33. Kapitel - Als der Boden unter den Füßen verschwand

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Der helle Gang erstreckte sich vor mir, die Luft fühlte sich schwer an. Mein Herz war zu einem Stillstand gekommen und die Sekunden schienen stillzustehen, als mein Blick auf Minho fiel. Ein Flackern von Ungläubigkeit huschte über mein Gesicht, gefolgt von einem plötzlichen Ansturm von Emotionen, die mich beinahe überwältigten.
Mein Herzschlag beschleunigte sich plötzlich, als ich den mir bekannten Jungen musterte, den wir so lange gesucht hatten. Ein Lächeln bahnte sich den Weg auf meine Lippen, meine Augen füllten sich mit einem Mix aus Freude, Erleichterung und einem Hauch von Tränen.
Minhos Anblick traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Ein Moment der Erkenntnis, dass das, wonach wir uns gesehnt hatten, endlich Wirklichkeit geworden war. Ich hatte mich gefragt, ob wir Minho überhaupt finden würden, und jetzt hatte er uns gefunden.
Ich ignorierte das zerbrochene Glas der Scheibe sowie die Gefahr um uns herum. Immer noch befanden wir uns in Wickeds Tower, doch es war unwichtig. Wichtig war nur Minho, der vor uns stand.
Minho sah fertig aus und ich wollte mir gar nicht vorstellen, was Wicked ihm angetan hatte. Seine Augen erschienen müde, doch gleichzeitig mit Unglaube gefüllt zu sein. Jedoch war es kein Traum, dass Minho nun vor uns stand. Thomas und ich hatten es geschafft, wir hatten Minho im ausgebrochenen Chaos gefunden.
"Minho!", rief Thomas neben mir, was mein Weckruf wurde.
Zusammen stürmten wir auf Minho zu. Die letzten Schritte waren wie ein Befreiungsschlag, als wir einander endlich erreichten. Thomas und ich umarmten Minho, der seine Arme um uns schlang. Es wurde zu einem Wiedersehen mit meinem besten Freund, der verloren und nun wiedergefunden war.
"I-ist das real?", fragte Minho, als wir Abstand zwischen uns gebracht hatten, er seine Hände jedoch immer noch auf den Schultern von Thomas und mir hatte.
Minho konnte nicht unterscheiden, ob es sich um einen Traum oder Wirklichkeit handelte. Und gerade, als ich ihm antworten wollte, kamen plötzlich drei Maskierte um Ecke gestürmt. Alle zielten sie mit ihrer Waffe auf uns und der Mann an der Front brüllte: "Da sind sie, hier sind sie!"
"Scheiße!", stieß ich aus und zu dritt flüchteten wir.

"Hier lang, kommt schon!", brüllte Thomas, als wir um die nächste Ecke hetzten. Unsere Schritte hallten laut in den hellen Gängen wider, als wir vorwärts stürmten. Die schnelle Abfolge meiner Atemzüge vermischte sich mit dem Getöse unserer Schritte, während der Puls in meinen Ohren dröhnte. Immer noch war ich geschwächt, doch ich trieb mich weiter an.
"Stehenbleiben!", verlangten unsere Verfolger, doch wir dachten gar nicht daran.
Die Anspannung lag greifbar in der Luft, als wir uns gemeinsam vorwärtstrieben. Jeder Schritt fühlte sich wie ein Rennen gegen die Zeit an. Unsere Atemzüge verschmolzen zu einem gleichmäßigen Rhythmus, während unsere Blicke entschlossen auf das Ziel gerichtet waren. Ein unbestimmtes Ziel, denn wir wollten nur weg von Wicked.
Immer wieder liefen wir um Ecken und Thomas schien den Weg anzustreben, über den wir hergekommen waren, doch alle Ausgänge waren durch Teresa verriegelt worden.
"Weiter!", rief ich, doch plötzlich tauchte vor uns im Gang Janson auf, der das Feuer eröffnete.
Kugeln prallten an den metallenen Wänden ab und wir duckten uns. Thomas öffnete eine Tür, schrie: "Hier rein, kommt!", und das ließen Minho und ich uns nicht zweimal sagen.
Wir verschwanden in einem kleinen Labor. Vor uns eine Glasfront und das Licht war blau. Zum Umschauen blieb keine Zeit, denn als Thomas die Tür verriegelt hatte, hämmerte Janson bereits dagegen. Die Schläge vermischten sich mit meinem Puls und Hitze breitete sich in meinem ganzen Körper aus.
Ich bemerkte, wie mir schwummrig wurde, doch ich musste fokussiert bleiben.

Nicht aufgeben!

"Newt!", verlangte Minho und zusammen hievten wir ein metallenes Regal vor die Tür. Als es auf den Boden donnerte, erschauderte das ganze Gebäude.
"So viel Kraft haben wir nicht", meinte Minho, mit dem Blick auf das kleine Regal gerichtet, während ein weiterer Knall das Gebäude durchschüttelte. Minho hielt sich an der Wand fest, befürchtete anscheinend, dass das Gebäude einstürzte.
"Keine Sorge, das gehört zum Plan", versicherte ich ihm, "Rosaly will das Gebäude in die Luft sprengen."
Anschließend gingen Minho und ich rückwärts, immer die Tür im Blick. Ein Husten wollte sich den Weg hinauf in meine Kehle bahnen, doch ich unterdrückte es. Mein Herz versuchte, mit meinem Körper mitzuhalten, doch der Brand breitete sich in mir aus. Das Virus verteilte sich in meinem Körper und mir wurde bewusst, dass ich mich nicht so verausgaben hätte sollen.
"Scheiße...", murmelte Thomas, hinter uns die Glasfront. Vor uns wurde plötzlich die Tür aufgeschnitten. Ein dröhnendes Geräusch, das mich in Panik versetzte. Orange Funken flogen durch die Luft.
Ich fuhr mir durch mein verschwitztes Gesicht, blickte zu Thomas, der aus der Glasfront nach unten blickte.
"Irgendwelche Ideen?", fragte Minho uns.
"Springen wäre eine Möglichkeit", meinte Thomas und ich sah ihn so an, als wäre er verrückt. Ich schritt an die Glasfront heran, entdeckte am Grund einen großen Brunnen.
"Das ist wahnsinnig", erklärte ich.
"Besser als das hinter der Tür!", erklärte Thomas und zusammen schmiss er mit Minho einen großen Sauerstofftank gegen das Glas. Dieses zersprang in Millionen von Einzelteilen und zu viele Sekunden verstrichen, bis der Tank im Brunnen versank.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt