als ich aus einem erneuten Traum hochschreckte. Ich warf einen prüfenden Blick zu Severus, der seelenruhig zu schlafen schien. Leise schlich ich mich aus dem Zimmer. Meine Augen brauchten eine Weile bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich lauschte an Papas Tür. Das leise Schnarchen verriet mir, dass er zuhause geblieben war und nicht wie erwartet im Hospital. Kurz überlegte ich ob es klug wäre ihn zu wecken, entschied mich aber dann es bleiben zu lassen. Unschlüssig biss ich mir auf die Lippen, sammelte all meinen Mut zusammen und rannte los hinunter und hinter das Anwesen zu den Ställen. Schwer atmend kam ich dort an und ging sofort zu Sundancers Box.

„Sunny? Bist du wach?"

„Soleil was machst du hier?" Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu Avalons Box.

„Lune was machst du im Stall?", fragte ich verlegen.

„Mich verstecken und du?"

„Ich konnte nicht schlafen und ähm, Père oder Sev wollte ich nicht wecken.", antwortete ich verlegen.

„Komm her. Was raubt dir den Schlaf?" fragte er liebevoll und öffnete die Box. Unsicher kam ich seiner Aufforderung nach. Nachdem Vorfall heute hatte ich Angst vor meinem eigenen Bruder. Besser gesagt ich hatte Angst davor, dass er so war wie die Männer die Chloé all das angetan hatten.

„Luc können wir ein ehrliches Gespräch führen? Damit meine ich, dass du mir nichts verheimlichst was in England vor sich geht. Bist du so wie diese Männer?", wisperte ich leise und unterdrückte die Tränen die in mir aufstiegen.

„Nein Soleil. Wäre ich so wie sie, hätte ich Chloé ohne zu zögern getötet.", antwortete er monoton.

„Sie haben sie vergewaltigt, oder?", hakte ich nach und schmiegte mich an Avalons Brust. Ich war zu klein um es Lucius gleichzutun. Der Herzschlag von Alavon beruhigte mich jedoch ein klein wenig. Lucius Blick wurde kalt und undurchschaubar. Ich hatte mich daran gewöhnt und dennoch fühlte es sich an, als wenn mir jemand ein Messer in mein Herz rammen würde. Ich vermisste diese ruhigen liebevollen Blicke. Jener Blick der auf mir lag, wenn ich so wie heute nicht schlafen konnte.

„Chloé ist Yaxleys Tochter. Zu seinem Bedauern eine Squib. Sie war sozusagen seine persönliche Sklavin und hatte zu tun was man ihr sagte. Ja sie haben sie vergewaltigt und das nicht nur einmal. Sie wurde behandelt wie Abschaum. Chloé hat angefangen sich zu wehren. Wohl weil sie allmählich erwachsen wird und bemerkt hat, dass all das falsch ist. Der Grund warum sie getötet werden sollte. Ich habe Angst Louanne. Angst davor, dass sie mich eines Tages dazu zwingen genau das zu tun. Wehrlose Frauen und Kinder zu schänden. Ich nehme den Cruciatus in Kauf, nur um dem zu entkommen. Denn jedes Mal wenn ich diese hilflosen Frauen, teils auch Kinder, sehe, habe ich dich vor Augen. Ich habe dir versprochen dich niemals alleine zulassen. Ich habe dafür gesorgt, dass jemand an deiner Seite ist, sollte ich eines Tages nicht wieder kommen. Abraxas würde nicht davor zurückschrecken mich zu töten. Aber bevor ich eine Frau gegen ihren Willen anfasse, sterbe ich lieber.", erzählte Lucius leise und drückte sanft meine Schulter. So sehr ich gegen die Tränen gekämpft hatte, am Ende verlor ich den Kampf. Leise schluchzte ich und versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Sev ist nicht du Lune.", flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme und griff nach seiner Hand, die bis eben auf meiner Schulter ruhte.

„Das ist wahr. Ich bin ein Unikat.", scherzte er und ging vor mir in die Hocke.

„Lass und eines festhalten. Bis zu meiner Eheschließung komme ich jeden Tag hier vorbei. Möglicherweise werde ich an manchen Tagen nicht gänzlich anwesend sein. Dennoch will ich die Zeit, die mir in Freiheit bleibt mit meiner kleinen Schwester verbringen. Du bist mein Licht in der Dunkelheit. Ich brauche ein paar schöne Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, um die Hölle in England zu überleben.", setzte er liebevoll nach und zog mich in seine Arme.

Entre ombre et lumière Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt