43. Kapitel - Ich war nie die Heldin...

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Alles tat mir weh. Mein Körper schmerzte und jeder meiner Knochen schien gebrochen sein. Mein Kopf brummte. Ich wusste nicht, was passiert war, warum ich in dieser Dunkelheit lag.
Ich schien auf meinem Bauch zu liegen, denn als sich meine Handflächen bewegten, fuhr ich über kleine Steine. Meine rechte Wange war gegen den Untergrund gedrückt, und als ich meine Augen öffnete, musste ich sie wieder zusammenkneifen. Nicht, weil es zu hell war, sondern weil meine Augen sofort zu tränen begannen.
In der Finsternis wusste ich nicht, was meine Augen zum Tränen brachte, doch als ein Hustenreiz meinen Körper durchfuhr, bekam ich eine Ahnung. Ich erinnerte mich plötzlich, dass Wickeds Tower und das Hochhaus dahinter eingestürzt waren. Eine Unmenge an Staub muss also in der Luft liegen.

Aber wo ist das?

Langsam richtete ich mich auf, schrie aber sofort auf. Mein rechtes Handgelenk stach, gab unter meinem Gewicht nach. Ich landete abermals auf dem Boden und erinnerte mich, dass mein Handgelenk wahrscheinlich gebrochen war. Wahrscheinlich, obwohl ich gesehen hatte, dass es in einem hässlichen Winkel abstand.
Es war passiert, als ich mit Sara Wickeds Tower verlassen hatte. Lawrence Leute hatten begonnen, Raketen gegen den Tower abzufeuern, und eine hatte das Treppenhaus getroffen. Irgendwie hatten wir es aus dem Tower geschafft. Ich erinnerte mich, am Dach den Berk gesehen zu haben, und hoffte, dass Thomas es geschafft hatte.
Im besten Fall wären die anderen am Weg zur Küste. Sie wären aus der Gefahrenzone, was das einzig Wichtige für mich war. Jetzt müsste ich mich nur mehr um Sara sorgen.

Sara!

Angst breitete sich in meinem Inneren aus. Unsere Flucht in die U-Bahnstation war harsch gewesen. Ich erinnerte mich, die Rolltreppe mit Sara nach unten gelaufen zu sein, bis Wickeds Tower uns das andere Haus uns vergraben hatten. Ich war die letzten Treppen nach unten gesprungen. Am Boden angekommen, hatte sich die ganze Welt gedreht, dann war alles schwarz geworden.
Ich hatte keine Luft mehr bekommen, geglaubt, vom Tower erschlagen worden zu sein, doch nur der Aufprall schien meine Lunge flachgedrückt zu haben. Ich hatte einen wunderbaren Bauchklatscher hingelegt. Auf Beton.
Kein Wunder, dass mir schwummrig war. Zusätzlich war mir schlecht. Die Übelkeit verstärkte sich, als ich mich aufrichtete und hektisch begann, Sara zu suchen. In der Dunkelheit tastete ich den Boden auf. Sie war vor mir gewesen, also müsste sie hier irgendwo liegen.

Was wenn ihr etwas passiert ist?
Nein, nein, nein...

Ich schüttelte meinen Kopf; ich müsste ruhig bleiben, Hier und jetzt Panik zu bekommen, würde niemandem von uns helfen.
Mein Herz raste in meiner Brust, es wollte meinen Körper verlassen, doch ich zwang mich dazu, einmal ruhig ein- und auszuatmen. Sofort zog sich meine Kehle zusammen. Abermals hustete ich, was mein Kopf nicht mochte. Mir wurde schwindelig, ekelhaft warm im Nacken. Wäre ich ohnmächtig geworden, hätte es mich nicht gewundert.
Die Schwärze vor meinen Augen flimmerte. Ich ignorierte es.
Meine Hände suchten hektisch die Gegend ab, während ich versuchte, meine Stimme zu erheben, doch zwecklos. Vielleicht war es die Angst, die meine Zunge lähmte, oder vielleicht sprach ich auch, doch war durch die einstürzenden Häuser taub geworden.
Im nächsten hektischen Atemzug, der meine Lippen spaltete, ertastete ich einen Fuß. Ich robbte vorwärts, wobei ich meine rechte Hand an meine Brust hielt. Meine Augen blickten einer undurchdringlichen Dunkelheit entgegen. Durch das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren kam es mir so vor, als wäre ich unter Wasser.
Meine linke Hand tastete Saras Bein nach oben. An ihren Oberkörper angekommen, stellte ich fest, dass sie auf ihrem Rücken lag. Sie reagierte nicht auf meine Berührungen und ich spürte die Angst in meinem Inneren größer werden. Sie erdrückte mich. Meine innere Stimme redete mir ein, dass ich abermals jemanden verloren hatte. Sara war gekommen, um mich zu retten, und dabei meinetwegen gestorben.
"Sara...", meine Stimme klang rau.
Ich bekam keine Antwort, warum ich die Frau stärker schüttelte. Mit jeder weiteren Sekunde wuchs die Verzweiflung in meinem Inneren. Nur der Gedanke, Sara zu verlieren, war ausreichend, dass ich bemerkte, wie meine Augen zu tränen begannen.
Schließlich hörte ich auf, die Frau zu schütteln. Ich legte meine Stirn auf ihre linke Schulter und wusste nicht, was ich tun sollte. Zu groß war die Angst, nachzusehen, ob Sara am Leben war. Ich könnte nicht damit umgehen, wenn sie tot wäre.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt