29. Kapitel - Die wachsende Anspannung

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Meine Ohren vernahmen klackernde, metallene Geräusche, während ich die Treppe nach unten schritt. Mit mir führte ich nur meinen Rucksack mit Sprengstoff, das Tablet und meine Pistole. Diese war in einem Holster an meiner rechten Hüfte und auf der anderen Seite hatte ich drei weitere Magazine, wenn der heutige Plan auch nur vorsah, eine einzige Kugel in Paiges Kopf zu versenken.
Mein Atem kam mir leise über die Lippen, während mein Blick auf meine Füße gerichtet war. Diese waren in dunkle Schuhe gehüllt. Bei jedem Aufprall spürte ich das leichte Nachgeben der Treppe, anschließend vernahm ich das klackernde Geräusch. Das Treppenhaus war in einem roten Licht beleuchtet und schien eine Notfalltreppe zu sein. Mich hingegen brachte sie zu meinem Ziel: die Gastanks.
Ich wusste, dass Wickeds Tower solche Anlagen besaß und weitere, die allesamt entzündlich wären. Der Tower war schließlich ein gigantisches Labor, und für Experimente benötigte man unterschiedliche Gerätschaften.
Mir kam das alles nur recht, denn ich würde erst ruhig schlafen können, wenn dieses Gebäude zerstört wäre. Jedoch, bis es so weit wäre, müsste ich noch einiges erledigen.
Ich glaubte nicht, dass die alleinige Sprengung der Leitungen ausreichen würde, um das komplette Gebäude abzureißen, zumindest in meiner gewünschten Geschwindigkeit. Ebendeswegen würde ich weitere Sprengstoffkörper verteilen. Einige ebenfalls im Keller, die ich zuerst betätigen würde, um für Chaos zu sorgen. Anschließend würde ich im ganzen Tower Sprengkörper verteilen, dann Ava Paige suchen.
Der finale Schlag würde die komplette Sprengung werden, nachdem Paige ihren letzten Atemzug gemacht hatte. Aber würde auch ich meinen letzten Atemzug machen? Inwiefern würde es mir möglich sein, meinen Plan ohne Komplikationen durchzuführen?
Ehrlich gesagt, ich hatte keinen blassen Schimmer. Mein einziges Ziel war es, Wicked zu vernichten, selbst dafür verantwortlich zu sein. Klar, mein Herz zog sich an dem Gedanken zusammen, heute zu sterben, meine Familie und Freunde zu verlassen. Ich wollte nicht daran denken, was mein Vater durchmachen müsste. Ich wusste, dass er schon einmal geglaubt hatte, ich wäre gestorben, und es hatte ihn zerstört. Dieses Mal wäre es Realität.
Noch einmal zog sich mein Herz zusammen, als ich an Newt dachte. Wie er wohl reagieren würde, würde er ohne mich sein? Er würde damit umgehen können, oder?
Schließlich hätte er seine Freunde, Minho eingeschlossen, und den Rechten Arm, meine Familie. Auch die anderen würden mit meinem Tod umzugehen lernen, und zu guter Letzt wäre ich nicht umsonst gestorben.
Die anderen würden die heutige Mission schon meistern, zusätzlich würde der Rechte Arm mit Jorge kommen.

Sie werden es schaffen.

Mit diesem Entschluss warf ich die Gedanken an meinen Tod beiseite. Ich schritt die Treppe weiter hinab und bei jeder Tür, die Stockwerk für Stockwerk in meine Sicht kam, wurde ich nervös. Ich hoffte, nicht entdeckt zu werden, doch niemand sollte sich im Keller aufhalten.
Dieser war in drei Stockwerke gegliedert und in allen drei würde ich meinen Sprengstoff verteilen. Ich würde im untersten Stockwerk beginnen, wo sich die Gastanks befanden. Diese würden unter anderem Methan beinhalten, was unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten für ein Unternehmen wie Wicked bereithielt. Auch Wasserstoff oder Propylen sollten von Wicked benutzt werden.
Viel wusste ich jedoch nicht über Chemie und die neueste Technik, zumindest in medizinischer Hinsicht. Wir hatten zwar neben der verstorbenen Mary Cooper im Rechten Arm noch andere Wissenschaftler, doch ich hatte ihnen als Kind wenig Beachtung geschenkt. Für mich war das Wichtigste gewesen, von meinem Dad auf Missionen mitgenommen zu werden. Dafür hatte ich trainiert und alles gegeben.
Man könnte behaupten, dass es mich geprägt hatte, die Tochter vom Anführer des Rechten Arms zu sein. Von klein auf hatte ich die Philosophie mitbekommen, alles dafür zu tun, um Wicked von dieser Welt zu verbannen. Ich hatte immer so sein wollen wie mein Vater, der mich jedoch immerzu beschützen hatte wollen. Ich hatte ihm zuerst beweisen müssen, dass ich in der Lage wäre, bei Missionen nicht zu sterben, was ich geschafft hatte.
Ich hatte das Schießen und Kämpfen gelernt. Marc und Sara hatten mir die technischen Geräte erklärt und von meinem Vater hatte ich beigebracht bekommen, Pläne zu schmieden. Für mich hatte es als Kind nichts anderes gegeben. Ich hatte keine Freunde meines Alters gehabt, obwohl es immer Kinder bei uns gegeben hatte. Diese hatten mich jedoch nicht verstanden. Sie waren von Wicked befreit worden, und ich hatte so nah wie möglich an Ava Paige herankommen wollen.
Ich war keinen anderen Beschäftigungen nachgegangen, wie mir von den Wissenschaftlern Dinge erklären zu lassen. Erst auf der Lichtung hatte ich mich das erste Mal mit anderen Beschäftigungen auseinandersetzen müssen. Ich war ein Hackenhauer geworden und hatte Spaß darin gefunden.
Nun, vielleicht würde sich für mich noch einmal im Leben eine Möglichkeit ergeben, in der ich nur Rosaly und nicht die Rosaly vom Rechten Arm sein könnte.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt