22. Kapitel - Diese Schuld lässt sich nicht begleichen, nie...

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Es war eine unausweichliche Situation für uns; wir müssten Teresa für unsere Zwecke benutzen, anders würde es nicht funktionieren. Und nachdem auch sie das verstanden, realisiert hatte, war sie unserer nächsten Aufforderung nachgegangen.
Wicked wusste, dass wir in der Stadt waren, und das hatte einen bestimmten Grund: Wicked hatte uns markiert. Etwas, das wir bereits wussten, denn in unserem Nacken war ein Code versteckt. Eine Art Chip, der von bestimmten Geräten gelesen werden konnte. Meistens bestand dieser Code aus Nummern. Ich sagte meistens, denn ich hatte einen anderen bekommen.

"Hach, unser kleiner Stern", flüsterte Jansons Stimme in meinem Kopf.
Ich kniete wieder im brennenden Lager des Rechten Arms, nachdem uns Wicked angegriffen hatte. Es war vorbei, das hatten wir zumindest geglaubt.

Jetzt war ich hier und ich verabschiedete die Erinnerungen der Vergangenheit. Nun, ich versuchte es, denn Teresas Gesicht erinnerte mich die ganze Zeit daran. Sie würde unsere bescheuerten Erkennungs-Chips im Nacken entfernen, und ich war absolut nicht angetan, dass die Verräterin meinen Nacken anfassen würde, und zwar mit einer scharfen Klinge. Zu gerne würde ich diese in Teresas blaue Augen rammen, die absolut nicht unschuldig waren. Sie war eine Verräterin, hatte alles zerstört.
Nachdem wir das Labyrinth hinter und gebracht hatten, danach die Brandwüste, waren wir endlich zum Rechten Arm gekommen, mein Zuhause. Dort hatte sie uns verraten, anstatt sich zuvor Wicked auszuliefern. Auf unserer Reise hätte sie dazu zumindest die Möglichkeit gehabt, denn in Jorges altem Wohnsitz hatte uns Wicked gefunden. Janson war schön mit seinem Helikopter über unsere Köpfe hinweggeflogen.
Genau dort hätte sich Teresa von uns abseilen können. Friedlich hätte sie zu Wicked laufen können, auch wenn sie gewusst hatte, dass der Rechte Arm in den Bergen war. Ich wäre lieber auf fairem Wege mit Wicked konfrontiert worden, als von einem Mitglied meiner eigenen Gruppe verraten zu werden.

Teresa kann man nie wieder vertrauen, beschloss ich und es war mir egal, welchen Grund sie für ihren Verrat gehabt hatte.
Manche Menschen hatten keine zweite Chance verdient; für diese Menschen war kein Platz im Happy End einer Geschichte reserviert. Nicht alle bösen Menschen müssten eine Kehrtwende am Ende machen. So war das Leben eben.
Für alles gab es einen Grund, doch diesen musste man nicht immer rechtfertigen.

"Dieser Blick ist tödlich. Da kann man ja froh sein, dass deine Waffe nicht um deiner Hüfte ist", erklärte mir im nächsten Moment Liv, während wir dabei zusahen, wie sich Thomas als Vorletzter von Teresa den Chip entfernen ließ. Sie warnte ihn, dass es wehtun würde, doch er erwiderte, dass sie es bloß tun sollte. Sie saßen in der Mitte des Raumes, wir anderen hatten uns von ihr distanziert.
"Ich mach' das nicht", beschwerte ich mich, aber Liv neben mir erwiderte: "Du wirst es müssen. Schau, ich mag es auch nicht, aber ohne Chip im Hals, wie irgendein Köter, komme ich hinter diese Mauern, wo Minho ist. Auch hat es gar nicht so wehgetan."
Während sie sprach, ging mein Blick weiterhin nach vorne, dann kurz zu Brenda und Jorge, die sich miteinander unterhielten. Jorge hielt den Schlüssel vom Jeep, mit dem wir hergekommen waren, in der Hand und er würde noch heute dem Rechten Arm entgegenfahren. Mit diesem hatte ich alles besprochen, jetzt müsste ich ihnen nur mehr über Funk mitteilen, dass alles mit Teresa geklappt hatte und wir unseren Plan in die Wege leiten könnten. Der Plan, Wicked zu zerstören und das ein für alle Mal.
"Es geht ums Prinzip", sagte ich, blickte nach rechts zu Liv. Diese hielt sich ein Tuch gegen den Nacken, das einen roten Blutfleck hatte und ihre dunklen Augen, die über meinen waren, sahen in meine.
"Ich weiß", ihre Stimme klang ruhig, "trotzdem brauchen wir Teresa, wenn auch nur für die nächsten paar Stunden. Dann ist es egal, was mit ihr passiert."
"Nach dieser Nacht wird es schwerer sein, sie zu töten."
"Warum? Meldet sich gerade dein Gewissen zu Wort?"
"Ich habe ein Gewissen!", erwiderte ich scharf, vielleicht etwas zu scharf, "Und das ist das Problem! Versteh' mich nicht falsch, ich würde nicht zögern, sie umzubringen, aber es würde sich nicht mehr genauso gut anfühlen, weil sie uns geholfen hat. Vielleicht verstehst du es ja irgendwie..."
"Hm", begann Liv und warf einen Blick auf das Tuch in ihrer rechten Hand, dann sah sie sich im Raum um. Ihr Blick blieb bei Gally hängen, der sich gerade mit Pfanne unterhielt, und sie murmelte: "Ich verstehe dich, leider. Nachdem sich herausgestellt hat, dass der Strunk da vorne doch ein Herz hat, sowie logische Schlüsse ziehen kann, fühlt es sich nicht mehr so gut an, wenn ich daran denke, ihn zu nerven. Es wird mir für den Rest meines Lebens Freuden bereiten, Gally zu nerven, aber er riskiert heute sein Leben für Minho."

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt