30. Kapitel - Phase-zwei?

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Rosalys Sicht:

Schritt für Schritt bewegte ich mich durch den Keller. Meine Taschenlampe erleuchtete mir den Weg, denn ich wollte kein Licht anmachen. Die rot-leuchtenden Lichtschalter erinnerten mich jedoch stetig daran, dass Licht eine Möglichkeit war.
Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Umgebung. Meine Ohren vernahmen das Summen unterschiedlichster Geräte und meine Augen landeten auf einer Reihe von grauen Schaltschränken. Sie waren groß, größer als ich, und an der Außenseite waren kleine Lichter angebracht, die grün blinkten. In der Zwischenzeit hatte sich der Gitterboden in einen normalen Kellerboden aus Beton verwandelt, wenn das Gitter auch immer noch bei den vielen Maschinen rechts von mir zu sehen war. Links waren die Schaltschränke und ich strebte die Tür vor mir an.
Der Schein der Taschenlampe schweifte kurz nach rechts und ich entdeckte Geräte, welche ich als Pumpen identifizieren konnte. Sie summten laut, was ein Klingeln in meinen Ohren auslöste, doch ich kannte solche Geräusche bereits. Des Öfteren war ich mit Sara und Marc in Technikzentralen gewesen.

Marc...

Mein Herz zog sich an dem Gedanken an ihn zusammen. Die Wunde seines Tods war noch frisch und ich würde den Anblick nie vergessen können, als Wicked den Rechten Arm angegriffen hatte.
Wie wilde Tiere hatte sie uns zusammengepfercht und uns töten wollen. Marc war in Saras Armen gestorben und noch viele weitere hatten in dieser Nacht ihr Leben gelassen. Alles nur, weil Teresa sich dazu entschlossen hatte, Ava Paige in den Arsch zu kriechen. Bereits gerettete Kinder hatten zurück zu Wicked gemusst, oder waren beim Angriff ums Leben gekommen.

Was hast du damit also erreicht, Teresa?

Sie hatte Wicked ein Geschenk machen wollen, doch Teresa verstand das Spiel nicht, welches wir spielten. Klar, sie wusste viel über die Welt und wie sich der Brand entwickelte, da sie für Wicked arbeitete, doch sie wusste nicht, was es hieß, in der Brandwüste ohne Hilfe zu leben.
Hilfe, sagte ich, wenn viele auch lieber sterben würden, bevor sie Hilfe von Wicked annehmen würden. Von außen erschien sie wie ein freundlicher Hund, doch würde man die Hand ausstrecken, um ihn zu streicheln, würde er diese einem abbeißen. Der Hund würde die Hand vertilgen, denn das machte Wicked. Sie nahm die Welt aus, vergrößerte ihre Macht, indem sie ihre Tyrannei ausbreitete.
Heute würde all dies enden, und so setzte ich meinen Weg fort.
Über mir befanden sich viele Rohre. Einige waren mit Kühlsole, andere mit Dampf gefüllt. Diese Rohre waren schwarz oder silbern isoliert, dennoch war es stickig und warm in der Technikzentrale.
Meine Füße trugen mich zur nächsten Tür. Der Lampenschein wurde kleiner, bis auf der metallenen Türe nur mehr ein weißer Kreis zu sehen war.
Es handelte sich um eine normale Brandschutztür, die in den nächsten Raum führte. Meine rechte Hand drückte die silberne Klinke nach unten und ich öffnete die Tür. Diese war schwer, doch schnell war ich im nächsten Raum.
In diesem angekommen, stellte ich fest, dass es kühler war. Gleichzeitig war keine von selbst leuchtende Beleuchtung angebracht, warum in meinem Inneren Anspannung wuchs.
Es war eine leicht gruselige Stimmung, als ich über den Betonboden schritt. Meine Schritte erzeugten kaum ein Geräusch, meine Atmung kam mir ruhig über meine Lippen. In der Dunkelheit ließen sich weniger Geräte ausmachen als im vorherigen Raum. Es handelte sich mehr um einen Raum voller Rohre.
Es war ein länglicher Raum, wie ein Gang, der auf beiden Seiten Türen besaß. Der Gang war dermaßen lang, dass der Schein meiner Lampe das Ende nicht beleuchtete. Licht strömte ins Leere, bis es von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Selbst Licht ist nicht vor Wicked sicher...

Das einzige Licht kam von den roten Lichtschaltern, als ich den Gang entlangschritt. Die Luft roch abgestanden und ich glaubte, die wenigen in der Luft tanzenden Staubpartikel auf meiner Zunge schmecken zu können. Trotz des Temperatur-Abfalles bildete sich eine dünne Schweißschicht auf meiner linken Handinnenfläche, die die Taschenlampe umschloss.
Der Schein der Lampe richtete sich auf die erste Tür rechts von mir. Es handelte sich um die Raumnummer 0003, und laut dem Gebäudeplan wusste ich, dass eines meiner Ziele hinter dieser Tür lag.
Es gab jedoch ein Problem, und zwar, dass der Türknauf rund und keine Klinke war. Der rote Lichtpunkt am Karten-Sensor neben der Tür bestätigte mir, dass die Tür weiterhin gesichert war, weswegen ich innerlich seufzte.
Ich griff anschließend zu meinem Funkgerät und schaltete auf Kanal vier um. Mein Daumen drückte den Knopf nach unten, dann erklang meine Stimme im leeren Gang: "Lawrence, hier Rosaly."
Es brauchte nicht lange, bis die Antwort erklang: "Was gibt's, liebe Geschäftspartnerin?", fragte er und wie immer klang seine Stimme monoton, etwas geheimnisvoll, böse, gleichzeitig schmeichelhaft.
"Ihr habt nicht zufällig schon auf die Tür-Sperrungen im untersten Kellergeschoss Zugriff? Ich stehe vor der Tür 0003."
"Lass mich nachfragen."
Nach diesen Worten wartete ich eine Zeit. Ich hoffte, dass Lawrences Gruppe bereits komplett im System war, denn so würde ich mir die Arbeit ersparen, selbst die Türen zu entriegeln. Zwar hatte ich mein Tablet und nötige Elemente in meinem Rucksack, doch Zeit war kostbar. Vor allem heute.
"Heute ist dein Glückstag; wir sind drinnen", erklärte mir Lawrence folglich.
"Gut", erklang meine Stimme, "könnt ihr mir alle Türen öffnen, die oberste Sicherheitsstufe verlangen?"
"Man könnte meinen, du hättest etwas Böses vor, Rosaly vom Rechten Arm", Lawrence klang gespielt überrascht und im darauffolgenden Moment wechselte der Lichtpunkt von rot auf grün.
Ich drückte die Tür auf, als Lawrence weitersprach: "Wir können die Türen nicht die ganze Zeit entsperren. Funk' uns an, wenn du in den nächsten Raum musst."
"Werde ich machen."
"Lass Wicked brennen."
"Das werde ich ebenfalls erledigen", war meine Antwort, als ich im Raum hinter der Tür verschwand.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt