2. Kapitel - Dort, wo Monster schliefen

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Eine Zeit saßen wir zusammen am See, bis es zu kalt wurde. Auch gingen die Lichter des Camps langsam aus und ich spürte die Müdigkeit in mir wachsen. Zwar hatte ich nicht unbedingt harte Arbeit an diesem Tag geleistet, doch die Tochter meines Vaters zu sein, war anstrengend genug. Ich hoffte, dass jeder wusste, was ich damit meinte.
Mein Vater war eine anstrengende Person, doch ich liebte ihn. Ebenfalls musste ich mir eingestehen, dass ich oftmals nicht besser war.

Jetzt gerade werde ich es mir nicht eingestehen, entschloss ich, da ich den Sturkopf meines Vaters geerbt hatte.

"Ich bin müde", sagte ich, setzte mich etwas aus.
Ich saß zwischen Newts Beine, während er mich von hinten umarmte. Er strahlte eine angenehme Wärme aus, dennoch wurde der Boden langsam zu kalt. Allein das hätte mich jedoch nicht daran gehindert, weiter an Newt gelehnt zu sitzen, doch ich war müde.
Newt reagierte auf meine Worte sofort und zusammen standen wir auf. Ich griff nach seiner Hand und wir entfernten uns vom Strand, das Wellenrauschen verfolgte uns. Die Sterne spendeten in dieser Nacht ausreichend Licht und schnell waren wir zu den Betongebäuden gekommen. Interessanterweise waren die meisten von ihnen noch instand, wie auch in den Städten oft die Häuser aus Beton im besten Zustand waren.
So gingen wir durchs Lager, welches schlief. Als Newt bei seinem Haus war, das er sich mit ein paar anderen teilte, verstärkte ich den Griff um seine Hand.
Der Junge blieb verwirrt stehen, aber ich zog ihn mit mir mit. Er stolperte ein wenig, doch ich wollte, dass er heute bei mir schlief. Auch Newt schien das langsam zu realisieren, denn als ich beim Haus war, das ich mir mit meinem Vater teilte, stemmte er sich gegen mich. Ich drehte mich um und sah Newt entgegen, der akut mit seinem Kopf schüttelte.
Ja, auch wenn er sich in letzter Zeit etwas zu gut mit meinem Vater verstand, schien er hier eine Grenze zu sehen. Also eine Grenze, dass er im nächsten Schießtraining nicht als lebendige Zielscheibe fungieren wollte.

Ich hätte jetzt gerne gesagt, dass diese Worte übertrieben sind, aber das wäre eine Lüge gewesen.

"Das werde ich nicht überleben!", flüsterte er in einem scharfen Tonfall, doch ich rollte mit meinen Augen.
"Solange wir nicht nackt in einem Bett zusammen liegen, wird er nichts sagen."
"Ja, genau", kam es wenig überzeugt, "Zu dir wird er nichts sagen, aber ich werde dann gegen eine Wand gedrückt."
Eine kurze Zeit standen wir uns gegenüber. An Newts Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er eine ähnliche Erfahrung bereits durchlebt hatte. Dennoch, ich wollte Newt bei mir haben.
"Bitte?", fragte ich flehend, drückte meine Unterlippe nach vorne.
"Du kannst in meinem Bett schlafen?"
"Einen Raum, den du dir mit Thomas und Pfanne teilst, nein danke", meinte ich, "Bitte?", versuchte ich es wieder und vor Newt stehend, nahm ich seine beiden Hände in meine, dann setzte ich mein liebstes Gesicht auf.
Eine Weile geschah nichts, zumindest, bis ich meine schmollende Unterlippe in Kombination mit meinen großen Augen auspackte. Newts Blick wurde strenger, aber schlussendlich knickte er ein.
"Hör' auf!", probierte er es noch, doch ich wusste, dass ich gewonnen hatte, also fragte ich süß: "Also?"
Sein Kiefer spannte sich an. Einen Moment lang dachte ich, dass er ein zuckendes Auge bekommen würde, aber dann stieß er ein "Na gut!" aus.
Ich hätte beinahe aufquieken können, doch Newt setzte drauf: "Und wir schlafen nur nebeneinander."
"Als würde ich anderes vorhaben", sagte ich, "Oder vielleicht hab' ich das...?"
Ich hob meine Augenbrauen neckend und als sich Newt nach hinten lehnen wollte, zog ich ihn zu mir und leise ins Haus.
"Nein, alles gut, ich bin müde", sprach ich heiter und wollte wirklich nicht wissen, welche Gespräche Newt mit meinem Vater gehabt hatte. Wahrscheinlich so etwas, wie, wenn ich von ihm schwanger werden sollte, dass er ihn töten würde und aus seinen Knochen und Haut einen Kinderwagen bauen würde. Jedoch, Newt sollte sich nicht ins Hemd machen, mein Vater ebenso nicht. Es gab unzählige andere Beschäftigungen für Paare, mit denen man nicht schwanger werden konnte, und auch konnte man nicht in allen Phasen seines Zyklus schwanger werden, zumindest sehr wahrscheinlich.
Woher ich all dies wusste, war nicht relevant, denn es meinem Vater zu erklären, hatte keinen Nutzen. Auch bei Newt nicht.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt